Aus der Zeit geworfen

Für manchen ist nach dem Tod eines Liebsten das Leben nicht mehr zu ertragen. Andrew Sean Greer schickt die Heldin seines Romans „Ein unmögliches Leben“ deshalb auf Zeitreise. Von Axel Schock Heilfasten, Hasch und Hypnose, Akupunktur, Yoga und Psychopharmaka, ja sogar exzessiver Dauerlauf, ein neuer Liebhaber – Gretas Freunde haben allerlei Ratschläge parat, aber nichts […]

Lesen, schauen, miterleben

Auf aidshilfe.de gibt es jetzt eine Übersicht zu lieferbaren DVDs und Büchern rund um HIV und Aids. Zusammengestellt hat sie Axel Schock Ob Jugendbücher über das Schicksal aidskranker Kinder in Südafrika, Autobiografisches über das Leben als HIV-Positiver oder Fachliteratur zu medizinischen, religiösen und politischen Aspekten – die Auswahl an Büchern zu HIV und Aids ist […]

Lesefortschritt

Vor einigen Tagen machte die statistische Aufbereitung des Leseverhaltens von Kindle-Besitzern die Runde. Nein, nicht des Leseverhaltens, wie Markus Pössel erläutert, sondern des Markierverhaltens. Der so genannte Hawking-Index wird in den [deutschen] kulturpessimistischen Medien fälschlicherweise als Mass dafür genommen, wie wenig die Menschen lesen – sie kaufen sich die SPIEGEL-Bestsellerliste rauf und runter, um die Werke dann auf dem Kindle versauern zu lassen. In mach Fall mag das sogar stimmen, auch wenn ich nicht so recht sehe, wo der Sinn darin liegt, Thomas Pikettys fette Ökonomieschwarte elektronisch zu haben, wenn man sie nicht liest. Gedruckt im Regal kann man damit angeben.

Falsche Kriterien

Ich lese im Moment wieder Laurence Sternes The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman. Hat damals die Kritiker die Wände rauf getrieben, weil Sterne alle Konventionen über Bord schmeisst und seine Geschichte so erzählt, wie er es für effektiv hält. Seine Antwort: — And how did Gar­rick speak the so­lil­o­quy last night? — Oh, against all rule, my lord, — most un­gram­mat­i­cally! be­twixt the sub­stan­tive and the ad­jec­tive, which should agree to­gether in num­ber, case, and gen­der, he madeweiter

Spoilerwarnung

Da sind sie wieder. Und schreien rum. Weil sie es besser wissen, denn sie sind die ersten. Immer. Sie kennen die Bücher, sie haben den Film schon gesehen, sie sind Initiierte. Weil sie aber so klein sind, müssen sie ihre Wichtigkeit hinaus in die Welt schreien.

Belletristik ist kein Journalismus

Da ist er wieder, mein Lieblingsaufreger. Diesmal verkleidet als Gutachten eines Menschen, der sich auskennt, ein gebildeter Mensch äussert sich, ein Mensch, der schon durch seinen Titel ‘Redakteur im Feuilleton’ Kompetenz ausstrahlt. Ich will ihm die auch gar nicht grundsätzlich absprechen, nicht zuletzt, weil ich nur eine – vermutlich stark – gekappte Version seiner Auslassungen über Siegfried Lenz’ Deutschstunde gelesen habe. Nämlich den als Artikel verkleideten Teaser bei FAZ Online.

Etwas konventionell

Durch seine Kommentare zu meinem letzten Beitrag hat mich der Kollege Ludwig Trepl zum Nachdenken gebracht. Er greift dort eine Korrektur anderer Kommentatoren an meinem Text auf; offenbar wird ‘Deppenleerzeichen’ durchaus unterschiedlich verstanden. Ich habe kein Problem, mein Verständnis – Leerzeichen vor Satzzeichen – als unzureichend anzusehen und die Erklärung aus den Kommentaren – fragwürdige Getrenntschreibung von Wörtern – anzunehmen. Auf dieser Grundlage entwirft Herr Trepl eine kleine Theorie über Regeln, Konventionen und Normen: In diesem Fall ist die Konvention zudem völlig beliebig, es gab einst eine andere. An Konventionen muß man sich nicht halten, und man ist auch kein Depp, wenn man sie nicht kennt.[foot]Ludwig Trepl[/foot] Dass ich diesem Satz vorbehaltlos zustimme, ihm sogar die Einschränkung ‘in diesem Falle’ nähme, sollte klar sein. Konventionen sind Absprachen großer Gruppen, oft implizit, manchmal explizit. Letztere werden aufgeschrieben und als Normen oder Gesetze veröffentlicht.

Buchhalter der Sprache

Da war es wieder, das Wort. ‘Deppenapostroph’ rief ein Kommentarist und versuchte langwierig zu erläutern, warum das Deutsche kein Apostroph haben darf. Oder zumindest nicht in diesen Fällen. Er war einer von mehreren, die mir innerhalb weniger Tage mit diesem Begriff über den Weg liefen – ‘Deppenapostroph’. Neben dem Apostroph wird auch gerne mal das Leerzeichen verdeppt: Deppenleerzeichen[foot]Jener typografische Irrtum, einem Satzzeichen ein Leerzeichen voranzustellen.[/foot]. Ich vermute, es wird auch schon vom ‘Deppen-das/s’ gesprochen und geschrieben; das Wort, mit dem der Autokorrektur liebstes Verwirrnis bezeichnet werden könnte. So ein Algorithmus für Rechtschreibkorrekturen weiß nämlich nicht so genau, wie der Zusammenhang im Text aussieht und schlägt gerne die zuletzt häufiger genutzte Variante vor. Das lässt den Schreiber in Augen gut gebildeter Leser dann hübsch auf die Palme gehen.