Evolution gehört in die Grundschule! Plädoyer für EvoKids und Big Family by Michael Schmidt-Salomon und Kolleginnen

Ende letzten Jahres traf ich Michael Schmidt-Salomon am Rande einer Tagung von Religionspädagoginnen und -pädagogen am PTZ Birkach – und binnen kürzester Zeit erinnerten wir uns an “gute, alte Zeiten”, in denen wir zum Beispiel in einer Talkshow diskutiert hatten. (Dem Vorsitzenden der Giordano-Bruno-Stiftung (GBS) auch widersprochen zu haben trug mir dabei eine ganze Reihe antitheistischer Hater ein – wofür MSS selbst aber nichts konnte.) Auch an den Solidaritäts-Post, als er und die GBS zeitweise scharf angegriffen wurden, erinnerte er sich gerne. Aber vor allem sprachen wir über laufende Projekte – über das Anliegen von EvoKids, die Evolutionslehre endlich auch an den Grundschulen zu vermitteln und über das Buch “Big Family”, das er gemeinsam mit Anne-Barbara Kindler dazu gestaltet hatte. Sofort fand es auch das Interesse anwesender Lehrerinnen – und das zu Recht!

Wissenschaft vs. Lückenfüller-Gott. Zum God of the Gaps-Rapvideo von Baba Brinkman

Immer wieder werde ich – sowohl von Religiösen wie Nichtreligiösen – gefragt, ob “Gläubige” eigentlich “Angst vor der Wissenschaft” haben müssten. Darauf antworte ich dann stets: Es kommt darauf an. Wer nicht zwischen den Formen und Funktionen von religiösen Mythen einerseits und wissenschaftlichen Theorien andererseits unterscheidet, für den sieht es nach einem Nullsummenspiel aus: Was eine Seite gewinnt, verliert die Andere. Gott schrumpft dann zu einem “Lückenfüller”, der sich nur noch in immer kleineren Nischen “verstecken” kann (ein Fehler des sog. “erkenntnistheoretischen Monismus”). Wer jedoch einsieht, dass wissenschaftliche Theorien haltbare Erklärungen und neue Technologien eröffnen, religiöse Mythen aber Sinn und Gemeinschaften – der kann beides als Win-Win-Spiel begrüßen, vertiefen, sogar als notwendig erkennen.

Jahresrückblick 2015: Das heftigste Jahr meines Lebens – und vielleicht auch das sinnvollste…

Es gibt sie also, diese Jahre, nach denen man die Welt für immer mit anderen Augen sieht… Und durch die man einfach durch muss, weil kaum Zeit zum Nachdenken bleibt, man einfach tut. Der Beruf führte mich 2015 in den Irak. Auf dem Flüchtlingsgipfel des Landes Baden-Württemberg in 2014 hatten alle Fraktionen des Landtags ihre Unterstützung für das Vorhaben signalisiert, bis zu 1.000 Frauen und Kinder aufzunehmen, die durch den so genannten “Islamischen Staat” traumatisierende Gewalt erfahren hatten, deren Familienstrukturen zerbrochen waren und denen vor Ort nicht mehr geholfen werden konnten. Und zum Jahresende 2014 fragten mich Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Staatssekretär Klaus-Peter Murawski, ob ich bereit wäre, die Leitung dieses Projektes zu übernehmen. Doch es gab einen “kleinen Haken”: In der Geschichte der Bundesrepublik hatte noch nie ein Bundesland ein solches Sonderkontingent umgesetzt. Es gab also jede Menge Bedenken und Warnungen und mancher Zyniker (ebenso wie die Unterstützer quer durch die Parteienlandschaft) hätte sich über ein Scheitern dieses Vorhabens auch erkennbar gefreut. Aber, Hand aufs Herz – wenn Sie gefragt worden wären, ob Sie bereit wären, Frauen und Kinder aus schlimmsten Umständen und manchmal gar vor dem Tod zu retten, hätten Sie “Nein” sagen können? Ich auch nicht. Und nachdem die Gelegenheit bestand, über die Weihnachtsfeiertage mit meiner Frau darüber zu sprechen – die das Projekt dankenswerterweise aus ganzem Herzen und bis zuletzt unterstützte – sagte ich also “Ja”.

Statt Adventskalender ein bisschen besinnliche Lyrik

Ich hatte in den letzten Jahren ja schon Probleme, Videos für meinen Adventskalender zu finden, außerdem hat Ute ja einen viel besseren zusammengestellt. Da habe ich mir dieses Jahr gedacht, ich trage euch lieber ein paar Adventsgedichte vor. “Advent” von Loriot ist quasi der Klassiker des Genres und spielt außerdem am Nikolaustag. Ich hoffe, ich komme dazu, noch einige andere Gedichte zu lesen. Wenn ihr also Wünsche und Vorschläge habt, immer her damit.

Das Erwachen des Mythos – Wie die Macht Star Wars zum globalen Kult erhob

In diesem Advent darf auch ich mich auf gleich zwei “heilige Abende” freuen. Am 24. Dezember wird es – so Gott will – gemeinsam mit Freunden einen klassischen Weihnachtsabend geben, komplett mit Gottesdienstbesuch, Musik, Mahl und Lesung aus dem Lukasevangelium sowie einer Bescherung. Doch schon eine Woche vorher, am 17. Dezember 2015, freue ich mich auf heilige Schauer: Dank Timo (danke!) habe ich eine Kinokarte für “Star Wars VIII: Das Erwachen der Macht”! Doch was ist das Geheimnis einer Filmserie, bei deren Erstausstrahlung ich noch kein ganzes Jahr alt war, die mich dann als Kind und Jugendlicher packte und nun auch meine Kinder an sich bindet (nur meine Frau bleibt bislang immun)? Es ist nicht übertrieben, einzuräumen: Ich bin auch deshalb Religionswissenschaftler geworden, um genau diese Faszination in einer doch angeblich “post-religiösen” Welt zu verstehen!

Überleben mit den Old Order Amish? Die Faszination von Preppern für eine christliche Tradition

Die Nationalisten des 20. Jahrhunderts träumten von weltumspannenden Imperien, doch die “neuen Rechten” des 21. Jahrhunderts jammern über ihren drohenden Untergang. In den USA hat sich bereits seit längerem eine bunte Szene von ultra-“besorgten Bürgern” entwickelt, die gemeinsam der Auffassung sind, dass “der Kollaps” nicht mehr aufzuhalten sei. Da keinerlei Übereinstimmung darüber besteht, ob es sich um einen Atom-, Religions- oder Bürgerkrieg, eine globale Energie-, Terror-, Finanz- oder Wirtschaftskrise, einen Asteroideneinschlag oder eine Pandemie handelt, verwenden inzwischen Abertausende “Survivalists” (Überlebenswillige)weiter

Führt (Verschwörungs-)Verbloggung auch zu Verblödung? Streitbares von Kardinal Reinhard Marx

Führt die Ausweitung des Medienangebotes zu einer sich weltweit austauschenden “Noosphäre” oder doch, wie der Medientheoretiker Marshall McLuhan in späten Ahnungen meinte, zu einer “Retribalisierung” der Menschen entlang ihrer – nicht immer nur edlen – Gefühle? Dazu hatte ich vor enigen Wochen den ef-Artikel “Gefühlte Wahrheiten? Leben zwischen Realität und Medienblasen” publiziert. Auf die Frage nach der wachsenden Reichweite auch katholisch-fundamentalistischer Blogs gab nun Kardinal Reinhard Marx eine recht streitbare Antwort, die ich hiermit gerne zur Blog-Diskussion stelle.

Ein Herz für Plumpsklos

Während ich versuche, mit neuen Beiträgen aus dem Sommerloch zu kommen, hier mal etwas Unterhaltsames aus der wunderbaren Welt der Fäkalienentsorgung. Mein Kollege Mike und ich haben am Wochenende in Wacken dieses kleine Video produziert, in dem wir die Ehre der transportablen Plumpsklos gegen diesen, hüstel, geringfügig missglückten Werbespot des Toilettenbetreibers Sanifair verteidigen. Viel Spaß!

Lesung des Sammelband-Artikels zum Einhörnerglauben – Ein Audioblog-Experiment

Dieser Blog (einschließlich der neuen Hipcast-Audioblog-Version) ist ja auch immer ein Stück weit Experiment. Und nachdem der Sammelband-Artikel zum Glauben an Einhörner seit seinem Erscheinen so rege abgerufen, gelesen und teilweise auch schon diskutiert wird, habe ich mir gedacht, hier mal eine ältere Idee auszuprobieren: Einen Forschungsartikel aus einem Buch heraus vorzulesen. Dagegen spricht meines Erachtens, dass Gelesenes als Gesprochenes eher dröge und unverständlich sein könnte. Dafür, dass zunehmend viele Menschen ganz gerne auch hören. Hier ist also Ihre Meinungweiter

Die zwei putzigen Engel – und das ganze Bild

Während der Glauben an eine Gottheit – die zwar liebt, aber auch fordert – in Gesellschaften mit hoher existentieller Sicherheit eher schwindet (“Not lehrt beten”), erfreut sich der Glauben an Engel und insbesondere Schutzengel auch in Deutschland hoher, tendenziell sogar wachsender Beliebtheit! Hier kommt einerseits die weiter zunehmende Bereitschaft zu individuellen Formen der Religiosität zum Tragen, wie ich sie zuletzt auch am Beispiel der Einhornglaubensbewegung schildern konnte. Interessant ist aber auch, wie sich alltags- und populärkulturelle Wahrnehmungs- und Wissensformen verändern.weiter