Als Religionswissenschaftler im Kreuzfeuer von Verschwörungsmythen – Ein Aspekt von Digital Religion

lichtung manche meinen lechts und rinks kann man nicht velwechsern werch ein illtum (Ernst Jandl) Am Freitag hatte ich ein faszinierendes – aber auch ein wenig bedrückendes – Erlebnis. Ich nahm an einem Expertenworkshop der Universität Mainz zum Thema “Digital Religion” mit der berühmten US-Forscherin Heidi Campbell teil. Verschiedene (Religions-)Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler wie Jun. Prof. Kerstin Radde-Antweiler (Uni Bremen) stellten dabei auch ihre Arbeiten vor. Das Ganze war hervorragend organisiert von Prof. Oliver Scheiding und Anja-Maria Bassimir (Mainz). Und so schilderte auch ich in einer Präsentation über die Erfahrungen als religionswissenschaftlicher Blogger von immer wieder erfreulichen Zugriffszahlen, vielen konstruktiven Kommentaren und auch Einladungen zu Vorträgen, Artikeln und Tagungen – aber auch von der zunehmenden Aggressivität von Verschwörungsgläubigen, sobald es um das Thema “Islam” ginge. Hierbei würden Links- und Rechtsextreme sowie religiöse Fundamentalisten längst so etwas wie eine “Querfront” gegen die Ideen der liberalen Demokratie und auch gegen Medien und Wissenschaften bilden, denen sie jeweils “Propaganda” oder “Verschwörung” unterstellten. Und noch “während” ich in Mainz darüber erzählte, bemühten sich zwei von ihnen, je auf Facebook und hier auf dem Blog diese Beobachtungen zu belegen… Hervorragender Workshop zum Thema “Digital Religion” am 17. Juni 2016 an der Universität Mainz. Foto: Michael Blume  

Heute im ZDF: unsere Hochzeit (und dazu eine Stellungnahme)

Vor ca. zwei Monaten habe ich geheiratet und zwar Natalie, deren deutsche Familie aus Schlesien stammt (somit kommen wir quasi beide “aus Polen” ins heutige Deutschland). Im Rahmen der Reihe “37 Grad” hat sich das ZDF für unsere Hochzeit wie auch für zwei weitere interessiert. Die Sendung über alle drei Paare wird heute (Di.) um 22.15 Uhr ausgestrahlt. Unsere Hochzeitsfotos haben wir am Holocaust-Denkmal in Berlin aufnehmen lassen und zwar aus guten Gründen. Die Redaktion von 37 Grad hat soweiter

“Seinerzeitige Wahrheit” und die Relativität der Moral

Mein Text zur Schreibmaschine als Mordmaschine hat mich auf weitere Gedanken zum Völkermord als Verwaltungsakt gebracht. Diese Gedanken drehen sich um die Frage der Ethik unter solch widersprüchlichen Umständen, wo das Verbrechen nicht als Vorfall ungeplant geschieht, sondern eben als Gesetz ganz bewusst vollzogen wird. Zu dieser Frage liegen bekanntermaßen viele gute Bücher vor, also will ich hier natürlich nicht bei Null anfangen, sondern nur einen Aspekt beleuchten, den ich, da mir nichts Besseres einfällt, die “seinerzeitige Wahrheit” nennen möchte.weiter

Holocaustleugnung: Der Abschluss?

Heute ist bei mir ein Brief der Staatsanwaltschaft eingegangen. Sie zieht offenbar den Vorwurf zurück. Offiziell heißt es, dass das Verfahren gegen mich eingestellt worden ist, und zwar “gemäß § 170 Absatz 2 der Strafprozessordnung”. Dieser Paragraph sieht so aus: (1) Bieten die Ermittlungen genügenden Anlaß zur Erhebung der öffentlichen Klage, so erhebt die Staatsanwaltschaft sie durch Einreichung einer Anklageschrift bei dem zuständigen Gericht. (2) Andernfalls stellt die Staatsanwaltschaft das Verfahren ein. Hiervon setzt sie den Beschuldigten in Kenntnis, wennweiter

Ernst Nolte, das Menschliche und Auschwitz

Vor kurzem habe ich hier die Historiker Timothy Snyder und Ernst Nolte in einen Vergleich gezogen und vermutet, dass dem Ersteren wegen dessen amerikanischer Siegerposition (unter anderem) ein ähnlich relativierender Ansatz weit besser gelungen ist als dem Letzteren. Diese Vermutung wird wohl nicht ganz abwegig sein und dennoch greift sie eindeutig zu kurz. Denn neben den Umständen wie dem zeitlichen und generationellen Abstand, der nationalen Identität etc. gibt es auch einen wesentlichen Unterschied zwischen den beiden, den ich nun darlegen möchte.weiter

Der Holocaust und sein Platz im Deutschen wie im Jüdischen

Wie soll der Holocaust ins Deutsche eingeordnet werden? Wie lässt es sich integrieren, ohne alles andere in den Schatten zu stellen bzw. zu verschlingen, zu banalisieren? Vor knapp fünf Jahren habe ich mich hier dieser Frage gewidmet und ein Deutschland jenseits von Auschwitz gesucht. Meine damalige, im Jakob-Kaiser-Haus des Bundestages verfasste und somit irgendwie auf Kosten des Steuerzahlers entstandene “Zeitreise durch Deutschland” möchte ich nun durch neuere Gedanken ergänzen. Wenn ich vom Deutschen und dem Jüdischen als theoretischen Geschwistern spreche,weiter