Was heißt eigentlich… IGeL?

IGeL steht für „Individuelle Gesundheitsleistungen“.
Hinter dem wohlklingenden Kürzel mit der ebenso wohlklingenden Langversion verbirgt sich nichts anderes als die Möglichkeit für Ärzte, Kassenpatienten private Leistungen zu berechnen. Die offizielle Erklärung dafür lautet folgendermaßen:
Mit „Individuelle Gesundheitsleistungen“ sind Leistungen der Vorsorge- und Service-Medizin gemeint, die von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht bezahlt werden, da sie nicht zum Leistungskatalog der GKV gehören.
Solche Diagnose- und Behandlungsmethoden werden den Kassenpatienten zusätzlich angeboten und müssen bei Inanspruchnahme aus eigener Tasche bezahlt werden.
Wenige sinnvolle „Individuelle Gesundheitsleistungen“ stehen einer Fülle von unsinnigen Angeboten gegenüber. Patienten bekommen immermehr das nicht unberechtigte Gefühl, sie sollen abgezockt werden. Neuesten Umfragen zufolge, soll nicht zuletzt das ausufernde IGeL-Angebot Schuld am schwindenden Vertrauen in der Patienten- Arzt-Beziehung sein. Als langjähriger Hausarzt kann ich dieses Gefühl der Patienten verstehen.
Ein aktuelles Beispiel aus dem orthopädisch-chirurgischer Bereich sind die sogenannten Knorpelaufbauspritzen. Patienten mit Gelenkverschleiß und entsprechenden Schmerzen werden diese Spritzen immer häufiger angeboten. Vorzugsweise handelt es sich hierbei um ältere Patienten (wer sonst leidet schon unter Arthrose?). Aber gerade bei älteren Menschen ist diese Art der Spritzentherapie von höchst zweifelhaftem Wert. Wachstum von frischem Knorpel ist nichts, was im fortgeschrittenen Alter wahrscheinlich ist und die gespritzte Flüssigkeit selbst ist eher von kurzer Verweildauer im Gelenk. Nur zwei Parteien profitieren zu hundert Prozent von den „Knorpelaufbauspritzen“: die Hersteller und die verabreichenden Ärzte. Rechnungen bis zu 500 €uro und mehr sind hierbei keine Seltenheit. Neuerdings verkaufen meine Arztkollegen praktischerweise ein Gesamtpaket inklusive Ampullen und machen so zusätzlichen Gewinn.
Die Knorpelaufbauspritzen sind nur ein Beispiel von vielen. Aber selbstverständlich sind Patienten nicht dumm, ihnen fällt immer häufiger auf, wenn es scheinbar keine Alternativen zur IGeL-Therapie gibt. Denn schamlos werden die Selbstzahler-Therapien immer häufiger als allererste Variante angepriesen und nicht wie früher üblich als letzter Ausweg. So schwindet Vertrauen. Wenn wir Ärzte berechtigterweise auf Krankenkassen, Politik, Verwaltung und Pharmaindustrie herumhacken, sollten wir auch vor der eigenen Türe kehren.
Dem Hausarzt kommt hier eine besondere Schutzfunktion dem Patienten gegenüber zu. Er sollte guten Gewissens beraten können, wo der Patient Geld sparen kann. Das geht natürlich nur, wenn der beratende Arzt selbst keine Gewinnmaximierung betreibt.

 

Der Rang, Noten fürs Gesundheitssystem

Dinge mit Hilfe einer Rangfolge zu vergleichen, ist beliebt. Ob Hochschule, Webseite und demnächst offiziell noch die Pflegeheime. Für alles gibt es Punkte, Noten und wer dann die meisten Punkte erzielt oder die beste Note, ist in der Hierarchie ganz oben, bei dem soll die Qualität dann stimmen. Auch für den Vergleich der europäischen Gesundheitssysteme […]

Da wiehert der Amtsschimmel

  ich darf nur das auf den Gestellen haben, was man theoretisch auch in anderen Läden bekommen kann. Das, was man nur in der Drogerie bekommt, muss ich so präsentieren, dass es der Kunde nicht selbst nehmen kann – also hinter dem Ladentisch oder hinter Glas, oder in den Schubladen. ...Dazu gehören Sachen wie: Elmex Gel – aber die Zahnpasten dürfen draussen sein, Blistex und Dermophil Lippenbalsam aber alle anderen Lippenpflegeprodukte sind nicht gelistet, die ganzen Sidroga Tees, die meisten Vitamine (Burgerstein, Supradyn, Berocca), Plak Out, Corsodyl und Chlorhexamed – aber die anderen Mundwasser sind draussen.. usw. Oh, und wenn es mal eine Aktion gibt und ein Steller auf den Korpus gestellt wird – dann müssen es Leerpackungen sein. ...Das alles sind Sachen, die ein „D“ draufhaben und nur in Drogerien (und Apotheken) abgegeben werden dürfen. Das alles sind aber auch Produkte, von denen man andere findet, die nicht bei der swissmedic registriert sind und darum nicht gelistet sind – also kein D, C, oder sowas draufhaben. Dort haben die Hersteller auf eine Registrierung verzichtet (heute meist aus dem Grund, dass es zu teuer ist) und sie nur beim BAG (Bundesamt für Gesundheitswesen) registrieren lassen. Nachteil: sie dürfen nicht Werbung machen mit medizinischen Heilversprechen (weil sie es nicht bewiesen haben, dass es nützt)  und es wird nicht von den Kassen übernommen, ...Wir haben also Drogerien, die Drogerie-Sachen nicht „im Laden“ haben dürfen. ...Dafür gibt es immer mehr Produkte mit eigentlich medizinischer Anwendung, die von unwissendem Verkaufspersonal in Warenhäusern vertrieben werden - kein Wunder kämpfen die Drogerien so ums Überleben.

Neue Leitlinie in der Endoskopie bringt Sicherheit, aber auch Probleme mit sich

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(GÜTERSLOH) Die Szene im Video sieht dramatischer aus, als sie tatsächlich ist: hier wird nur geübt. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es den Kolleginnen und Kollegen, die sich am 12.November im städtischen Klinikum Gütersloh im Umgang mit Propofol unterrichten ließen, um eine durchaus ernste Vorbereitung auf den Ernstfall geht. Knapp 30 Pflegekräfte in der Endoskopie versammelten sich auf Einladung des DBfK Nordwest e.V. und  der Arbeitsgruppe Endoskopie im DBfK in Gütersloh. Die Klinik ist Wirkungsstätte von Brigitte Schmidt-Rades, die hier die Medizinische Funktionsdiagnostik leitet und zudem aktives AG-Mitglied ist. Der Workshop verfolgt ein klares Ziel: Endoskopiefachkräfte im Umgang  mit Propofol zu schulen.

Brigitte Schmidt-Rades bei ihrem Vortrag

Beim Umgang mit Propofol gibt es offensichtlich einiges zu bedenken - das beginnt mit dem Management der Sedierung, weiß Dipl.-Pflegewirt (FH) Bernd Gruber. Große Unsicherheiten bestehen bei der juristischen Bewertung der Frage, wer darf eigentlich was im Umgang mit der Substanz, erläuterte die Juristin Elke Bachstein. Der Chefarzt der Anästhesie im Klinikum, Prof. Paravicini, stellte die Risikogruppen vor und erläutert, wie sich Komplikationen vermeiden lassen. Dr. Beer, Biologe bei Fresenius-Kabi, gab einen detaillierten Einblick in die Eigenschaften des Hypnotikums. Brigitte Schmidt-Rades berichtete aus ihrer Praxis über das Entlassungsmanagement nach einer Endoskopie unter Gabe von Propofol. Und falls die Pflegenden doch in die Situation kommen sollten, eine Wiederbelebung durchführen zu müssen, schulte Intensivpfleger Norbert Füchte und sein Team die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in der richtigen Technik.

Der rote Faden, der sich durch die Tagesveranstaltung zog,  sind die brandaktuell veröffentlichten S3-Leitlinien. Diese regeln den Umgang mit Sedierung in der Endoskopie. Die Leitlinien lassen eigentlich keinen Zweifel: Pflegepersonal darf in der Endoskopie Sedativa  verabreichen, wenn bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sind. Ganz wichtig - der Untersucher darf es nicht, wenn er neben der Sedativa-Gabe zudem noch das Endoskop zu bedienen hat. Eine der Rahmenbedingungen sieht vor, dass eine geschulte Person die Sedierung durchführt und überwacht. Ist das nicht gewährleistet, darf keine Sedierung erfolgen. Und hier liegt eine der großen Herausforderungen - die Personaldecke ist auch in den Endoskopie-Abteilungen sehr dünn, die Umsetzung der S3-Leitlinien unter diesen Bedingungen nicht möglich. Die 21.000 Pflegestellen, die die Bundesregierung im September versprochen haben, müssten zu einem großen Teil direkt in die Endoskopie-Abteilungen abgestellt werden, um den Leitlinien zu entsprechen. Dabei ist es schon mehr als fraglich, ob überhaupt so viel Pflegepersonal zur Verfügung steht.Wenn nicht, stehen die Gastroenterologen und Pulmonolgen vor einem großen Problem. Sie könnten sich zukünftig die Frage stellen, ob sie eine Untersuchung ohne Sedierung durchführen - oder gar nicht. (Zi)

Homöopathische Therapie bei akuten und chronischen Erkrankungen

Während die Selbstbehandlung akuter, leichter Krankheitssymptome mit homöopathischen Mitteln oft ausreichend ist, gehört die homöopathische Behandlung wiederholt auftretender oder schwerer Kranheitsverläufe in die Hand erfahrener Ärzte/innen, die sich auf die klassische homöopathische Heilbehandlung spezialisiert haben.

 

Homöopathische Behandlung bei akuten Beschwerden

Bei akut auftretenden, einmaligen Beschwerden können homöopathische Heilmittel eingesetzt werden, die einen sehr eindeutigen, typischen Bezug zu den auftretenden Symptomen haben und deshalb als „bewährte Indikation“ gelten. Diese Mittel können bei leichteren Krankheiten auch gut als Selbstbehandlung zur ersten Hilfe eingesetzt werden.

Doch oft treten die Krankheitssymptome wiederholt  auf oder entwickeln  sich zu chronischen Krankheitsverläufen. Das eingesetzte Antibiotikum, Antimykotikum oder Antiallergikum hilft dann zwar bei den jeweiligen akuten Beschwerden, aber nach kurzer Zeit kommt es wieder zum Ausbruch der gleichen Krankheitserscheinungen.

 

Homöopathische Behandlung bei wiederholt auftretenden Beschwerden

Treten gleiche oder ähnliche Krankheitssymptome wiederholt auf, ist eine Selbstbehandlung nicht ausreichend. Bei diesen rezidivierenden ( wiederholt auftretenden) oder sogar chronischen Krankheitsbeschwerden steht eine große Auswahl an homöopathischen Medikamenten zur Auswahl. Mit einer  ausführlichen und gründlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung kann dann das geeignete Mittel gefunden werden. Gute Chancen der Ausheilung der chronischen Erkrankungen bestehen bei der Behandlung durch einen Arzt/Ärztin, der sich auf klassische homöopathische Heilbehandlung spezialisiert hat und die homöopathischen Mittel nicht nur symptom- oder organbezogen einsetzt, sondern die körperliche Gesamtkonstitution und Lebenssituation des Patienten in die kombinierte medizinische und homöopathische Diagnostik  mit einbezieht. Dies geschieht in der homöopathischen Erstanamnese, die in der Regel ein bis zwei Stunden dauert und an die sich eine gründliche körperliche Untersuchung anschließt.

 

Hilfsangebote fürs behinderte Kind, ein Hürdenlauf

„Frauen, die ein behindertes Kind erwarteten, müssten alle Hilfsangebote kennen und wissen, dass Behinderungen ein erfülltes Leben nicht ausschließen.“
äußerte die Ministerin Zypries, indirekt wiedergegeben im Tagesspiegel vom 9.11.2008 (“Zypries gegen Gesetzesänderung für Spätabtreibungen“). Doch kümmern wir uns jetzt mal nicht um das gesamte Zitat, sondern nur um die Aussage: „Hilfsangebote kennen und wissen“. Diese Äußerung […]

Schwarzer Hautkrebs – Die gefährliche Zeit hat begonnen!

Der Titel ist natürlich ketzerisch. Gerade der Winter bringt uns weit weniger Kraft in der Sonneneinstrahlung als der Sommer. Trotzdem soll jetzt die gefährliche Zeit beginnen? Ja! Ich sage, diese Behauptung stimmt. Immermehr erweisen sich gerade die Zeiten eigentlich geringerer Sonneneinstrahlung als das Problem der modernen Zeit, was den schwarzen Hautkrebs betrifft. Holen wir ein wenig aus.
Hautkrebs-Vorsorge
Als Hausarzt hat man beinahe täglich Hautveränderungen zu prüfen, die Anlass zur Sorge geben. Meistens geht es um die Unterscheidung – normaler Leberfleck (Naevus) oder schwarzer Hautkrebs (Melanom). Erfreulicherweise sind die wenigsten Leberflecken tatsächlich krebsverdächtig und die wenigen krebsverdächtigen erweisen sich in den allermeisten Fällen nach genauer Begutachtung als gutartig.  Trotzdem gilt die Regel, lieber einmal zu oft, als einmal zu spät untersuchen. Neuerdings zählt ein zweijährliches Hautscreening (Begutachtung der Körperhaut) zu den Vorsorgeleistungen der gesetzlichen Krankenkassen ab dem 35. Lebensjahr. Die eigene Aufmerksamkeit und die Teilnahme am Hautscreening-Programm bezeichnet man als sogenannte Sekundärprophylaxe, also als Vorsorge im zweiten Schritt.
Dem entsprechend wäre die Primärprophylaxe (Vorsorge im ersten Schritt) eine Vorsorge, die noch vor der Hautkontrolle beginnt. In diesem Falle hieße das, Maßnahmen zu treffen, die das Risiko der Entstehung  von schwarzem Hautkrebs senken. Und hier beginnt die Verwirrung unter Patienten, Ärzten, anderen Vertretern aus dem medizinischen Bereich und den verschiedenen Medien. Was ist richtig, was ist falsch? Lösen Sonnenbrände Krebs aus? Verhindern gute Sonnenschutzmittel Hautkrebs? Reicht der Sonnenschirm als Schutz? In wieweit ist die Ozonschicht von Bedeutung?
Irrglaube ist verbreitet
Die einzig richtige Antwort auf all diese Fragen lautet: Wir wissen vieles nicht genau.
Neuere wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse und Statistiken weisen allerdings darauf hin, dass die Anzahl der Sonnenbrände, die ein Mensch erleidet, keine Rolle spielt, was das Krebsrisiko betrifft. Ebenso senkt keine Sonnenlotion der Welt das Hautkrebsrisiko auch nur im Geringsten, wie hoch der Sonnenschutzfaktor auch sein mag. Darüberhinaus ist es, was das Krebsrisiko betrifft, fast einerlei, ob Sie im Sommer draußen unterm Sonnenschirm sitzen, mit dünner Bluse oder dünnem Hemd bekleidet oder ob Sie nackt auf dem Rasen liegend in der prallen Sonne „braten“. Sie handeln sich einen heftigen Sonnenbrand ein, aber Ihr Hautkrebsrisiko steigt nicht. Das sind doch etwas überraschende Erkenntnisse.
Entscheidender Faktor im Risiko der Entstehung des schwarzen Hautkrebses ist nach derzeitigem Stand der Wissenschaft die Anzahl der erlebten Sonnenstunden. Noch wichtiger erscheinen die entsprechenden Sonnen-Erholungsstunden für die Haut in den nichtsommerlichen Jahreszeiten.
Sonnenerholung der Haut ist entscheidend
Das heißt: Je mehr Lebens-Sonnenstunden jemand auf sich vereint, umso höher das Risiko an einem Melanom zu erkranken. Je länger die Zeiten der Sonnenerholung für die Haut, umso geringer das Hautkrebsrisiko. Noch klarer ausgedrückt: Je kürzer der Sommer, umso besser, je länger, umso schlechter. Und damit kommen wir zum Titel dieses Artikels. Der moderne, wirtschaftlich gut gestellte Mensch verlängert gern den Sommer, und zwar mit Reisen in den Süden oder mit Sonnenstunden in der Höhe beim Skifahren. Durch diese Angewohnheit von uns Wohlstandsmenschen wird die Zeit der Hauterholung unterbrochen, nicht nur unterbrochen, sondern auch noch durch Zeiten hefigster Sonneneinstrahlung ersetzt.  Das bedeutet: Längere Sonnenexposition, verkürzte Sonnenerholung der Haut. Genau dieser Umstand ist für das steigende Hautkrebsrisiko in unserer Zeit verantwortlich. Insofern hat mit dem Herbst die gefährliche Zeit begonnen, was das Hautkrebsrisiko betrifft.

Blogroll aktualisiert

Ich habe am Wochenende meine Bookmarks nach Blogs und Websiten durchsucht, die ich in meine Blogroll (von mir empfohlene Blogs) aufnehmen könnte, und habe mal vorsichtig mit 3 neuen Blogs angefangen.

– Alltop          ”Blog of the blogs”, Alltop fasst dutzende Blogs auf eine Seite zusammen und zeigt die jeweils letzten 5 Einträge mittels […]

Patienteninteressen und Pharmawerbung

In der Diskussion zu diesem Posting ist die Frage angesprochen worden, ob der Unterschied zwischen “Fachkreisen” und “Laien” bei der Information und Werbung bei Arzneimitteln überhaupt gebraucht wird. Dazu zunächst ein Clip von Consumers International. Der Hintergrund: Pharmakonzerne arbeiten an einem eigenen TV-Kanal, der Informationen an die Patienten bringen soll, wenn die Informationseinschränkungen in Europa gelockert sind.

Das kann bald Wirklichkeit werden. Die EU-Kommission plant die Werbe- und Informationseinschränkungen lockern. Der Kommissar für Industrie und Unternehmenspolitik, Günter Verheugen, hatte Anfang des Jahres ein Konzept vorgelegt und zu Stellungnahmen aufgerufen. Einige davon sind im Folgenden verlinkt. Trotz der überwiegend zurückhaltenden bis negativen Reaktionen, auch von Regierungen, hat Verheugen seinen Vorschlag als pdf-DateiRichtlinienentwurf in die EU-Kommission eingebracht und ist gescheitert. Innerhalb der EU-Kommision ist die Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou eine der vehementesten Kritiker. Ende November will “EU-Pharma-Kommissar” Verheugen einen zweiten Anlauf nehmen.

Hauptkritikpunkt ist, dass die Pharmaunternehmen die Möglichkeit bekommen, unkontrolliert ihr Marketing auf die Patienten auszudehnen – DTC-Marketing (direct-to-consumer) genannt. Zwischen Werbung und sachlicher Information könnte nicht klar unterschieden werden. Verheugens Vorschlag sieht eine Genehmigung von Informationsangeboten durch einzelstaatliche Aufsichtsbehörden lediglich in Einzelfällen vor.

pdf-DateiPicker Institute

pharmaceutical company information provided direct to patients/public will very likely have the direct or indirect effect of promoting products – even if the information material does not fall within a definition of ‘advertising’

Irish Platform for Patients’ Organisations, Science and Industry (IPPOSI)

PPOSI believes that the distinction between “advertising” and “information” as presented in the consultation document continues to remain somewhat confusing” and requires further clarification.

pdf-DateiConsumers International

CI believes that in light of the considerable effort by the pharmaceutical industry to expand operations in emerging markets, the EU legal proposal could set a dangerous precedent for countries who are simply not equipped to cope with the monitoring and enforcement of information to patients as envisaged by this proposal.

pdf-DateiPharmaceutical Group of the European Union (PGEU)

The legitimate concerns of patients could have been addressed while recognising the well founded concern about industry involvement in this area. Instead they offer a future in which the pharmaceutical industry can freely communicate information about its products in the mass media, but with a system of weak sanctions, conflicts of interest at national level, and a watered down system of quality criteria.

pdf-DateiMedicines in Europe Forum, Health Action International (HAI) Europe, International Society of Drug Bulletins (ISDB), and Association Internationale de la Mutualité (AIM)

In a highly competitive environment, drug companies must promote their products above the use of other preventive or curative options, thus any “information” they provide is, by definition, of promotional nature. This inevitable conflict of interest means that a drug company could never be expected to provide reliable comparative information.

pdf-DateiDeutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) und die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP)

Die Industrie verfolgt legitimerweise primär das Ziel, Gewinne zu erzielen. Sie ist daher stets bestrebt, ihre Produkte als attraktiv und wertvoll darzustellen. Es kann vernünftigerweise nicht erwartet werden, dass sie Informationen über eigene Produkte verbreitet, die diese in einem ungünstigen Licht erscheinen lassen.

Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft

Im Spannungsfeld von Wissenschaft und Marketing könnten die Patienten die Verlierer sein. Dass diese Befürchtung nicht unbegründet ist, zeigt eine Untersuchung aus den USA („Government Accountability Office Report“), wo die Pharmaindustrie sich schon seit vielen Jahren direkt an den Patienten wenden kann („direct to comsumer“). Das wichtigste Ergebnis dieser Untersuchung aus dem Jahr 2007 ist, dass sich Auswahl und Inhalt der von der pharmazeutischen Industrie initiierten Aufklärungskampagnen weniger am Bedarf der Patienten orientiert, sondern sich vielmehr nach den wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen richtet.

Wiederauffüllen? Sorry geht nicht mehr.

Neben dem, dass es allgemein immer schwieriger wird selbst Chemikalien abzufüllen (ich rede hier von den neuen Etikettiervorschriften auch für so einfache Dinge wie Alkohol 70% zur Hautdesinfektion, Wundbenzin, Fleckenbenzin und Baldriantinktur) – ist es nach neuem Recht auch nicht mehr erlaubt gewisse Dinge wiederaufzufüllen. Das Problem ist dieser Auszug aus der Pharmakopöe: Da steht unter dem Punkt 20.1.5.8 „Verpackungsvorgänge“: „Das Etikettieren muss unmittelbar auf das Auffüllen und Verschliessen folgen, um Verwechslungen oder Falschetikettierung auszuschliessen. ...Die Pharmakopöe ist eine Sammlung von Vorschriften über die Qualität von Arzneimitteln, pharmazeutischen Hilfsstoffen und einzelnen Medizinalprodukte und damit das zuständige Gesetzeswerk. Ein Arzneimittel  ist ein Produkt zur medizinischen Einwirkung auf den menschlichen Organismus, insbesondere zur Erkennung, Verhütung oder Behandlung von Krankheiten, Verletzungen und Behinderungen. Das bedeutet also dass Mittel, die der Mensch einnimmt oder auf der Haut anwendet nicht wieder aufgefüllt werden dürfen (Baldrianextrakt, Kamillentinktur, Franzbranntwein, Alkohol 70%, Rizinusöl, Mandelöl und auch Tees) – solche, die zur technischen Zwecken verwendet werden (Fleckenentfernung, Farben lösen, Brennsprit) aber schon (noch). Man kann sich vorstellen, was das für Diskussionen mit der meist älteren Kundschaft gibt, die es gewohnt ist, ihre Mittel auffüllen zu lassen. Die meisten sehen das als bloss eine weitere Methode ein, Geld zu verdienen (ist es nicht, uns kostet das Fläschchen oder der Beutel ja auch, plus es ist noch ein Mehraufwand) oder aber sie fangen an über den Unsinn in Bezug auf die Umwelt zu reden - ich bin ganz der Meinung: das gibt auch wieder mehr Abfall. Und ganz abgesehen davon ist es auch nur wieder ein Ausdruck dafür, dass der Staat seine Bürger offenbar immer mehr als unmündig ansieht, nämlich als nicht in der Lage selbst für seine Gesundheit verantwortlich zu sein. ...Nachzulesen auch auf der Seite des Bundesamtes für Gesundheit.

Brandneu: NEXTBIO

Ganz frisch im App Store ist diese wissenschaftliche Suchmaschine die sich auf dem Gebiet der Genetik spezialisiert hat. Hier findet der Biologe, Genetiker und Mediziner im Handumdrehen Versuchsreihen, klinische Studien und wissenschaftliche Artikeln, die sich um Gene, Pathways und Krankheiten drehen.
NextBio am iPhone durchsucht neben der eigenen, sehr umfangreichen Datenbank natürlich auch Pubmed Artikeln und […]

Patientenverfügung IV

Das Formular ist Nebensache
Im letzten Artikel wurde darauf eingegangen, welche Probleme im Zusammenhang mit einer Patientenverfügung zu bedenken sind, bevor wir uns Gedanken über das Formular machen. Hierbei geht es längst nicht nur um Fragen der Vernunft, sondern ebenso um Fragen des Gefühls. Das Fazit: Der Vordruck ist Nebensache! Die Hauptsache ist, zu wissen, was es für uns und andere bedeutet, die medizinische Hilfe für sich persönlich in einer bestimmten Lebensphase einzuschränken. Nur im Wissen darum wird eine Patientenverfügung sinnvoll und moralisch bindend. Gesetzlich ist sie es bisher nicht, das sollte auch so bleiben.
Keine pauschalen Aussagen
Eine Aussage beispielsweise, der Verfügende wünsche keine medizinischen Maßnahmen, die das Leben verlängern, bedeutet alles und nichts. Im Extremfall hieße die Konsequenz, Sie als Patient bekämen nicht einmal Ihre Herztablette zwischen die Lippen gesteckt, wenn Sie sich beide Arme gebrochen hätten und nach einem Unfall nicht klar bei Sinnen wären.
Frei formulierter Text hilft weiter
Schreiben Sie auf, was Sie wollen und nicht wollen, wie Ihre Einstellung zum Leben und Sterben ist. Vielleicht sogar in Form eines offenen Briefes an den künftigen (unbekannten) Behandler.  Kreuze auf einem Vordruck überzeugen weniger als eine kurze, aber präzise und vor allem selbst formulierte Erklärung der eigenen Ansichten und Einsichten. Wenn Sie so vorgehen, ist übrigens auch kein Notar notwendig. Das Geld können Sie sich sparen. Eine Patientenverfügung wird durch einen Notar nicht bindender.
Wünsche hängen vom Alter ab
Jetzt zu dem, was Sie vielleicht wollen und nicht wollen. Dazu einige persönliche Anmerkungen eines erfahrenen Hausarztes. Wenn Sie im medizinischen Sinne jung sind (etwa unter siebzig) sollten Sie von der Medizin vielleicht alles verlangen, was sie zu bieten hat. Ausnahme: Das Hinauszögern eines unwiderruflichen Komas, beispielsweise im Falle der Enthirnungsstarre. Je älter Sie werden, umso mehr begrenzen sich die Wünsche an die Medizin vielleicht. Möglicherweise bis hin zu dem Verzicht auf jegliche Behandlung im Krankenhaus, wenn Sie die Neunzig überschritten haben. Aber Vorsicht! Ich erwähne es noch einmal, theoretische Wünsche und tatsächliche Notsituationen sind zwei verschiedene Dinge, vor allem was die Menschen um uns herum betrifft. Deswegen sollten Sie ausführlich mit denjenigen sprechen, die später Ihre Meinung im Zweifelsfall vertreten  müssen. Neben den Angehörigen sei die Pflegeleitung eines Alten- oder Pflegeheimes ausdrücklich genannt. Sie wollen in Frieden sterben und die Heimleitung möchte keinesfalls in den Verdacht kommen, Patienten unterbehandelt sterben zu lassen. Darüber hinaus stehen sich hier persönlicher Wunsch des Patienten und wirtschaftliches Interesse der Heimbetreiber entgegen.
Eine Zusammenfassung des Themas gibt es im nächsten und letzten Artikel in dieser Reihe. Dazu ein paar, allerdings nicht allzu konkrete Tipps, wie eine Patientenverfügung auszusehen hat. Ich bleibe dabei, zu diesem Thema gibt es wenig vorzukauen. Jeder muss sich selbst ausführlich Gedanken machen.

 

Marketing mit Brust-Vergrösserung

Eine Disco im niedersächsischen Celle will eine Brustvergrösserung in Polen verlosen – oder besser dies zum Marketing nutzen:

So folge der Bewerbung eine Vorauswahl aus 30 Teilnehmerinnen, die dann per online Voting ermittelten 10 “Finalteilnehmerinnen” müssten sich schließlich dem Wettbewerb in der Diskothek stellen. Hier würden dann gefüllte Luftballonbrüste zerbissen, Karaoke gesungen und parallel der Körper eines Gastes bemalt werden usw. Sechs Tage danach werde die Gewinnerin fest terminiert zum Eingriff in Posen erwartet, danach stehe ein Foto-Shooting für den nächsten Diskothek Flyer auf dem Programm.

Partner der Diskothek für den Event ist eine Agentur, die Patienten an eine Schönheitsklinik in Poznań vermittelt. Sowas nennt sich wohl “Cross-Media” und nicht von ungefähr betreibt die Geschäftsführerin ausserdem eine Promotionsagentur und ein Online-Auktionshaus. Das Gegenteil von dem, was sich eine Patientin unter einer diskreten, seriösen Beratung vorstellt.

Aber kein Einzelfall. Ebenfalls in Hannover gibt es eine weitere Promotionsagentur, deren Mitarbeiterin nebenbei noch Patienten an die gleiche Klinik in Poznań schickt.

Die Aktion stösst auf scharfe Kritik der Fachverbände.

In den Stellungnahmen wird jedoch ausschliesslich der Veranstalter attackiert. Die Frage der Qualifikation von Agenturen, die Patienten an ausländische Kliniken vermitteln, bleibt aussen vor. Nach dem geplanten Gendiagnostikgesetz muss eine Beratung durch einen Arzt vor und nach dem Test erfolgen. Gentests sind vergleichweise harmlos gegenüber invasiven Operationen. Es geht um chirurgische Eingriffe. Da darf die Frage erlaubt sein, warum nebenberuflich betriebene Agenturen Patienten in ausländische Kliniken verfrachten können, deren Qualifikation der Betreiberinnen in Werbung, Marketing und Promotion besteht? Oder doch Fachfrauen? Brust-OPs als Mittel zur Selbst-Promotion.


Update
In der Celleschen Zeitung verweist die von der Diskothek beaufragte Werbeagentur “Wirkunxgrad” darauf, dass die Diskothek Inkognito nur die Räume stellt und für die Werbung sorgt. Wer ist nun der Veranstalter? Die Werbeagentur? Wer bezahlt “Wirkunxgrad”? Doch die Vermittlungsagentur Du bist Schön? Dafür spricht, dass sie in der Zeitung als Veranstalter bezeichnet werden.

Die Veranstalter sehen das anders. “Ich würde auch um die Operation kämpfen“, sagt Manuela Huduti von der Agentur „Du bist schön“, die die Brust-OP zu Werbezwecken verschenkt. „Für ein neues Auto muss ich schließlich auch einiges tun.“

Die Dame, die da zu Wort kommt ist natürlich auch bei der Promationagentur Promocall beschäftigt.

Wenn die Vermittlungsagentur nicht nur den “Preis” verschenkt, sondern als Mitveranstalter für Brust-OPs in Polen wirbt, wäre das ein klarer Verstoss gegen das Heilmittelwerbegesetz.

Traumberuf Medizinjournalist (VIII)

Eine chemische Substanz bewahrt Mäuse vor dem Dickwerden und erhöht gleichzeitig ihre körperliche Ausdauer. Das US-Pharmaunternehmen Sirtris in Cambridge hatte den Wirkstoff entwickelt. […]

Die Mäuse, die eine hohe Dosis dieses Wirkstoffs erhielten, nahmen im Gegensatz zur Kontrollgruppe nicht zu, gleichzeitig sanken ihre Blutzucker- und Cholesterinwerte im Blut. Wenn die Forscher die Versuchstiere regelmäßig im Laufrad trainieren ließen, liefen die SRT1720-Mäuse in anschließenden Ausdauertests doppelt so weit wie die unbehandelten.

Meldet die dpa. Und:

Nebenwirkungen beobachteten die Forscher bisher nicht.

Hätte mich auch überrascht.

Bundesregierung fördert Pharmaindustrie mit Tuberkulose-Impfstoff

Bundesforschungsministerin Anette Schavan hat der Pharmaindustrie versprochen, tatkräftig mit Förderprogrammen zu helfen, dass Deutschland wieder die “Apotheke der Welt” wird. Das Ergebnis steht noch aus, ausserhalb der Initiativen klappt das schon mal auf skandalöse Weise.

Der Journalist Markus Grill hat im Stern aufgedeckt, dass ein staatlich geförderter Impfstoff möglicherweise an die Pharmaindustrie verkauft wird, weil das Bundesministerium für Forschung es versäumt hat, sich die Rechte zu sichern.

Das Max-Planck-Institut hatte den Tuberkulose-Impfstoff im Jahr 2004 zur Weiterentwicklung an die in Hannover gelegene Firma VPM verkauft, die ihn seit September nun erstmals in einer Studie an Menschen testet. VPM wird ausschließlich aus Geldern des Bundesforschungsministeriums finanziert. VPM-Geschäftsführer Bernd Eisele will allerdings “im nächsten halben Jahr gezielt Firmen ansprechen, um den Impfstoff zu verkaufen”. Der Geschäftsführer sagt, dass das Forschungsministerium ihm freie Hand gelassen habe, den Impfstoff vermarkten zu können, an wen es wolle. Es gibt keine vertragliche Regelung, dass der Impfstoff den Betroffenen in den Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt werden muss. Eine Sprecherin von Forschungsministerin Schavan widerspricht dem nicht.

Wenn der Impfstoff Erfolg hat, wird Ministerin Schavan das auf ihr Erfolgskonto verbuchen, während das Entwicklungshilfeministerium aus seinem Etat Geld zur Impfung in den betroffenen Ländern auf das Konto eines Pharmakonzerns buchen kann.

Traumberuf Medizinjournalist (VII)

Focus online berichtet kurz über “Kostenlose Gesundheitsbroschüren im Internet”.

Kostenlose Broschüren und Faltblätter zu unterschiedlichen Gesundheitsthemen bietet das Infozentrum für Prävention und Früherkennung zum Download im Internet an. Auf der Web-Seite www.vorsorge-online.de findet sich unter dem Stichwort „Das Dritte Auge“ Material zu verschiedenen Erkrankungen wie beispielsweise Gerinnungsstörungen, Allergien, sexuell übertragbaren Krankheiten oder Leberentzündungen. Aber auch zu verschiedenen Tests und Therapieformen gibt es Informationen.

Klingt gut. Wäre es zuviel verlangt, sich das “Infozentrum für Prävention und Früherkennung” mal vorher anzusehen? Die angebene Faxnummer ist identisch mit der Nummer des Verbandes der Diagnostica-Industrie, der auch bei Denic als Domaininhaber von vorsorge-online.de eingetragen ist. Der Inhalt wird von einer PR-Agentur betreut, die auch für den Verband tätig ist, und nach den Informationen auf der Homepage für den Inhalt der “Faltblätter zur Prävention” verantwortlich ist.

Dementsprechend geht es auf der Infoseite um Vorsorge durch diagnostische Tests, die zum grossen Teil wie der HPV-Test oder die Suche nach Tumormarkern, als IGeL vom Patienten selbst bezahlt werden müssen.


Jedoch irgendwie nicht neu..
http://www.boocompany.com/index.cfm/content/story/id/14921/

Verhältnisse wie in Entwicklungsland

CBS-Bericht zur Arbeit der RAM

Etliche Tische werden in der angemieteten Turnhalle zu meterlangen Bahnen aneinander gereiht, auf denen die Helferinnen und Helfer die mitgebrachten Instrumente und Utensilien ausbreiten. Spritzen, Einmalhandschuhe und Zangen aus der Zahnmedizin bestimmen das Bild. An den Wänden hängen Buchstabentafeln zur Erhebung der Sehfähigkeit, daneben stehen Kisten mit unzähligen Brillen und Lesehilfen.  Ein Behandlungstuhl steht neben dem nächsten. Das Tor zur Halle ist vorsorglich mit einem dicken Schloss gesichert - seit Stunden schon stehen Menschen vor dem Gebäude, haben zum Teil die Nacht hier verbracht. Als die Verantwortlichen schließlich Einlass gewähren, kann das Chaos nur durch die Zuteilung von Nummern und durch Einlasskontrollen beherrscht werden.

CBS-Bericht zur Arbeit von RAM/2

Auch wenn hier Entwicklungshelfer am Werk sind - das ist keine Szene aus einem Entwicklungsland. Die Turnhalle steht in einer der ländlichen Regionen in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Hilfsorganisation “Remote Area Medical” hat zwar ihre Wurzeln in der medizinischen Versorgung der Amazonas-Völker.  Doch nun wird die Hilfe den eigenen Landsleuten zu Teil, die sich keine Krankenversicherung leisten können - in einem Land, das über einen drei Billionen Dollar-Haushalt verhandelt. Rund 47 Millionen US-Amerikaner müssen ohne Versicherungsschutz auskommen.Die Gesundheitsfürsorge ist dann auch eines der Reformpakete, die der designierte Präsident der USA, Barack Obama, in seiner Amtszeit auf den Weg bringen möchte - nicht nur aus reiner Nächstenliebe, sondern auch als Bestandteil eines Konjunkturprogrammes. Gesundheitswirtschaft halt. (Zi)

Deutsche Forscher überraschen mit neuartiger Alzheimer-Therapie

Etwa seit dem Jahr 2000 geistert die Hypothese durch die Medien, durch die Einnahme von cholesterinsenkenden Medikamenten ließe sich die Alzheimer-Krankheit behandeln oder verhindern. Wiederholt hatte sich in Fall-Kontroll-Studien gezeigt, dass Patienten, die an Alzheimer erkrankt waren, seltener Statine eingenommen hatten als solche, die nicht an Alzheimer erkrankt waren. Eine von vielen möglichen Erklärungen für diesen Effekt wäre eine protektive Wirkung von Cholesterinsenkern gegen Alzheimer. Die Medien sorgten Hand in Hand mit den Presseabteilungen der Pharmakonzerne für eine enorme öffentliche Verbreitung dieser Hypothese.

In klinischen Studien zeigte sich jedoch kein solcher Effekt. Der Medienhype ist nach seinem Höhepunkt im Jahr 2004 deutlich auf dem absteigenden Ast. Bereits im Januar 2008 wurde die Hypothese nach einer weiteren gescheiterten Studie für tot erklärt:

“There is good evidence that statins do not prevent Alzheimer’s,” says Dr. James Wright at the University of British Columbia.

Scientists speculate that the false promise came, in part, from a familiar pitfall called selection bias. The original study compared Alzheimer’s patients with healthy subjects. For reasons that aren’t entirely clear, there is a strong overlap of people who are less likely to develop Alzheimer’s and people who are concerned about their health, and therefore inclined to take statins.

Im April gab Pfizer schließlich die Ergebnisse der mit 640 Patienten bisher größten randomisierten und kontrollierten Studie zu dieser Fragestellung bekannt. Der Einsatz des Cholesterinsenkers Lipitor® (in Deutschland Sortis®) blieb gegen Alzheimer ohne jede Wirkung. Pfizer zeigte denn auch wenig Interesse, mit der Untersuchung dieser Hypothese weitere Gelder versenken zu wollen:

Pfizer said it was not planning any more studies with Lipitor in Alzheimer’s patients “at this time”, although it did remain committed to advancing research and treatment in Alzheimer’s disease.

Heute überrascht uns eine Pressemeldung des Universitätsklinikums Rostock mit einer vielversprechenden neuartigen Therapieoption gegen Alzheimer, die an 14 deutschen Universitäten in einem mit Steuermitteln geförderten Projekt untersucht werden soll:

Im Mittelpunkt der Studie steht ein Medikament, das als Fettsenker bereits im Handel ist. “Eine aktuelle Studie ergab, dass unter Alzheimer-Patienten diejenigen auffällig unterrepräsentiert sind, die in vorhergehenden Jahren ein den Cholesterinspiegel senkendes Mittel eingenommen haben”, sagt Professor Dr. Stefan Teipel von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Uniklinikum Rostock.

Diese Befunde legen nahe, dass sich das Medikament positiv bei der Vorbeugung von Alzheimer auswirken könne. Bestätige die Studie diese Annahme, könne die Behandlung mit dem Medikament zur Standardtherapie werden und das Auftreten der Alzheimer Krankheit verzögern, wenn nicht sogar aufhalten.

Na, dann drücken wir mal die Daumen.

Wie die Steinlaus in den Pschyrembel kam

Die Steinlaus oder auch Petrophaga Lorioti genannt, wurde 1976 vom Komiker Loriot entdeckt und in einem Sketch als ein nicht existierendes Fabelwesen vorgestellt. Es handelt sich um ein scheues Nagetier, das sich von Steinen ernährt.

1983 wurde die Steinlaus auch für den Pschyrembel interessant und schaffte es zu einem Nihilartikel. Von da an gibt es bis […]

Der Experte in der Ferne, die Epilepsie und die Krise

Spezialisierung, was ist, wenn sie nicht gleich vor Ort ist.
Bleiben wir beim Thema „Spezialisierung“ im Gesundheitswesen, also die Frage, wer ist denn der medizinische Experte in … Sucht man eine Antwort, dann kann die Reise quer durch die Republik gehen, aber, und so wird es mir bei der Krankheit Epilepsie bewusst, was ist, wenn das kranke […]

Doktorspiele bei Grippeimpfung

Ein eindrucksvolles Beispiel zum Ziel von Disease Awareness Kampagnen ist in Österreich bei der Grippeimpfung zu sehen. Das unsägliche Plakat mit dem James-Bond-Thema schmückt zwar ein Logo von Sanofi Pasteur MSD (SP MSD), ruft aber allgemein zu Grippeimpfung auf – ohne das Produkt von SP MSD zu nennen.

In der Fachzeitschrift ärztemagazin gibt es Klartext: “In schützender Mission” sollen Ärzte und Apotheker “Vaxigrip®” dem Patienten verkaufen. Hier in der Variante für Kinder.

Erinnert sehr an Doktorspiele. Werbeagenturen können grausam sein.

NRW-Filz bei Verteilung von EU-Fördergeldern

Bei der Verteilung von EU-Geldern in Höhe von insgesamt 70 Millionen Euro sei es Mitte des Jahres beim Wettbewerb „med in.nrw“ offensichtlich zu Unregelmäßigkeiten gekommen, berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger.
Inzwischen steht fest, dass nicht nur vier der zehn Jurymitglieder befangen waren, weil deren Firmen im Wettbewerb Angebote abgegeben hatten (wir berichteten). Inzwischen ist auch der mittlerweile ausgeschiedene Staatssekretär Stefan Winter, der das Wettbewerbsverfahren im Gesundheitsministerium geleitet hatte, in die Kritik geraten.
Winter ist seit Mittwoch Vorstandsmitglied der Koblenzer Firma CompuGroup, deren Tochterfirma Ispro an dem NRW-Wettbewerb mit Erfolg teilgenommen hatte. Die Jury hatte damals neben Ispro insgesamt 32 von 233 Bewerbern ausgewählt.

Als Rücktrittsgrund nannte Sommer, dass er mit der Nichtraucherschutzpolitik seines Ministers nicht einverstanden sei. Da hat sich Sommers neue Arbeitgeber einen ausgewiesenen Fachmann für die Lobbyarbeit

Diktierapps – REVIEWER gesucht

Eine der typische Routinetätigkeiten des Mediziners im klinischen Alltag stellt das Diktieren von Patientenbriefen und Dokumenten aller Art dar. Die gängigste Methode, dies zu tun, ist das gute “alte” Diktiergerät. 
Mit den Updates der neuen iPod Generation des Nanos und Classics ist nun die Diktierfunktion auch ermöglicht worden. Für unser geliebtes iPhone gibt es seit einiger […]

Bald rezeptfreies Abnehmen mit alli® in Europa


Die europäische Arzneimittelbehörde EMEA hat gestern dafür gesorgt, dass Sanofi-Aventis die Diätpille Acomplia® wegen ernsten Nebenwirkungen vom Markt nehmen muss. Dies hat beim Konkurrenten GlaxoSmithKline (GSK) sicherlich Begeisterung hervorgerufen. Denn gleichzeitig hat die EMEA empfohlen, den Wirkstoff Orlistat aus der Rezeptpflich pdf-Dateizu nehmen. GSK hatte die OTC-Vermarktungsrechte für das Arzneimittel zur Behandlung von Adipositas von Roche erworben, das unter dem Handelsnamen Xenical® als rezeptpflichtiges Medikament in den Apotheken erhältlich ist.

In den USA wird “alli®”, der Markenname des GSK-Medikaments mit der halben Dosierung von Xenical® seit Juni 2007 rezeptfrei verkauft.

GSK feiert dies als Meilenstein im Kampf gegen Übergewicht. Da Orlistat ein bekannter Wirkstoff ist und alli® seit über einem Jahr in den USA vermarktet wird, lohnt es sich, die Hoffnungen von GSK genauer zu betrachten.

Orlistat hemmt fettzerlegende Enzyme lokal im Magen-Darm-Trakt und hat keine bekannten systemischen Wirkungen. Die Hauptfunktion ist die Verringerung der Fettresorption aus der Nahrung, wodurch die Energieaufnahme (in Kalorien) verringert wird. Damit erklärt sich das grösste Problem von alli®. Nicht aufgenommes Fett wird es ausgeschieden. Leider oft in Form von öligen Stühlen. Wird die aufgenommene Fettmenge nicht reduziert, kommt es zu massivem Durchfall auf Grund der vermehrten Fettausscheidung. Nebenwirkungen sind Magenkrämpfe, Blähungen fettige (bis 31%) und flüssige Stühle (bis 13%), Defäkationsdrang (22%), Blähungen mit Stuhlabgang (24%) und Stuhlinkontinenz (8%). Die Prozentangeben beziehen sich auf die Xenical®-Zulassungsstudien. Die verringerte Orlistat-Dosis in alli® soll das Ausmass der Nebenwirkungen begrenzen. Manche Ärzte loben sogar den erzieherischen Effekt des Präparats.

Beim Marketing von alli® ist GSK offensiv herangegangen und hat diese Nebenwirkung einfach zum Behandlungseffekt erklärt. Selbst der, inzwischen abgesetzte, verantwortliche GSK Vize-Präsident für die Diätpille hatte seine persönliche Erfahrung damit gemacht.

‘ll never forget having a fish sandwich and loading it up with tartar sauce and having French fries,” Burton recalled. “I actually discharged some oil.” Luckily for Burton, what he refers to as his “classic oops” episode happened on a Saturday when he was doing errands, not during an important meeting. So he went home to change clothes.

Unerfreulich für ein Medikament, das als Lifestyle-Produkt vermarktet wird. Selbstkasteiung ist nicht gerade populär.

GSK setzte in den USA beim Marketing auf das Internet. Zum einen gibt es eine Produktseite: myalli.com, inkl. einer Social-Communty (myalliplan.com). Desweiteren Question Everything, eine eher virale Internetseite, mit allgemeinen Informationen über Ernährung und Gewichtsreduktion. Und ein blog durfte nicht fehlen. Alles um sich von obskuren Diätmittel-Angeboten im Netz abzugrenzen. GSK versuchte es aber noch mit einem neuen Marketing-Instrument: Ein 140-seitiges Buch, das in Apotheken und Verbrauchermärkten für $ 5 verkauft wird – Are You Losing It? Autoren sind US-Diät-Gurus bzw. eine TV-Köchin. Damit sollten die Verbaucher für das Thema sensibilisiert werden. Und wer keine 140 Seiten lesen kann, für den gab es natürlich Marketing-Aktivitäten in Kooperation Selbsthilfeorganisationen und Fachverbänden: Der Vereinigungen Shaping America’s Youth und North American Association of the Study of Obesity.

Das Ergebnis dieser Anstrengungen hat bisher GSK eher enttäuscht. Das Marktforschungsunternehmen IMS hat im ersten halben Jahr Umsätze von 121 Millionen Dollar ermittelt. GSK nannte für das erste Quartal 2008 rund 17 Millionen Dollar. Sicher auch, weil die Wirkung den Marketing-Aussagen nicht stand hält. In einer Meta-Analyse haben Wissenschaftler 30 randomisierte und plazebokontrollierte klinische Studien bewertet, in denen die Diätpillen über einen Zeitraum von einem Jahr und länger eingenommen wurden. Im Mittel brachten die Studienteilnehmer 100 kg auf die Waage und kämpften mit einem BMI von 35-36. In den Studien mit Orlistat konnten die Patienten im Vergleich mit Plazebo sich nur über eine Reduktion von durchschnittlich 2,9 kg freuen.

Spannend wird sein, wie die Entscheidung der EMEA von den ärztlichen Fachverbänden und den Verbraucherorganisationen aufgenommen wird. In einem Editorial des BMJ äussert Gareth Williams, Medizinprofessor an der Universität Bristol, Ende 2007 Bedenken gegen eine Therapie, die nicht durch Ärzte überwacht wird und die nicht auf eine Änderung des Lebensstils abzielt.

Possibly, few users will even finish their first pack of Alli, let alone buy a second, and the drug may cause only a small and transient downward blip in the otherwise inexorable climb in weight and cardiometabolic risk.

Selling anti-obesity drugs over the counter will perpetuate the myth that obesity can be fixed simply by popping a pill. The only real beneficiary will be GSK.

Links zum Wochenende (24.10.08)

Forschung & Wissenschaft

Alternative Therapien

Ernährung

Sonstiges

 

Traumberuf Medizinjournalist (VI)

Focus online bringt mal wieder sein Lieblingsthema “Abnehmen”. Neuer Wirkstoff hilft abnehmen. “… doppelt so effektiv wie die bereits zugelassenen Schlankpillen mit den Wirkstoffen Sibutramin oder Rimonabant”. Vor lauter Begeisterung kein Hinweis darauf, dass

  • es eine Phase II-Studie war und bis zur Zulassung noch ein langer Weg ist.
  • die Studie vom Hersteller “NeuroSearch” bezahlt worden ist.
  • die geringen Nebenwirkungen auch auf die Auswahl der Studienteilnehmer zurückzuführen sind (z.B. wurden Patienten mit psychischen Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes ausgeschlossen).
  • der Wirkungsmechanismus über den Noradrenalin-, Serotonin- und Dopamin-Haushalt kein Nebenwirkungsarmes Medikament erwarten lässt.
  • Sibutramin (Reductil®) in Deutschland aufgrund starker unerwünschter Nebenwirkungen als bedenklich im Sinne des Arzneimittelgesetzes eingestuft und nur in stark begrenzten Dosierungen als Arzneimittel zugelassen ist.
  • Rimonabant (Acomplia®) in den USA wegen des erhöhten Suizidrisikos nicht zugelassen ist.
  • in Europa die Zulassung von Rimonabant ohne eingehende Prüfung möglicher Risiken erfolgte und eine Warnung vor der Behandlung von depressiven Patienten ausgesprochen wurde und Patienten mit anderen unbehandelten psychiatrischen Erkrankungen die Einnahme nicht empfohlen wird.

Ein schönes Beispiel des Sensationsjournalismus bei Medizinthemen, der sachliche und vor allem fachlich korrekte Berichterstattung vermissen lässt. Unkritische Wissenschaftsgläubigkeit und grenzenlose Industriefreundlichkeit sind Paradedisziplinen der Branche.


Abstract der Veröffentlichung
Studie bei ClinicalTrials.gov

Pelvi-Trainer machen`s möglich

An der Universität Würzburg wurde diese Woche ein neues Trainingszentrum für angehende Chirurgen in Betrieb genommen. Im “Skills Lab” ist es nun möglich an realitätsnahen Puppen minimalinvasive Operationen zu üben. An sogenannten Pelvi-Trainern, mit denen die Simulation verschiedener chirurgischer Eingriffe im Bauchraum vorgenommen werden kann, können nun Medizinstudenten die Kunst des pelviskopischen Operierens ausprobieren und […]

Champix® weiter nebenwirkungsreichstes Medikament…

Im ersten Quartal 2008 wurden in den USA 1001 ernste Zwischenfälle im Zusammenhang mit der Einnahme der Raucherentwöhnungspille Champix® (in den USA Chantix®) gemeldet. Das ergab eine Auswertung des Institute for Safe Medication Practices auf Basis der Daten der Arzneimittelbehörde FDA. Damit ist Champix® weiterhin das Medikament mit den meisten Meldungen, wie schon 2007.

Pfizer weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass diese Meldungen oft nicht verifiziert seien und ausreichende medizinische Informationen fehlten, um daraus Schlüsse zu ziehen.

Die Ärzte und Patienten in den USA ziehen ihre eigenen Konsequenzen: Im dritten Quartal ging der Umsatz mit dem Medikament um 49% gegenüber dem Vorjahr zurück, auf 96 Millionen Dollar von noch 186 Millionen Dollar zwischen Juli und September 2007.

Guest Review: PAPERS

Die Installation verlief problemlos
 
1) Artikel beschaffen:
Die Suchfunktion ist sehr gelungen gelöst, viele Literaturdatenbanken (auch die für mich relevanten pubmed) sind vertreten. Eingegebene Suchbegriffe bekommen jeweils ein Dropdown-Menü, in dem man auswählen kann ob es Autor, Titel, Journal usw. ist. Sehr praktisch für alle, die sich die entsprechenden tags genausowenig merken können wie ich […]