Multiple Sklerose: Langfristige Studien [Akt.]

Was ist der langfristige Nutzen der MS-Therapien? Was ist der langfristige Erfolg der MS-Medikamente? Welche Studien gibt es?

Multiple Sklerose ist eine chronische Krankheit. Die Krankheit ist lang und häufig langsam. Zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr treten meistens die ersten Symptome auf, was dann schliesslich zu MS-Diagnosen führt. Durch die verbesserte Diagnostik mit MRI-Geräten verschiebt sich der Diagnosezeitpunkt stetig nach vorne. Multiple Sklerose ist nicht heilbar. Die Betroffenen leben 30 bis 40 Jahre mit der (sich stetig verschlechternden) Krankheit.

Verschiedene Medikamente, die zwischen 20‘000 und 30‘000 Franken kosten, sind zugelassen. Zur Zulassung notwendig waren zwei positive ein- bis zweijährige Studien. In den Studien wurden die Anzahl Schübe und die MRI-Aktivität gemessen. Statistisch weniger Schübe und weniger MRI-Aktivität (weniger Läsionen/Entzündungen) wurden positiv gewertet.

Weniger Schübe, weniger Läsionen. Ein langfristiger Nutzen ist plausibel.

Doch bis heute ist nicht klar, ob die Entzündungen und Schübe die Haupttreiber der Multiple Sklerose sind. Oder ob, nicht doch die Nervenzellen (Neuronen) aus einem anderen, unbekannten Grund absterben und die Entzündungen einfach eine Folge davon sind.

Die Cochrane Collboration erstellt systematische Übersichtsarbeiten (sytematic reviews and meta analysis) zu medizinischen Behandlungen. Diese gelten als das beste vorhandene Wissen. Kürzlich wurde die Auswertung der MS-Medikamente1 überarbeitet.

It is important to consider that the efficacy and the risk-benefit of all these treatments beyond two years are uncertain, and this is a very relevant point for a lifetime disease such as MS.
Es ist wichtig einzubeziehen, dass die Wirksamkeit und Risiko/Nutzen aller Behandlungen über einen Zeitraum von über zwei Jahren unsicher ist und dass dies ein sehr relevanter Punkt für eine lebenslange Krankheit wie MS ist.

Es gibt also kein wissenschaftlich verlässliches Wissen über eine Zeitdauer von über zwei Jahren. Der langfristige Nutzen der MS-Medikamente ist unbekannt.

Zulassungsstudien im Vergleich zur weiteren LebensdauerSchematische Darstellung der Zulassungsstudien im Vergleich zur weiteren Lebensdauer.

Ein früher Behandlungsbeginn wird dennoch empfohlen.

Deshalb starten die MS Behandlungen früh. Häufig wenn die Betroffenen noch wenig Symptome und eine gute bis ausgezeichnete Gesundheit haben. Die MS-Medikamente sind nicht nebenwirkungsfrei.

Sollen Betroffene wirklich „heute“ ein Medikament nehmen, damit es womöglich/hoffentlich „morgen“ weniger schlimm wird?

Die Frage kann nicht beantwortet werden. Verlässliche Daten fehlen. Alle tappen im Dunkeln. Deshalb fordert Cochrane langfristige Studien:

Thus, studies on the long-term efficacy and safety of immunotherapies for MS are urgently needed.
Also, Studien über den langfristigen Nutzen und die Sicherheit von Immuntherapien für MS werden dringend benötigt.

Die ersten der heutigen MS-Medikamente gibt es seit den frühen Neunziger-Jahren. Es eine Schande, dass praktisch kaum langfristige wissenschaftlich verwertbare Daten erhoben wurden. Mich erstaunt, dass sich die Neurologen bisher mit den kurzfristigen Daten zufrieden gegeben haben und dass es keinen grossen Aufschrei gegeben hat.

Ist einmal ein Medikament zugelassen, hat ein Pharmaunternehmen wenig Interesse an weiteren Studien, ausser der Ausweitung auf weitere Patientengruppen. Sie dürfen das Medikament verkaufen. Wirtschaftlich macht es wenig Sinn den Verkauf durch weitere Studien zu gefährden.

Patienten und Ärzte brauchen langfristigen Daten dringend. MS-Gesellschaften oder Staaten müssen selbst handeln. Einerseits können die Staaten die Regulation für Pharmaunternehmen verändern und beispielsweise langfristige Studien verlangen und MS-Gesellschaften können selbst solche Studien durchführen lassen. Gesetze ändern ist ein aufwändiger und langwieriger Prozess.

Erfreulicherweise ergreifen die MS-Gesellschaften neuerdings selbst die Initiative und starten langfristige Studien. Beispielsweise wurden

  • die Schweizerische Kohortenstudie Swiss MS Cohort Study (SMSC) von der MS-Gesellschaft und
  • die European Register for Multiple Sclerosis (EUReMS) – A tool to assess, compare and enhance the status of people with MS throughout the EU von der European Multiple Sclerosis Platform (EMSP).

gestartet.

Die beste Zeit um einen Baum zu pflanzen wäre vor zwanzig Jahren gewesen, die zweitbeste Zeit ist heute. Afrikanisches Sprichwort

Diese Studien sind sehr begrüssenswert.

Auf die Studien werde ich in kommenden Artikeln weiter eingehen.

Kanada

Kanada ist eine löbliche Ausnahme. Dort wurde vor dreissig Jahren, noch vor den heutigen Medikamenten, mit dem systematischen Erfassen von Krankheitsdaten begonnen. Diese Daten stehen heute zur Verfügung und können ausgewertet werden.

Volkswirtschaftlicher Nutzen

MS wird früh diagnostiziert und die Krankheit dauert lange. Mit über 8‘000 MS Betroffenen ist über ein Promille der Bevölkerung (1 auf 1000 Personen) von der Krankheit betroffen. MS Betroffene scheiden früher aus dem Erwerbsleben aus.

MS-Medikamente sind mit Jahreskosten von über 20‘000 Franken teuer. Die Krankheit verursacht hohe volkswirtschaftliche Kosten. Wegen den Medikamenten und wegen den Invaliditätskosten.

Die Gesellschaft muss ein Interesse an Daten über den langfristigen Nutzen von MS-Behandlungen haben.

Fazit

Verlässliche langfristige Daten sind für MS-Betroffene von grösster Wichtigkeit. Doch langfristige Studien wurden bislang vernachlässigt. Das ist ein enormes Versäumnis. Und dies bei einer Krankheit mit über dreissig Jahren Krankheitsdauer.

Wegen der frühen und langen Krankheit und den hohen Kosten der Medikamente von über 20‘000 Franken bei über 8‘000 Betroffenen sind Daten über den langfristigen Nutzen volkswirtschaftlich von Interesse.

Es braucht mehr langfristige Studien zu Multiple Sklerose.

[Aktualisierung 15.08.2013: Langfristige Studien sind ebenfalls in der Psychiatrie eine Notwendigkeit, siehe Forum Gesundheitspolitik-Artikel Weniger ist mehr, was man aber erst nach einiger Zeit bemerkt: Ein Beispiel aus der Behandlung von psychisch Kranken , 13.08.2013.]

[Aktualisierung 17.08.2013: „Das Fehlen von Langzeitstudien bedeute aber, dass wir nie genau wissen werden, was solche Medikamente später in Erwachsenen bewirken.“ Psychopillen für Zappelkinder, Tages-Anzeiger. 17. Aug. 2013. Für viele Krankheiten reichen kurzfristige Studien einfach nicht. Langfristig könnten die Folgen der Medikamente schlimmer als der Behandlungsgrund sein. «Wir führen ein unkontrolliertes Experiment mit der Gesundheit unserer Kinder durch», sagt Allen Frances.]

[Aktualisierung 27.02.2014: Brief an das Deutsche Ärzteblatt Multiple Sklerose: Therapeutische Unsicherheit von Dr. med. Jutta Scheiderbauer, welche selbst an MS erkrankt ist. Der Brief drückt den ungewissen, langfristigen Nutzen von MS-Medikamenten gut aus.]

[Aktualisierung 06.04.2014: TK-Report: Kaum ein neues Medikament bringt medizinischen Fortschritt, Spiegel Online, 02.04.2014]

[Aktualisierung 06.04.2014: Die MS-Gesellschaft baut ein nationales MS-Register auf. Die langfristige Erhebung von Daten ist für das bessere Verständnis der Betroffenen und der Krankheit sehr wichtig. Siehe Magazin Forte 2014/1, Februar 2014, Seite 20]


  1. Filippini G, Del Giovane C, Vacchi L, D’Amico R, Di Pietrantonj C, Beecher D, & Salanti G. Immunomodulators and immunosuppressants for multiple sclerosis: a network meta-analysis. The Cochrane database of systematic reviews 2013, Issue 6 Art. No.: CD008933. DOI: 10.1002/14651858.CD008933.pub2 PMID: 23744561
    In einem Blogartikel habe ich geschrieben, wie mit einem Trick ganze Cochrane Reports gelesen werden können. 

Jasmin Nunige (MS) gewinnt Swiss Alpine Marathon zum 5. Mal

Jasmin Nunige gewinnt den Swiss Alpine Marathon von Davos zum 5. Mal.1 Sie distanzierte die zweitbeste Frau (Zweite des Gigathlon 2013 Single) über 40 Minuten. Sogar nur vier Männer waren schneller als Jasmin Nunige.

Und das alles mit Multiple Sklerose (MS).

Jasmin NunigeJasmin Nunige

Sie erhielt ihre MS Diagnose 2011. (Sie nimmt keine MS-Medikamente.2 Der Körper wäre nicht mehr zu solchen Leistungen fähig.)

Letztes Jahr sendete das Schweizer Fernsehen eine Reportage über Jasmin Nunige und ihren Umgang mit Multiple Sklerose. Kürzlich erschien eine Reportage über Jasmin Nunige im Internet TV.

Die weitere Sportkarriere von Jasmin Nunige kann auf ihrem Blog verfolgt werden.

Der Swiss Alpine Marathon von Davos ist 78km lang und die Läufer haben über 2600Hm zu überwinden. Jasmin Nunige benötigte dafür 6h 53‘. Der diesjährige Berglauf fand am 27.7.2013 statt.

Gratulation an Jasmin Nunige.

Das Beispiel zeigt eindrücklich wie unterschiedlich MS sein kann. Und was mit einer MS Diagnose noch möglich ist.

Weitere Informationen

Weitere Medienberichte zu Swiss Alpine 2013

Medienberichte zu Jasmin Nunige und MS

Weitere Links

Jasmin Nunige (MS) gewinnt Swiss Alpine Marathon zum 6. Mal

Jasmin Nunige gewinnt den Swiss Alpine Marathon von Davos zum [Aktualisierung 27.07.2015: 5. Mal1] [Aktualisierung 27.07.2015: 6. Mal2]. Sie distanzierte die zweitbeste Frau (Zweite des Gigathlon 2013 Single) über 40 Minuten. Sogar nur vier Männer waren schneller als Jasmin Nunige.

Und das alles mit Multiple Sklerose (MS).

Jasmin NunigeJasmin Nunige

Sie erhielt ihre MS Diagnose 2011. (Sie nimmt keine MS-Medikamente.3 Der Körper wäre nicht mehr zu solchen Leistungen fähig.)

Letztes Jahr sendete das Schweizer Fernsehen eine Reportage über Jasmin Nunige und ihren Umgang mit Multiple Sklerose. Kürzlich erschien eine Reportage über Jasmin Nunige im Internet TV.

Die weitere Sportkarriere von Jasmin Nunige kann auf ihrem Blog verfolgt werden.

Der Swiss Alpine Marathon von Davos ist 78km lang und die Läufer haben über 2600Hm zu überwinden. Jasmin Nunige benötigte dafür 6h 53‘. Der diesjährige Berglauf fand am 27.7.2013 statt.

Gratulation an Jasmin Nunige.

Das Beispiel zeigt eindrücklich wie unterschiedlich MS sein kann. Und was mit einer MS Diagnose noch möglich ist.

Weitere Informationen

Weitere Medienberichte zu Swiss Alpine 2013

Medienberichte zu Jasmin Nunige und MS

Weitere Links

Nachtrag

[Aktualisierung 27.07.2015: Jasmin Nunige gewinnt den Swiss Alpine K78 zum 6. Mal. Wiederum mit einigem Vorsprung. Siehe auch SRF SportAktuell, 25.07.2015]

Katatone Schizophrenie

Katatone Schizophrenie Die Schizophrenie (ICD–10: F20) wird in der ICD–10 in vier Unterformen unterteilt: * Paranoide Schizophrenie (ICD–10: F20.0) * Hebephrene Schizophrenie (ICD–10: F20.1) * Katatone Schizophrenie (ICD–10: F20.2) und * Undifferenzierte Schizophrenie (ICD–10: F20.3) Die paranoide oder paranoid-halluzinatorische Form ist die mit weitem Abstand häufigste Unterform der Schizophrenie, die unser Bild dieser Krankheit weitgehend […]

Multiple Sklerose: Medikamentenübersicht mit Preisen

Welche Medikamente gibt es gegen die schubförmige MS? Was kosten MS-Medikamente?

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische, nicht heilbare Krankheit. Die Ursache wie auch Krankheitsentwicklung sind unbekannt. Trotz intensiver Forschung sind wesentliche Teile der Krankheit nicht klar. Was löst die Krankheit aus? Ist es eine Autoimmunerkrankung oder eine Neurodegenerativekrankheit? Was klar ist, ist, dass es Entzündungen im Gehirn gibt. Die Schutzschicht der Nervenverbindungen – das Myelin – wird dabei geschädigt.

Anhand des bekannten Wissens wird versucht, die Krankheit zu beeinflussen. Die vorhanden Medikamente blockieren oder verändern das Immunsystem (Immunsuppression, Immunmodulation). Wenn auch keine Heilung möglich ist, so ist die Hoffnung der Ärzte die Krankheit günstig beeinflussen oder stoppen zu können.

Die Pharmaindustrie hat innerhalb der letzten zwanzig Jahren diverse Medikamente zur Marktreife entwickelt. Etliche Medikamente befinden sich in der Schlussphase der Entwicklung.

Ich habe die vorhandenen Medikamente mit den zugelassenen Dosierungen und den Preisen zusammengestellt.

Dosierung

Die Liste, der für die schubförmige MS vorgesehenen Medikamente, mit den zugelassenen Dosierungen und Verabreichungsformen.

Medi Marke Hersteller Dosierung CH FDA
IFNbeta 1b Betaferon®* Bayer 1x 250μg/2T s.c. J 1993
IFNbeta 1b Extavia®* Novartis 1x 250μg/2T s.c. N 2009
IFNbeta 1a Avonex® Biogen Idec 1x 30μg/W i.m. J 2003
IFNbeta 1a Rebif®* Merck Serono 3x 22μg/W s.c. J 2002
IFNbeta 1a Rebif®* Merck Serono 3x 44μg/W s.c. J 2002
Glatirameracetat Copaxone® Teva Pharma 1x 20mg/T s.c. J 1996
Fingolimod Gilenya® Novartis 1x 0.5mg/T oral J 2012
Natalizumab Tysabri® Biogen Idec 1x 300mg/M i.v. J 2004
BG-12 Tecfidera® Biogen Idec 2-3x 240 mg/T oral E 2013
Teriflunomid Aubagio® Genzyme (Sanofi) 1x7mg/T oral E
Teriflunomid Aubagio® Genzyme (Sanofi) 1x14mg/T oral E
Laquinimod (Laquinimod) Teva Pharma 0.6mg?/T oral ?
Alemtuzumab Lemtrada™ Genzyme (Sanofi) 1x5T/J i.v., dann 1x3T/J i.v. ? E
Ocrelizumab (Ocrelizumab) Genentech (Roche), Biogen Idec ?
Daclizumab (Dac-Hyp) (Daclizumab) Roche ?
Mitoxantron Novantron®* Meda Pharma 10-12mg/m²/3-4W (3x; dann 1x/3-6M; max 2J) J 2000
Azathioprin Imurek® Diverse 1x 25mg/T J 1968
Azathioprin Imurek® Diverse 1x 50mg/T J 1968

Dosierung der Medikamente bei schubförmiger Multiple Sklerose.
Legende:
T = Tag, W = Woche, M = Monat, J = Jahr
s.c. = unter die Haut spritzen
i.m. = in einen Muskel spritzen
i.v. = intravenös spritzen
oral = schlucken
CH = CH Zulassung (J = ja, N = nein, E = erwartet, ? = unbekannt)
FDA = Zulassungsjahr der FDA
* = Auch für die sekundär progrediente MS zugelassen
Quelle Dosierung: Vortrag Prof. Kappos Folie 8 und 9 beim MS Informationstag «Aus der Forschung für die Praxis» 2013; Genzyme für Alemtuzumab; FDA-Zulassung in Drugs@FDA abrufbar Stand: 29.06.2013

BG-12 (Tecfidera®) ist in der EU zugelassen, wird aber von Biogen Idec noch nicht vermarktet. Der Wirkstoff von BG-12 (Tecfidera®) ist Dimethylfumarat, ein relativ einfach herzustellender Stoff, dessen Wirkung auf MS zufällig entdeckt wurde. Apotheken können Dimethylfumarat-Kapseln selbst herstellen. Dazu habe ich einen BG-12 (Tecfidera®)-Artikel geschrieben.

Mitoxantron wird pro Körperoberfläche dosiert. Die durchschnittliche Körperoberfläche eines erwachsenen Menschen ist 1.7m². Dies ergibt eine durchschnittliche Dosis von 20mg.

Azathioprin (Imurek®) wird in der Schweiz praktisch nicht mehr eingesetzt.

Ausser Azathioprin und Mitoxantron sind alle diese Medikamente geschützt, durch Produktpatente oder andere Mechanismen. Die Hersteller haben ein befristetes Monopol.

Preise

Die Medikamentenpreise sind in den meisten Ländern staatlich reguliert. Mit dem Erhoffen von Innovationsförderung werden befristete Monopole erteilt.

Für einen einzelnen Betroffenen spielt der Preis des Medikamentes praktisch keine Rolle. Die Krankenversicherung, also die Allgemeinheit, übernimmt die Kosten.

Schweiz

Marke Hersteller Preis ST P/J CH Kosten/J
Betaferon® Bayer Fr. 1‘747 15 12 Fr. 21‘261
Avonex® Biogen Idec Fr. 1‘386 4 13 Fr. 18‘017
Rebif® Merck Serono Fr. 1‘796 12 13 Fr. 23‘345
Rebif® Merck Serono Fr. 2‘203 12 13 Fr. 28‘640
Copaxone® Teva Pharma Fr. 1‘545 28 13 Fr. 20‘136
Gilenya® Novartis Fr. 7‘623 98 4 Fr. 28‘392
Tysabri® Biogen Idec Fr. 2‘370 1 12 Fr. 28‘434
Novantron® Meda Pharma Fr. 303 1 7 Fr. 2‘023
Imurek® Diverse Fr. 25 50 7 Fr. 183
Imurek® Diverse Fr. 42 50 7 Fr. 305

MS-Medikamentenpreise in der Schweiz für die schubförmige Multiple Sklerose.
Legende:
Marke = Markenname des Medikamentes
Preis = Publikumspreis einer Packung, also inkl. MwSt.
ST = Anzahl Stück in der Packung
P/J = Benötigte Packungen pro Jahr
Kosten/J = Kosten für ein Jahr Behandlung
Quelle Preise: Krankenkasse Konkordia, Spezialitätenliste BAG; Stand: 29.06.2013

Vergleich mit Deutschland

Marke Hersteller Preis ST P/J DE Kosten/J
Betaferon® Bayer € 4‘472 42 4 € 19‘430
Extavia® Novartis € 4‘140 45 4 € 16‘790
Avonex® Biogen Idec € 4‘872 12 4 € 21‘111
Rebif® Merck Serono € 1‘614 12 13 € 20‘982
Rebif® Merck Serono € 1‘931 12 13 € 25‘100
Copaxone® Teva Pharma € 1‘557 28 13 € 20‘299
Gilenya® Novartis € 2‘325 28 13 € 30‘304
Tysabri® Biogen Idec € 2‘386 1 12 € 28‘632
Novantron® Meda Pharma € 275 1 7 € 1‘835
Imurek® Diverse € 40 100 4 € 147

MS-Medikamentenpreise für die schubförmige Multiple Sklerose.
Legende:
Marke = Markenname des Medikamentes
Preis = Publikumspreis einer Packung
ST = Anzahl Stück in der Packung
P/J = Benötigte Packungen pro Jahr
Kosten/J = Preis für ein Jahr Behandlung
Quelle Preise: Medizin Fuchs; Stand: 29.06.2013

Vergleich mit Österreich

Marke Hersteller DE Preis ST P/J AT Kosten/J
Betaferon® Bayer € 1‘028 15 12 € 12‘509
Avonex® Biogen Idec € 996 4 13 € 12‘949
Rebif® Merck Serono € 1‘141 12 13 € 14‘839
Rebif® Merck Serono € 1‘141 12 13 € 14‘839
Copaxone® Teva Pharma € 971 28 13 € 12‘660
Gilenya® Novartis € 2‘428 28 13 € 31‘647
Tysabri® Biogen Idec € 1‘775 1 12 € 21‘299
Imurek® Diverse € 43 50 7 € 314

MS-Medikamentenpreise für die schubförmige Multiple Sklerose.
Legende:
Marke = Markenname des Medikamentes
Preis = Preis einer Packung
ST = Anzahl Stück in der Packung
P/J = Benötigte Packungen pro Jahr
Kosten/J = Preis für ein Jahr Behandlung
Quelle Preise: Common European Drug Database; Stand: 03.02.2010

Vergleich mit den USA

Marke Hersteller US Kosten/J
Betaferon® Bayer $ 37‘294
Avonex® Biogen Idec $ 37‘544
Rebif® Merck Serono $ 36‘825
Copaxone® Teva Pharma $ 42‘300
Gilenya® Novartis $ 48‘000
Tysabri® Biogen Idec $ 42‘788
Tecfidera® Biogen Idec $ 54‘900

MS-Medikamentenpreise für die schubförmige Multiple Sklerose.
Legende:
Marke = Markenname des Medikamentes
Preis = Preis einer Packung
ST = Anzahl Stück in der Packung
P/J = Benötigte Packungen pro Jahr
Kosten/J = Preis für ein Jahr Behandlung
Quelle Preise: Bloomberg, 21.03.2011 und Reuters, 29.03.2013

Preisvergleich zwischen der Schweiz, Deutschland, Österreich und den USA

Marke CH Kosten/J DE Kosten/J AT Kosten/J US Kosten/J
Betaferon® Fr. 21‘261 € 19‘430 € 12‘509 $ 37‘294
Extavia® € 16‘790
Avonex® Fr. 18‘017 € 21‘111 € 12‘949 $ 37‘544
Rebif® Fr. 23‘345 € 20‘982 € 14‘839 $ 36‘825
Rebif® Fr. 28‘640 € 25‘100 € 14‘839
Copaxone® Fr. 20‘136 € 20‘299 € 12‘660 $ 42‘300
Gilenya® Fr. 28‘392 € 30‘304 € 31‘647 $ 48‘000
Tysabri® Fr. 28‘434 € 28‘632 € 21‘299 $ 42‘788
Tecfidera® NZ NZ NZ $ 54‘900
Durchschnitt Fr. 24‘032 € 22‘831 € 17‘249 $ 42‘807

Vergleich der MS-Medikamentenpreise für die schubförmige Multiple Sklerose zwischen der Schweiz, Deutschland, Österreich und den USA. Die Kosten sollten alle inkl. MwSt. sein.
Legende:
NZ = Nicht zugelassen

Die USA haben das teuerste Gesundheitssystem der Welt. Kein Wunder bei solchen Preisen für Medikamente. Die Österreicher haben die gleichen Medikamente, zahlen aber viel weniger dafür.1

Weitere Länder

Die offiziellen Preise weiterer Länder lassen sich recherchieren. Health Action International Foundation (HAI) hat eine Liste von Preisdatenbanken erstellt. Bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist ebenfalls eine Liste von Preisdatenbanken abrufbar.

Betroffene

MS ist in westlichen Ländern ein recht verbreitete Krankheit. Einer auf tausend Personen ist von der Krankheit betroffen. Genaue und aktuelle Zahlen sind leider für die Schweiz nicht vorhanden.

Die Magnetresonanzbilder (MRI, im Volksmund auch «Röhre» genannt) ermöglichen frühe Diagnosen. So können isolierte, frühe neurologische Vorfälle wie Kribbeln in den Armen mit MRI-Bildern als Multiple Sklerose diagnostiziert werden.

In der Schweiz wird etwa mit mehr als 8‘000 MS-Betroffenen gerechnet. Weltweit mit 2.5 Millionen.

Die Krankheit kann milde verlaufen, aber auch innert kurzer Zeit zu grosser Behinderung führen. Vielen sieht man die Krankheit nicht an.

Nutzen der Medikamente

Die Cochrane Collaboration erstellt und aktualisiert systematische Übersichtsarbeiten (systematic reviews) zu den verschiedenen Medikamenten. Diese Übersichtsarbeiten fassen das ganze verfügbare Wissen zu den einzelnen Behandlungen zusammen. Die Empfehlungen werden auch für Laien verständlich formuliert.

Falls eine Entscheidung über ein Medikament ansteht, empfehle ich neben dem Rat des Arztes, ebenfalls die Cochrane Datenbank abzufragen.

Bemerkungen

Bei Medikamenten denkt man schnell an Aspirin. 100 Tabletten kosten Fr. 11.15. Eine Tablette kostet 11 Rappen.

Daneben gibt es auch eine andere Klasse von Medikamente. Medikamente, die sich die Pharmaindustrie teuer bezahlen lässt. Eine MS-Jahresbehandlung kostet über Fr. 28‘000. Also den Preis eines modernen, energiesparenden Hybridfahrzeuges. Und das jedes Jahr. Von den Betroffenen wird erwartet, dass sie diese Medikamente über 15-20 Jahre einnehmen, bis die Krankheit zu weit fortgeschritten ist.

Das grosse Vorkommen, die lange Einnahmedauer und die hohen Preise machen Multiple Sklerose für die Pharmaindustrie zu einer «lukrativen Krankheit». Dies schlägt sich in den zahlreichen neuen Medikamenten nieder.

AIDS-Behandlungen sind mit 25‘000 Fr. ähnlich teuer. Das BAG rechnet mit einer Million Franken Lebenskosten zulasten der Krankenkassen.2 Der Nutzen dieser Medikamente ist offensichtlich, die HIV-Positiven sterben nicht mehr. ADIS ist nicht mehr tödlich.

In den ein bis zweijährigen Phase-III Zulassungsstudien der MS-Medikamente wurde eine Wirkung, z.B. bei Ersatzmesswerten (Surrogat-Parametern) wie MRI-Aktivität festgestellt. Ob sich diese teuren Medikamente langfristig für die Gesellschaft lohnen, ist offen. Die Beta-Interferone sind die erste Generation der MS-Therapien. Seit über zwanzig Jahren sind sie im Einsatz.

Für Kappos steht aber auch fest, dass die langfristige Auswirkung der Beta-Interferone auf die Krankheitsprogression, wenn auch plausibel, so doch letztlich unbewiesen ist. Quelle: Dt. Ärzteblatt

Angenommen die Medikamente haben den erhofften Nutzen, dann ist eine möglichst frühe Behandlung anstrebenswert. Beim Ausbleiben des erwarteten Nutzens, wären die Medikamente eventuell gar kontraproduktiv, da vielleicht junge, früh diagnostizierte Menschen durch die Nebenwirkungen wie Fieberschübe oder Müdigkeit schneller aus dem Erwerbsleben gedrängt werden. Was hohe volkswirtschaftliche Kosten verursachen würde.

Die Unsicherheit über den langfristigen Nutzen und die leider fehlenden langfristigen Studienresultate, machen die Entscheidung für die MS-Betroffenen unnötigerweise schwierig. Sollen jetzt Lebensqualitätseinbussen und Risiken hingenommen werden, um später einen allfällig langsameren Verlauf zu haben?

[Aktualisierung 13.07.2013: Extavia® als Betaferon® (IFNbeta 1b) Subsitution von Novartis für Deutschland hinzugefügt.]

[Aktualisierung 14.07.2013: Zulassungsdatum der FDA (Medikamentenzulassungsbehörde der USA) hinzugefügt.]

[Aktualisierung 13.08.2013: Blogartikel zu langfristigen MS-Studien verlinkt.]


  1. Eine Idee: Vielleicht könnte man die Pharmakosten als Indikator für Ausmass des Lobbyings in der Politik gebrauchen. Die Politik hat Industrieinteressen gegenüber Bügerinteressen abzuwägen. Hohe Preise bedeuten hohe Gewinn für Unternehmen, aber auch hohe Kosten für die Allgemeinheit. 

  2. Quelle: Beobachter 13/2013 Seite 11. Der Artikel ist nicht online verfügbar. 

Cannabis drosselt die Dopaminsynthese

Es gibt hin und wieder Studien, die wirklich etwas erklären: Diese hier ist eine davon. Cannabis und Dopamin Untersucht wurde bei 19 chronischen Cannabis-Konsumenten mit psychotischen Symptomen und 19 gesunden Kontrollprobanden, ob die Cannabis-Konsumenten vielleicht eine erhöhte Dopamin-Synthese zeigen. Das würde die psychotischen Symptome erklären. Denn es wurden ja eben nicht regelmäßige Cannabis-Konsumenten untersucht, die […]

Willkommen in meiner Blogroll Dienstarzt

Lieber Dienstarzt, willkommen in meiner Blogroll! Als niedergelassener Schweizer Allgemeinmediziner berichtet der Dienstarzt über ein breites Spektrum an Themen. Ich lese ihn schon länger, besonders lesenswert finde ich seinen neuen Eintrag über das DSM–5 und das Leben als medizinischer Auswanderer in die Schweiz. Ich wollte schon länger mal einen Artikel darüber schreiben, ob Tavor® expidet […]

BG-12/Fumarsäure/Dimethylfumarat/Tecfidera® Abzockerei

Wie können Pharmamultis das Schweizer Gesundheitssystem ausnehmen? Was können wir dagegen tun?

Kassensturz 30.04.2013, Gierige Pharmafirma: So zockt sie Schwerkranke ab (Artikel mit integriertem Video, auf Bild klicken zum Schauen der Sendung, 12min)

oder ähnlicher Beitrag der ARD, 30.01.2013 Warum Medikamente vom Markt verschwinden.

Anschaulicher könnte es nicht sein, wie unser Gesundheitssystem geplündert werden kann. Bezahlen müssen es Kranke und Gesunde, Arme und Reiche, Alte und Junge.

(Zum Verständnis dieses Blogartikels sollte die obige Kassensturz-Sendung geschaut bzw der dazugehörige Artikel gelesen werden. Die Fernsehsendung ist in Mundart. Alle, die Schweizerdeutsch nicht verstehen, können den dazugehörigen Artikel lesen.)

Die Empörung ist gross.

Ist BG-12/Fumarsäure/Dimethylfumarat/Tecfidera® von Biogen Idec ein Einzelfall?

Novartis und Roche haben bereits mit den Medikamenten Lucentis und Avastin gezeigt wie die Abzockerei geht. Lucentis ist praktisch das gleiche Medikament wie Avastin, aber 10x teuerer.

Beim kommenden MS-Medikament Alemtuzumab (Lemtrada®) ist das Vorgehen noch dreister. Alemtuzumab ist ein Medikament gegen Blutkrebs (Leukämie). Es heisst MabCampath®. Genzyme ist das Pharmaunternehmen hinter Alemtuzumab (Lemtrada®, MabCampath®).

Als ein Einsatz für Multiple Sklerose klar war, wurde das Medikament MabCampath® kurzerhand vom Markt genommen und damit den Krebskranken weggenommen, siehe Leukämie-Medikament: Marktrücknahme empört Ärzte. SPIEGEL ONLINE. 27. Aug. 2012 oder Warum Medikamente vom Markt verschwinden, ARD, 30.01.2013. Und ist nun als Lemtrada® in der Pipeline für MS.

Liegt die Schuld an den überhöhten Preisen beim Bundesamt für Gesundheit (BAG)?

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat einen Ermessenspielraum. Ist aber letztlich gefangen im Gesetzes-System. Preise werden nach rein marktwirtschaftlichen Kriterien festgelegt, wie es im KVG-Gesetz festgeschrieben ist. Das Parlament ist für die Gesetze verantwortlich.

Wie funktioniert das marktwirtschaftliche System?

0.5l Mineralwasser im Coop/Migros kostet 50 Rappen, am Bahnhof 5 Franken und in der Wüste vor dem Verdursten?

Wen betrifft es? Wer zahlt die überhöhten Preise?

Die horrend teuren Medikament, praktisch ohne Eigenleistung der Pharmafirma, sind, ausser für die Pharmafirma, völlig unbefriedigend.

Aber haben wir – Patienten, Ärzte, MS-Gesellschaften, BAG, Politiker – überhaupt ein Interesse etwas zu tun?

Hand aufs Herz. Wir können das Problem ignorieren, denn wir tragen die Folgen nicht. Es ist der Prämienzahler, die Gesamtbevölkerung die bluten müssen.

Auch die Patienten trifft es nicht mehr, als die andere Bevölkerung. Alle können wegschauen, ohne einen wesentlichen persönlichen Nachteil zu erleiden. Niemand hat einen (ökonomischen) Anreiz etwas zu tun.

Einzelne von uns profitieren sogar von diesen hohen Preisen. Denn wenn die Pharmafirma im Geld schwimmt, fällt auch etwas auf uns ab. Die Pharmafirma kann sich spendierfreudig zeigen:

  • Ärzten viele schöne Events mit gutem Essen organisieren.
  • Patienten «speziell» betreuen.
  • Patientenorganisationen grosszügig sponsoren.
  • Forscher mit Forschungsgeld anlocken.
  • Sich gegenüber Beamten und Politikern erkenntlich zeigen.

Bezahlen tun es die anderen.

Machen wir bei diesem korrupten System mit?

Warum sollten wir als MS-Patienten die Taschen von Biogen Idec füllen und die Taschen der Bevölkerung leeren?

Gibt es nicht ein schlechtes Gewissen unnötigerweise Geld (von anderen) zu verschleudern? Wenn es doch Alternativen gibt?

Also, ich finde wir sollten am Thema dranbleiben und etwas unternehmen.

Ein Engagement ist eine Frage des Gewissens.

Was können wir tun?

Das Problem liegt in unserem Verantwortungsbereich. Wir können etwas dagegen tun.

Doch stell Dir vor: Es ist Krieg. Und keiner geht hin.

Für eine Medikamenteneinnahme braucht es vier Voraussetzungen: 1. Die Ärzte müssen ein Medikament verschreiben. 2. Die Patienten müssen einverstanden sein. 3. Die Apotheker müssen das Medikament abgeben. 4. Die Bezahlung ist gesichert.

Doch warum sollten die Ärzte und Patienten das teure Markenmedikament nehmen, wenn es das gleiche zu einem vernünftigen Preis gibt?

Normalerweise kommen die Generika immer nach dem Medikament auf den Markt, hier scheint es gerade umgekehrt zu sein. Warum also nicht weiterhin das Generikum Fumarsäure benutzen?

Konkrete Schritte

  1. Das Medikament Tecfidera® ins Leere laufen lassen. Und Dimethylfumarat nutzen. (sofort machbar)
  2. Das BAG auffordern seinen Ermessenspielraum auszunutzen und von unserem schlechten Gewissen erzählen. (sofort machbar)
  3. Eine Verbesserung der Gesetze anstreben. (langfristig)
  4. «Bund der Prämien- und Steuerzahler» ins Leben rufen. (mittelfristig machbar)

Wer kann was machen?

Patienten

  • Falls Tecfidera® erwogen wird, auf Tecfidera® verzichten und stattdessen sich um Fumarsäure bemühen.
  • Dem BAG das schlechte Gewissen wegen dem überteuerten Medikament in einem freundlichen Brief mitteilen.
  • Mitpatienten informieren.

Ärzte

  • Auf das Verschreiben von Tecfidera® verzichten und stattdessen Fumarsäure vorschlagen.
  • Die Verschreibung von Fumarsäure unterstützen.

Klinische Forscher, Meinungsführer und Ärzteorganisationen

  • Bei Informationsveranstaltungen für Ärzte und Patienten über Tecfidera® und die Fumarsäure-Alternative sprechen.

MS-Gesellschaft

  • Die Thematik, als Interessenvertreterin der MS-Patienten, aufgreifen.
  • Eigene Ansprechsgruppen – Patienten, Ärzte und Wissenschaftler – über Tecfidera® und die Fumarsäure-Alternative informieren, z.B. via Infoveranstaltungen, Infomaterial (MS-Medic) und Mitgliedermagazin Forte.
  • Den Swiss Research Award for Multiple Sclerosis von Biogen Idec im Namen der MS-Gesellschaft ersetzen. Das Geld von Biogen Idec nicht mehr annehmen und das Preisgeld selbst bereitstellen.

Krankenkassen

  • Verschreibungen von Fumarsäure bezahlen. Denn mit jeder Einnahme von Fumarsäure wird eine Tecfidera®-Therapie gespart. Das zusätzliche, freiwillige Bezahlen rechnet sich schnell.
  • Mit vorhandenem Einfluss in der Politik das System zu korrigieren versuchen.

Biogen Idec

  • Einen den Herstellungs- und Forschungskosten angemessen Preis für Tecfidera® ansetzen.
  • Einen eigenen MS-Forschungspreis vergeben.
  • Der Gesellschaft den fabelhaften und ungerechtfertigten Gewinn zurückgeben.

Volksvertreter

  • Plünderung der Bevölkerung via dem Gesundheitssystem abstellen.
  • Bessere Anreizsysteme schaffen und dadurch die sanfte Korruption und bequeme Blindheit stoppen.
  • (Übermässige) Einflussnahme der Pharmaindustrie auf den Gesetzgebungsprozess einschränken.

Prämien- und Steuerzahler1

  • Sich organisieren und Interessenvertretung wahrnehmen.
  • Druck auf Krankenkassen, Parlamentarier und BAG ausüben.

Medien

  • Über Medikamentenabzockerei und Problematik der sanften Korruption informieren.

Mithelfen

Wer hilft mit?

Jeder Beitrag zählt.

Nachtrag

Für Tweets zu diesem Thema schlage ich das Hashtag #BG12DMF vor.

Biogen Idec scheint unsicher über die Patentlage zu werden und verzögert die Markteinführung in Europa. via MS Research Blog

Prof. Gavin Giovannoni hat sich zur Verzögerung von BG-12 geäussert: «They [Biogen-Idec] claim to be a company that has MSers interest at heart and they then decide to delay the launch of an effective drug simply for business reasons.»

Haarstreubend! Nur Pharmafirmen können Rekurse gegen vom BAG festgesetzte Preise machen. Die Preise können ja so nur nach oben gehen. Siehe Communiqué Santésuisse. Andernorts gibt es das Verbandsbeschwerderecht. Kürzlich hat das Bundesgericht ausdrücklich das Beschwerderecht der Organisation von Franz Weber, dem Initianten der Zweitwohnungsinitiative zugestanden. Wo kein Kläger, da auch kein Richter. Der santésuisse Verband fordert gleich lange Spiesse. Es ist stossend, dass Krankenkassen und Patientenorganisationen nicht eingreifen können.

Biogen hat sich über diesen Blogartikel bei der MS-Gesellschaft beschwert, wie mir ein Mitarbeiter der MS-Gesellschaft an der Mitgliederversammlung mitgeteilt hat. Der Artikel würde fehlerhaft sein. Da der Blog unabhängig ist, haben wir abgemacht, dass Biogen mitgeteilt wird, sie sollen sich direkt melden sollen. Bis jetzt habe ich nichts gehört. So weiss ich nicht, was fehlerhaft sein könnte.

Was kosten MS-Medikamente? Ich habe im Artikel Multiple Sklerose: Medikamentenübersicht mit Preisen eine Übersicht zusammengestellt. Der durchschnittliche Preis von sogenannten Basis-Therapie-Medikamenten ist über Fr. 24‘000!


  1. Wer vertritt die Interessen der Prämienzahler?
    Eigentlich niemand. Es gibt keinen «Bund der Prämien und Steuerzahler», der mit Nachdruck einschreitet. 

BG-12/Fumarsäure/Dimethylfumarat/Tecfidera® Abzockerei [akt. 4]

Wie können Pharmamultis das Schweizer Gesundheitssystem ausnehmen? Was können wir dagegen tun?

Kassensturz 30.04.2013, Gierige Pharmafirma: So zockt sie Schwerkranke ab (Artikel mit integriertem Video, auf Bild klicken zum Schauen der Sendung, 12min)

oder ähnlicher Beitrag der ARD, 30.01.2013, Warum Medikamente vom Markt verschwinden.

[Aktualisierung 05.01.2014: oder Frontal 21, ZDF, 12.11.2013, 7 Min., ab der 32. Minute.]

Anschaulicher könnte es nicht sein, wie unser Gesundheitssystem geplündert werden kann. Bezahlen müssen es Kranke und Gesunde, Arme und Reiche, Alte und Junge.

(Zum Verständnis dieses Blogartikels sollte die obige Kassensturz- oder die Frontal 21-Sendung geschaut bzw der dazugehörige Artikel gelesen werden. Die Kassensturzsendung ist in Mundart. Alle, die Schweizerdeutsch nicht verstehen, können den dazugehörigen Artikel lesen oder die Frontal 21-Sendung schauen.)

Die Empörung ist gross.

Ist BG-12/Fumarsäure/Dimethylfumarat/Tecfidera® von Biogen Idec ein Einzelfall?

Novartis und Roche haben bereits mit den Medikamenten Lucentis und Avastin gezeigt wie die Abzockerei geht. Lucentis ist praktisch das gleiche Medikament wie Avastin, aber 10x teuerer.

Beim kommenden MS-Medikament Alemtuzumab (Lemtrada®) ist das Vorgehen noch dreister. Alemtuzumab ist ein Medikament gegen Blutkrebs (Leukämie). Es heisst MabCampath®. Genzyme ist das Pharmaunternehmen hinter Alemtuzumab (Lemtrada®, MabCampath®).

Als ein Einsatz für Multiple Sklerose klar war, wurde das Medikament MabCampath® kurzerhand vom Markt genommen und damit den Krebskranken weggenommen, siehe Leukämie-Medikament: Marktrücknahme empört Ärzte. SPIEGEL ONLINE. 27. Aug. 2012 oder Warum Medikamente vom Markt verschwinden, ARD, 30.01.2013. Und ist nun als Lemtrada® in der Pipeline für MS.

Liegt die Schuld an den überhöhten Preisen beim Bundesamt für Gesundheit (BAG)?

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat einen Ermessenspielraum. Ist aber letztlich gefangen im Gesetzes-System. Preise werden nach rein marktwirtschaftlichen Kriterien festgelegt, wie es im KVG-Gesetz festgeschrieben ist. Das Parlament ist für die Gesetze verantwortlich.

Wie funktioniert das marktwirtschaftliche System?

0.5l Mineralwasser im Coop/Migros kostet 50 Rappen, am Bahnhof 5 Franken und in der Wüste vor dem Verdursten?

Wen betrifft es? Wer zahlt die überhöhten Preise?

Die horrend teuren Medikament, praktisch ohne Eigenleistung der Pharmafirma, sind, ausser für die Pharmafirma, völlig unbefriedigend.

Aber haben wir – Patienten, Ärzte, MS-Gesellschaften, BAG, Politiker – überhaupt ein Interesse etwas zu tun?

Hand aufs Herz. Wir können das Problem ignorieren, denn wir tragen die Folgen nicht. Es ist der Prämienzahler, die Gesamtbevölkerung die bluten müssen.

Auch die Patienten trifft es nicht mehr, als die andere Bevölkerung. Alle können wegschauen, ohne einen wesentlichen persönlichen Nachteil zu erleiden. Niemand hat einen (ökonomischen) Anreiz etwas zu tun.

Einzelne von uns profitieren sogar von diesen hohen Preisen. Denn wenn die Pharmafirma im Geld schwimmt, fällt auch etwas auf uns ab. Die Pharmafirma kann sich spendierfreudig zeigen:

  • Ärzten viele schöne Events mit gutem Essen organisieren.
  • Patienten „speziell“ betreuen.
  • Patientenorganisationen grosszügig sponsoren.
  • Forscher mit Forschungsgeld anlocken.
  • Sich gegenüber Beamten und Politikern erkenntlich zeigen.

Bezahlen tun es die anderen.

Machen wir bei diesem korrupten System mit?

Warum sollten wir als MS-Patienten die Taschen von Biogen Idec füllen und die Taschen der Bevölkerung leeren?

Gibt es nicht ein schlechtes Gewissen unnötigerweise Geld (von anderen) zu verschleudern? Wenn es doch Alternativen gibt?

Also, ich finde wir sollten am Thema dranbleiben und etwas unternehmen.

Ein Engagement ist eine Frage des Gewissens.

Was können wir tun?

Das Problem liegt in unserem Verantwortungsbereich. Wir können etwas dagegen tun.

Doch stell Dir vor: Es ist Krieg. Und keiner geht hin.

Für eine Medikamenteneinnahme braucht es vier Voraussetzungen: 1. Die Ärzte müssen ein Medikament verschreiben. 2. Die Patienten müssen einverstanden sein. 3. Die Apotheker müssen das Medikament abgeben. 4. Die Bezahlung ist gesichert.

Doch warum sollten die Ärzte und Patienten das teure Markenmedikament nehmen, wenn es das gleiche zu einem vernünftigen Preis gibt?

Normalerweise kommen die Generika immer nach dem Medikament auf den Markt, hier scheint es gerade umgekehrt zu sein. Warum also nicht weiterhin das Generikum Fumarsäure benutzen?

Konkrete Schritte

  1. Das Medikament Tecfidera® ins Leere laufen lassen. Und Dimethylfumarat nutzen. (sofort machbar)
  2. Das BAG auffordern seinen Ermessenspielraum auszunutzen und von unserem schlechten Gewissen erzählen. (sofort machbar)
  3. Eine Verbesserung der Gesetze anstreben. (langfristig)
  4. „Bund der Prämien- und Steuerzahler“ ins Leben rufen. (mittelfristig machbar)

Wer kann was machen?

Patienten

  • Falls Tecfidera® erwogen wird, auf Tecfidera® verzichten und stattdessen sich um Fumarsäure bemühen.
  • Dem BAG das schlechte Gewissen wegen dem überteuerten Medikament in einem freundlichen Brief mitteilen.
  • Mitpatienten informieren.

Ärzte

  • Auf das Verschreiben von Tecfidera® verzichten und stattdessen Fumarsäure vorschlagen.
  • Die Verschreibung von Fumarsäure unterstützen.

Klinische Forscher, Meinungsführer und Ärzteorganisationen

  • Bei Informationsveranstaltungen für Ärzte und Patienten über Tecfidera® und die Fumarsäure-Alternative sprechen.

MS-Gesellschaft

  • Die Thematik, als Interessenvertreterin der MS-Patienten, aufgreifen.
  • Eigene Ansprechsgruppen – Patienten, Ärzte und Wissenschaftler – über Tecfidera® und die Fumarsäure-Alternative informieren, z.B. via Infoveranstaltungen, Infomaterial (MS-Medic) und Mitgliedermagazin Forte.
  • Den Swiss Research Award for Multiple Sclerosis von Biogen Idec im Namen der MS-Gesellschaft ersetzen. Das Geld von Biogen Idec nicht mehr annehmen und das Preisgeld selbst bereitstellen.

Krankenkassen

  • Verschreibungen von Fumarsäure bezahlen. Denn mit jeder Einnahme von Fumarsäure wird eine Tecfidera®-Therapie gespart. Das zusätzliche, freiwillige Bezahlen rechnet sich schnell.
  • Mit vorhandenem Einfluss in der Politik das System zu korrigieren versuchen.

Biogen Idec

  • Einen den Herstellungs- und Forschungskosten angemessen Preis für Tecfidera® ansetzen.
  • Einen eigenen MS-Forschungspreis vergeben.
  • Der Gesellschaft den fabelhaften und ungerechtfertigten Gewinn zurückgeben.

Volksvertreter

  • Plünderung der Bevölkerung via dem Gesundheitssystem abstellen.
  • Bessere Anreizsysteme schaffen und dadurch die sanfte Korruption und bequeme Blindheit stoppen.
  • (Übermässige) Einflussnahme der Pharmaindustrie auf den Gesetzgebungsprozess einschränken.

Prämien- und Steuerzahler1

  • Sich organisieren und Interessenvertretung wahrnehmen.
  • Druck auf Krankenkassen, Parlamentarier und BAG ausüben.

Medien

  • Über Medikamentenabzockerei und Problematik der sanften Korruption informieren.

Mithelfen

Wer hilft mit?

Jeder Beitrag zählt.

Nachtrag

[Aktualisierung 24.05.2013: Für Tweets zu diesem Thema schlage ich das Hashtag #BG12DMF vor.]

[Aktualisierung 03.06.2013: Biogen Idec scheint unsicher über die Patentlage zu werden und verzögert die Markteinführung in Europa. via MS Research Blog]

[Aktualisierung 18.06.2013: Prof. Gavin Giovannoni hat sich zur Verzögerung von BG-12 geäussert: „They [Biogen-Idec] claim to be a company that has MSers interest at heart and they then decide to delay the launch of an effective drug simply for business reasons.“]

[Aktualisierung 23.06.2013: Haarstreubend! Nur Pharmafirmen können Rekurse gegen vom BAG festgesetzte Preise machen. Die Preise können ja so nur nach oben gehen. Siehe Communiqué Santésuisse. Andernorts gibt es das Verbandsbeschwerderecht. Kürzlich hat das Bundesgericht ausdrücklich das Beschwerderecht der Organisation von Franz Weber, dem Initianten der Zweitwohnungsinitiative zugestanden. Wo kein Kläger, da auch kein Richter. Der santésuisse Verband fordert gleich lange Spiesse. Es ist stossend, dass Krankenkassen und Patientenorganisationen nicht eingreifen können.]

[Aktualisierung 01.07.2013: Biogen hat sich über diesen Blogartikel bei der MS-Gesellschaft beschwert, wie mir ein Mitarbeiter der MS-Gesellschaft an der Mitgliederversammlung mitgeteilt hat. Der Artikel würde fehlerhaft sein. Da der Blog unabhängig ist, haben wir abgemacht, dass Biogen mitgeteilt wird, sie sollen sich direkt melden sollen. Bis jetzt habe ich nichts gehört. So weiss ich nicht, was fehlerhaft sein könnte.]

[Aktualisierung 10.07.2013: Was kosten MS-Medikamente? Ich habe im Artikel Multiple Sklerose: Medikamentenübersicht mit Preisen eine Übersicht zusammengestellt. Der durchschnittliche Preis von sogenannten Basis-Therapie-Medikamenten ist über Fr. 24‘000!]

[Aktualisierung 27.10.2013: Jürgen Erhardt (Dr. rer. nat.) beschreibt auf seiner kleinen Webseite www.dmfms.de wie er eine Therapie mit Dimethlyfumarsäure (DMF) zur Behandlung seiner MS mit Kosten von weniger als 100 Euro pro Jahr macht. Eine praktische Anleitung mit fundierten Informationen.]

[Aktualisierung 12.11.2013: Bericht Neue Karriere eines alten Heilmittels in Berner Zeitung, 4. Nov. 2013]

[Aktualisierung 08.12.2013: Interpellation der GLP-Nationalrätin Margrit Kessler (Patientenschützerin) im Parlament: 13.3442 – Interpellation: Zulassung von Dimethylfumarat für die Behandlung von multipler Sklerose]

[Aktualisierung 05.01.2014: Ich bin seit Dezember 2013 bin ich Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der MS-Gesellschaft. Der Wissenschaftliche Beirat ist gemäss Reglement der MS-Gesellschaft verantwortlich für das Erstellen von Fachinformationen. Ich werde so zu den Informationen zu BG-12 (Tecfidera®, Dimethylfumarat, Fumarsäure) mitverantwortlich sein. Das Ganze ist für mich noch völlig neu. Ich werde sicher versuchen mich bei den BG-12-Informationen (Tecfidera®, Dimethylfumarat, Fumarsäure) zu beteiligen. Wie es konkret aussieht und was ich bewirken kann, ist aber ungewiss. Im WB sind etwa 30 Leute, hauptsächlich Ärzte. Es ist auf jeden Fall spannend.]

[Aktualisierung 05.01.2014: Frontal 21 des ZDF hat am 12. November eine gute Zusammenfassung zur Abzockerei von BG-12 (Fumarsäure, Dimethylfumarat, Tecfidera®) gesendet, 7 Min., Sart ab der 32. Minute.]

[Aktualisierung 13.01.2014: Ich habe am Wochenende am „State of the Art Treffen“ teilgenommen. Dieses Treffen ist eine Weiterbildungsveranstaltung für Ärzte und Forscher im Bereich MS. Die Pharmaindustrie war mit Ständen vertreten.
Ich habe mit Biogen Idec gesprochen. Biogen Idec ist der Hersteller von BG-12 (Tecfidera®). Eine Frau war zuständig für BG-12. Hier meine Fragen und ihre Antworten:
Wann kommt Tecfidera® (BG-12) in der Schweiz?
Sie weiss es nicht. Die Schweizerische Zulassungsbehörde Swissmedic entscheidet. Die Entscheidung ist nicht abhängig von der Europäischen Zulassungsbehörde EMA.
Was wird Tecfidera® (BG-12) in der Schweiz kosten?
Weniger als in den USA. Die Preise werden vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) nach den gültigen Regeln festgesetzt, wie z.B. den sechs Referenzländern.
Der mutmassliche Preise von Tecfidera® (BG-12) hatte eine schlechte Presse. Was meinen sie?
Medien sind halt Medien. Die schreiben was sie wollen.
Gemäss diesen Informationen ist ein Preis um die Fr. 28‘000 zu erwarten.
Zudem habe ich erfahren, dass das MS-Info-Blatt der MS-Gesellschaft für Tecfidera® (BG-12) schon seit einiger Zeit geschrieben ist. Das Infoblatt wird dann veröffentlicht, wenn die Pille zugelassen ist. Es steht nichts drin über Dimethylfumarat aus der Apotheke.
Es ist schade, dass Dimethylfumarat aus der Apotheke nicht erwähnt wurde. Wir müssen überlegen, was wir machen sollen.
]

[Aktualisierung 01.03.2014: BG-12 wurde in der EU am 30.01.2014 zugelassen. BG-12 wurde als neuer Wirkstoff eingestuft. Das bedeutet einen 10-jährigem Schutz vor Generika. Eine EU-Zulassung wird von der Schweiz nicht automatisch übernommen. Die Schweizer Zulassungsbehörde Swissmedic fällt einen eigenen Entscheid. Wann das Präparat effektiv in der EU erhältlich ist hängt nun im wesentlichen vom Hersteller ab. Preise sind noch keine bekannt.]

[Aktualisierung 01.03.2014: Ich wurde schon gefragt, ob ich etwas Biogen Idec habe, da ich über BG-12 (Tecfidera®) schreibe.
Nein, mein Interesse liegt nicht an der Firma Biogen Idec an sich. BG-12 ist das aktuell diskutierte Medikament. Zudem wird zwischen dem Herstellungspreis und dem erwarteten Verkaufspreis ein Riesenunterschied erwartet (bis zu 30x teurer). Zudem finde ich „zufällig“ entdeckte Medikamente interessant. Bei „hergeleiteten“ Medikamenten wird „krampfhaft“ nach der Wirkung gesucht. Bei „zufällig“ entdeckten Medikamenten sprang die Wirkung jemandem ins Auge. Biogen Idec verdient kräftig mit MS-Medikamenten. Im Jahr 2013 erzielte Biogen Einnahmen von 5.8 Milliarden Dollar. Das ist verglichen mit den anderen Herstellern weitaus am meisten.
]

[Aktualisierung 01.03.2014: Im deutschen Ärzteblatt hat Dr. med. Jutta Scheiderbauer, welche selbst an MS erkrankt ist, einen interessanten Brief zu BG-12 veröffentlicht: Multiple Sklerose: Therapeutische Unsicherheit. Sie argumentiert, dass prophylaktisch eingenommene Medikamente ohne unmittelbaren oder belegten langfristigen Nutzen sehr gut verträglich sein müssen.]

[Aktualisierung 11.03.2014: Biogen Idec verkauft das Medikament in Deutschland für € 2‘172 pro Packung (à 56 Pillen). 13 Packungen sind pro Jahr nötig, was einen Jahrespreis von € 28‘309 ergibt, siehe Artikel Multiple Sklerose: Medikamentenübersicht mit Preisen.]

[Aktualisierung 28.03.2014: Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Ständerates hat einen Bericht zu den Medikamentenpreisen in der Schweiz verfasst: Kritik an Zulassung von Medikamenten: Verfahrensmängel treiben Preise in die Höhe, NZZ, 28. März 2014
„Unpräzise Beurteilungskriterien, widersprüchliche Rechtsvorgaben, ungenügende Ressourcen: Diese Defizite listet ein Bericht der Parlamentarischen Verwaltungskontrolle über die Zulassungsverfahren von Medikamenten auf. Eine wirtschaftliche Versorgung mit Arzneimitteln werde mit den heutigen Verfahren nur beschränkt erreicht. Die Geschäftsprüfungskommission des Ständerats richtet Empfehlungen und Prüfaufträge an den Bundesrat.“
„Die Verwaltungskontrolle kommt zum Schluss, dass «die unklaren Beurteilungskriterien insgesamt die Stellung des BAG gegenüber den oftmals wissenschaftlich und juristisch besser ausgestatteten Arzneimittelhersteller schwächen.»“
Es ist also so, dass gewisse Medikamentenpreise nicht nur aus Patientensicht „seltsam“ sind, sondern auch aus Sicht unserer Volksvertreter. Das ist ein gutes Zeichen, dass sich etwas ändern könnte. Hoffentlich, werden die Reformen bald in Angriff genommen.
]

[Aktualisierung 08.10.2014: Die heutige SRF Radio Sendung Espresso hat einen Beitrag zu Dimethylfumarat und Tecfidera® ausgestrahlt: Kostenexplosion bei MS-Medikation .]

[Aktualisierung 10.10.2014: Der Preis in der Schweiz für Tecfidera® ist nun bekannt. Biogen Idec verkauft das Medikament in der Schweiz für Fr. 1‘844 pro Packung (à 56 Pillen). 13 Packungen sind pro Jahr nötig, was einen Jahrespreis von Fr. 24‘031 ergibt.]

[Aktualisierung 16.10.2014: G-BA: Zusatznutzen von Dimethylfumarat bei Multipler Sklerose nicht belegt, dmsg, 16.10.2014. Der Gemein­same Bundes­aus­schuss (G-BA) ist das oberste Beschluss­g­re­mium der gemein­samen Selbst­ver­wal­tung der Ärzte, Zahn­ärzte, Psycho­the­ra­peuten, Kran­ken­häuser und Kran­ken­kassen in Deut­sch­land. Er bestimmt in Form von Richt­li­nien den Leis­tungs­ka­talog der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung (GKV) für mehr als 70 Millionen Versi­cherte und legt damit fest, welche Leis­tungen der medi­zi­ni­schen Versor­gung von der GKV erstattet werden. In der Schweiz entspräche dies der Aufnahme in die Spezialitätenliste, die ebenfalls über die Vergütung der Krankenkassen entscheidet. Hinweis: Kein Zusatznutzen muss nicht bedeuten, dass es nicht wirken würde. Im Klartext heisst die Aussage des G-BA, dass es für Tecfidera® keine Anhaltspunkte gibt, die zeigen, dass es besser wäre als was jetzt schon auf dem Markt ist. Es stellt in diesem Sinne keine Innovation dar. Dies wird vom G-BA bei der Vergütung berücksichtigt. G-BA-Beschluss, 16.10.2014]

[Aktualisierung 20.06.2015: Kritischer Beitrag über Tecfidera®. Was sind die Langzeitrisiken? Ausgang unbekannt, 3-Sat, nano, 5:57, 01.09.2014]


  1. Wer vertritt die Interessen der Prämienzahler?
    Eigentlich niemand. Es gibt keinen „Bund der Prämien und Steuerzahler“, der mit Nachdruck einschreitet.