Blister Act beim Get Together

Bei unserem alle zwei Wochen stattfindenden Get Together war dieses Mal Verblisterung das Thema. Und das geht so:
In einem Pflegeheim leben durchschnittlich 60 Personen und alle müssen verschiedene Medikamente in individueller Menge zu verschiedenen Zeiten einnehmen. Und das kann Montag ganz anders sein als Dienstags. Aber Mittwoch vielleicht wieder wie Montag…
Aktuell gibt es in Pflegeheimen […]

Die dunkle Seite der Macht

* Nach der Pharmaindustrie geraten in den USA die Honorare von Medizinprodukteherstellern an Ärzte ins Visier der Untersuchungskommissionen des Senats. Ein prominenter Wirbelsäulen-Chirurg hat zugegeben, über 5 Jahre insgesamt 19 Millionen Dollar vom Unternehmen Medtronics erhalten zu haben. Während dieser Jahre gab er bei seiner Universität an, lediglich “20.000 Dollar und mehr”, bzw. in einem Jahr “40.000 Dollar und mehr” von dem Medizintechnik-Unternehmen überwiesen bekommen zu haben. Da haben die Autoren der Universitäts-Transparenzkriterien die Spendierfreude der Industrie unterschätzt.

* In Irland hat Wyeth frühere Versandmanager des Unternehmens auf Schadensersatz verklagt. Die Ex-Mitarbeiter sollen Bestechungsgelder angenommen und ein anderes Unternehmen beim Betrug unterstützt haben. Wyeth gibt an, dadurch um 1,3 Millionen Euro durch zu hohe Luftfrachtraten erleichtert worden zu sein. Unter anderem hätten die Manager vertrauliche Informationen über Wyeths Versand-Budget weitergegeben.

* Ein Richter in Florida hat zwei Brüder, die über Jahre mit ihrem Grosshandel für Medikamente und Krankenhausbedarf Millionen veruntreut und an der Steuer vorbei geschleust haben, zu 9 Jahre Haft verurteilt. Roche, ein wichtiger Kunde, hatte 2004 die Zusammearbeit mit Pharmed, dem Unternehmen der Brüder, gestoppt und bis zum Prozess alle Fragen nach dem Grund abgeblockt. In der Verhandlung wurde deutlich, dass Kontrolleure von Roche herausfanden, dass Pharmed den Vertrag zu seinen eigenen Gunsten manipuliert hatte und entgegen den Abmachungen handelte. Johnson & Johnson (J&J) hatte ebenfalls zur selben Zeit die Beziehungen zu dem Unternehmen abgebrochen und den Brüdern ungerechtfertigte Bereicherung vorgeworfen.

PR-Kampagne für alli® läuft an

GlaxoSmithKline (GSK) trommelt für die Diät-Pille “alli®”:

Als eine mögliche dritte Säule zur Gewichtskontrolle sahen die versammelten Experten neben fettreduzierter Ernährung und mehr körperlicher Bewegung die Verwendung des Präparats alli (Orlistat 60 mg) an, das bald ohne Rezept in der Apotheke verfügbar sein könnte. “Wenn Orlistat in dieser Dosierung freiverkäuflich wird, kommt den Apotheken demnächst eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung der Fettleibigkeit zu”, urteilte Schubert-Zsilavecz bereits in einem früheren Statement.

Die Yellow-Press stimmt schon mit ein und bereitet die Zielgruppe auf das Wunder vor – The Wonder Diet Pill fore 2009.

Abseits des PR-Feuers sieht die Realität weit trister aus. In den USA hat GSK trotz eines riesigen Marketingaufwandes in den ersten 9 Monaten 2008 nur 88 Millionen Dollar Umsatz mit alli® pdf-Dateigemacht. Vom erwarteten Blockbuster, mit Umsätzen jenseits der Milliardengrenze ist das ziemlich entfernt. Das alli-Blog ist seit dem Amtsantritt der neuen Managerin für das “Behavioral Science Team” verwaist.

Keine guten Aussichten für die Pille in Europa. Hier wird man den erzieherischen Effekt des Medikaments noch weniger goutieren. Aufgrund der Wirkungsweise wird nicht aufgenommes Fett ausgeschieden. Leider oft in Form von öligen Stühlen bis hin zu massivem Durchfall auf Grund der erhöhten Fettausscheidung.

FDA-Kritiker wird FDA-Ausschussmitglied

Der Albtraum für die Pharmaindustrie in den USA geht weiter. Der Pharmakritiker und Konsumentenschützer Sidney Wolfe ist für vier Jahre in den Ausschuss für Medikamentensicherheit und Risikomanagement der US-Arzneimittelbehörde FDA berufen worden. Wolfe, Leiter des Bereichs Gesundheit in der von Ralph Nader gegründeten Verbraucherorganisation Public Citizen, hat über drei Jahrzehnte dazu beigetragen, dass 16 Medikamente vom Markt genommen werden mussten. Die Party zum 100. Geburtstag der FDA nannte er 2006 “propaganda campaign to hide the agency’s unprecedented assault on the American public”.

Derweil haben neun Wissenschaftler der FDA einen Brief an Obamas Transition Team geschrieben, in denen sie weitreichende Reformen in der Behörde fordern. Darin wird Managern vorgeworfen, dass sie FDA-Wissenschaftler zur Manipulation von Daten gezwungen hätten. There is an atmosphere at FDA in which the honest employee fears the dishonest employee.

Die Blutuntersuchung Teil 4

Cholesterinwerte Teil B
In der Diskussion um den „richtigen“ Cholesterinwert wird niemand die absolute Wahrheit für sich beanspruchen können. Als Hausarzt mit langjähriger Erfahrung erscheint mir aber eine Taktik praktikabel, die nicht von pauschalen Grenzwerten ausgeht, sondern für unterschiedliche Patientengruppen angepasste Richtwerte ansetzt. In allererster Linie geht es mir als Hausarzt dabei um einen vernünftigen Umgang […]

Frag' doch den Österreicher

Die Grenzen zwischen Werbung und redaktionellen Inhalt werden in Österreich nicht nur bei Medikamenten und Gesundheitsprodukten locker überwunden. Das Video zeigt einen Spot des Mobilfunkbetreiber telering, der mit “Frag’ doch den Inder” eine dämliche, aber ziemlich erfolgreiche Kampagne lanciert hat. Die Bekanntheit des “Inders” kann man in unserem Nachbarland schon nach 4 Monaten nur mit “Clementine” (Ariel), “Tilly” (Palmolive) oder “Frau Antje” (niederländischer Käse), den Werbeikonen der 70er Jahre, vergleichen. Im Dezember erschien zum Werbespot sogar ein knapp drei Minuten langer Song auf CD. Sein Erfolg ist bis nach Indien gedrungen.

Der Inder macht Karriere und wird Kandidat bei der ORF-Tanzshow “Dancing Stars”, in der Semi-Prominente holprig ihre Beine sortieren. Der ORF betont angesichts der Kritik, der Einsatz von Ramesh Nair auf dem Parkett könnte als Product-Placement für den Mobilfunkbetreiber gewertet werden, dass er als “Musicaldarsteller und Choreograph” gecastet worden wäre. Er werde “selbstverständlich als Person Ramesh Nair und in keiner anderen Rolle und Funktion auftreten”. Vielleicht sollte er vor jeder Show sagen: “Ich bin der Pfälzer”, denn Nair hat 1975 in Landau in der Pfalz das Licht der Welt erblickt.

Wenn er seine Sache gut macht, freut sich nicht nur telering. Auch der Wiener Volksoper kommt der Nairs Einsatz, in dem Musical „Guys and Dolls“ als Choreograph mitwirkt, das am 1. März Premiere hat, sicher nicht ungelegen. Das ist Österreich.


Übrigens ist der Chef der Werbeagentur, die den Inder kreiert hat, “stolz darauf, einen Migranten in Österreichs Werbung vorkommen zu lassen”. Nair spricht nach eigenen Bekunden mit seinen Geschwistern pfälzisch und versteht kaum Malayalam, die Sprache seiner Eltern, die an der Südwestküste Indiens gesprochen wird.