MS Informationstag "Aus der Forschung für die Praxis" 2013

Was waren die Themen? Was sind die neuen Entwicklungen? Was gibt es zu berichten?

Am Samstag 2. Februar 2013 fand im grossen Hörsaal der Universität Basel der MS-Informationstag «Aus der Forschung für die Praxis» statt. Dieser, wie schon die vergangenen Jahre, gut besuchte Anlass wird vom Universitätsspital Basel zusammen mit der Schweizerischen MS-Gesellschaft organisiert und von den Pharmaunternehmen Bayer Schering, Biogen-Idec, Merck Serono, Novartis und Teva Pharma unterstützt. Die diesjährigen Themen waren:

Prof. Dr. Kappos moderierte den Anlass.

OCT: der Blick ins Gehirn

Der Augenarzt Dr. Konstantin Gugleta stellte mit eindrücklichen Bildern die optische Kohärenztomografie (engl. optical coherence tomography), kurz OCT und deren Anwendung bei Multiple Sklerose (MS) vor. OCT ermöglicht die Anfertigung von hochauflösenden Schnittbildern (3D-Tomografien) mit einer zum histologischen Bild vergleichbaren Qualität. Die OCT funktioniert analog zu Ultraschall, aber mit Licht. Aus Platzgründen werde ich in einem eigenen Artikel näher auf die spannende optische Kohärenztomografie (OCT) eingehen, siehe Optische Kohärenztomografie (OCT).

Dr. Konstantin Gugleta deklarierte ohne Interessenkonflikte zu sein.

MS, Stress und Depression: das nervt

Prof. Dr. Pasquale Calabrese räumte in seinem witzigen Vortrag mit falschen Mythen über Stress auf.

Mythos Fakt
Stress ist grundsätzlich schädlich. Stress ist eine nützliche körperliche und psychische Funktion.
Stress ist eine Zivilisationskrankheit. Auch Höhlenmenschen hatten schon Stress. Man denke nur an Mammutjagt oder Säbelzahntigerangriffe.
Stress entwickelt sich überwiegend im Beruf. Stress gehört zum Leben.
Stress (engl. für „Druck, Anspannung“; lat. stringere: „anspannen“)
bezeichnet zum einen durch spezifische äussere Reize (Stressoren) hervorgerufene psychische und physische Reaktionen bei Lebewesen, die zur Bewältigung besonderer Anforderungen befähigen, und zum anderen die dadurch entstehende körperliche und geistige Belastung.

Es spielt also nicht nur der äussere Reiz eine Rolle, sondern auch die Wahrnehmung und Reaktion durch die Person.

Der Weg vom Alarmsystem bis zur Reaktionsauslösung wird als Stressachse bezeichnet. Bei Stress werden verschiedene Hormone ausgeschüttet. (Cortison ist eines dieser Stresshormone).

Leistungsfähigkeit und Stress (Hypostress, Eustress, Distress / Hyperstress)Leistungsfähigkeit und Stress | CC BY-SA Patientensicht.ch

Stress ist also nicht per se schlecht. Neben einem Zuviel an Stress (Distress/Hyperstress)), kann es auch ein Zuwenig an Stress (Hypostress) geben. Ohne eine gewisse Aktivierung, ohne ein gewissen Druck bewegt man sich nicht. Der optimale Bereich wird als Eustress bezeichnet. Es verhält sich ähnlich wie beim Beinbruch. Früher hat man das Bein eingegipst und vollkommen entlastet. Heute schützt man es und lässt eine gewisse Belastung zu. Die Verheilung läuft so besser und schneller.

Eine dauernde Aktivierung ohne Entlastung, ein Dauerstress macht jedoch krank. Es kann zu Fehlverschaltungen kommen. Stress kann Depressionen auslösen. Stress kann durch dämpfende Massnahmen reguliert oder durch vorbeugende Massnahmen verhindert werden.

Stress und Depressionen können bei MS aber auch organisch durch Läsionen ausgelöst werden, beispielsweise wenn das Regulationssystem geschädigt wird.

Das Wohlbefinden eines Menschen hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Wertschätzung, soziale Unterstützung
  • Sinnhaftigkeit, Abwechslung, Gefühle
  • Mitsprache
  • Handlungs- und Entscheidungsspielraum
  • (Berufliche) Aktivität

Insgesamt ist es ein komplexes Regulationssystem.

Er machte keine Angaben über Interessenkonflikte.

Die dritte Säule in der MS-Therapie – Sativex, Fampyra und Co

Bei MS gibt es drei Klassen von Medikamenten:

  • Medikamente mit dem Ziel der Verringerung der Schubhäufigkeit und der Progression,
  • Schubtherapie mit Cortison und
  • Symptomatische Therapie zur Verringerung und Linderung der Symptome.

Dr. Marcus D’Souza ging auf die neuen Medikamente bei der symptomatischen Therapie ein. Sie verändern den MS-Krankheitsverlauf nicht, aber sie haben das Ziel die Lebensqualität zu verbessern.

4-Aminopyridin / Fampridin / Fampyra® (EU) / Ampyra® (USA)
Dieses Medikament soll die Nervenleitung verbessern und so beispielsweise die Gehfähigkeit verbessern. Das Medikament wirkt bei einem Drittel der Patienten, das heisst es wirkt also bei zwei Dritteln nicht. Als Nebenwirkungen1 wurden bisher Harnwegsinfektionen und Auslösung von epileptischen Anfällen festgestellt.
Sativex® (EU/USA)
Dieses Medikament beruht auf den Wirkstoffen (THC und CBD) von Hanf und dient der Schmerzlinderung. Hanf wurde schon bei den alten Chinesen zur Schmerzreduktion eingesetzt. Hanf war bis zum Aufkommen von Aspirin® das am häufigsten eingesetzte Schmerzmittel. Mit dem Aufkommen der Hippiebewegung kam Hanf in Verruf. Sativex® wird in die Mundhöhle gesprayt.
Dronabinol
Dronabinol beruht ebenfalls auf Hanf. Es enthält im Gegensatz zu Sativex® nur THC.

Alle drei Medikamenten sind in der Schweiz noch nicht zugelassen. Ein Einsatz ist auf Verschreibung möglich (Off-Label). Die Kosten von monatlich bis 1000 Franken werden jedoch nicht automatisch von der Krankenkasse übernommen.

Neues von der MS-Gesellschaft

Dr. Christoph Lotter der MS-Gesellschaft informierte über die verschiedenen Angebote und Aktivitäten der MS-Gesellschaft:

  • Case Management: Die Fallbetreuung hat sich etabliert und wird auch von Unternehmen genutzt.
  • Psychologische Unterstützung: Ein über die Schweiz verteiltes Netz von 130 Fachpersonen wurde, unter Mithilfe von Prof. Pasquale Calabrese, aufgebaut.
  • In den letzten 15 Jahren hat die MS-Gesellschaft ca. 350 wissenschaftliche Projekte mit total 15 Mio. CHF unterstützt.
  • Ein Angebotsbedarf für pflegende Angehörige wurde festgestellt. Spezifische Angebote für diese Gruppe sind im Aufbau.
  • Neue Online-Angebote wie Facebook werden geprüft. Eine rasche Umsetzung wird durch den Schutz der persönlichen Daten gebremst.
  • 80% der MS-Gesellschaft werden durch Spenden finanziert. Jeder kann seinen Teil dazu beitragen. Sei es für das Beratungsangebote oder zur Forschungsförderung.

Wer impft, gewinnt

Der Immunologe Prof. Dr. Tobias Derfuss informierte über Impfungen und MS.

Lösen Infektionen Schübe aus?

Nach Infektionen ist das Schubrisiko bis zu 3× erhöht. Eine erhöhte MRI-Aktivität nach Infektionen ist feststellbar.

In der westlichen Welt ist die Zahl von Infektionen wegen Hygienemassnahmen, besseren Lebensumständen und Impfungen stark zurückgegangen.

Zwei Arten von Impfungen werden unterschieden: die Aktive und die Passive. Bei der Aktiven wird das Immunsystem zum Aufbau der Schutzfunktion angeregt. Bei der Passiven wird die Schutzinformation als Blutprodukt direkt übertragen. Die passive Form wird nur selten, z.B. in Notfällen eingesetzt.

Lösen Impfungen Schübe aus?

Eine Metaanalyse2 zeigt ein geringes Risiko für Diphterie und Tetanus.

In einer Studie wurden die Schübe nach einer Grippeimpfung untersucht. Zwischen der Placebo- und den Geimpften gab es keine nennenswerten Unterschiede.

Was ist der Einfluss von MS-Medikamenten auf Impfungen und Infektionen?

Kein Einfluss von Beta-Inferferonen auf die Grippe wurde festgestellt.

Es wurde kein negativer Einfluss von Fingolimod auf das Impfansprechen festgestellt.

Impfungen sollten frühsten zwei Wochen nach dem Cortison-Einsatz erfolgen.

Empfehlung

Totimpfstoffe gelten aus gut verträglich, Lebendimpfstoff bedingen eine gewisse Vorsicht.

Empfohlen Nicht empfohlen / begingt genaue Abklärung
Tetanus, Dipherie, Influenza, Pneumokokken, Pertussis, Hepatitis B Gelbfieber, Tollwut
VZV (Windpocken Lebendimpfung, vor Einsatz von Fingolimod, wenn keine Immunität besteht)

Prof. Dr. Tobias Derfuss informierte das Publikum zu Beginn des Vortrages über seine Interessenkonflikte.

Was ändert sich durch die neuen Medikamente?

Prof. Dr. Ludwig Kappos betonte zu Beginn die Kompensationsmöglichkeiten des Gehirns. Im frühen Stadium ist das Gehirn in der Lage Schädigungen zu kompensieren. Es gibt noch wenig feststellbare Symptome. Wenig klinisch feststellbare Symptome heisst also nicht automatisch, dass das Krankheitsfortschreiten stehen bleibt.

Phasen der MS-Schädigung (Kompensation, Strukturelle Zerstörung, Klinisch feststellbar)Phasen der MS-Schädigung | CC BY-SA Patientensicht.ch

Anschliessend gab er einen Überblick über die aktuellen und die kommenden MS-Medikamente. Er verglich die Wirksamkeit, die Wirkungseigenschaften, die Nebenwirkungen von

  • den Beta-Interferonen (Betaseron®, Avonex®, Rebif®),
  • Glatirameracetat (Copaxone®),
  • Fingolimod (Gilenya®),
  • Mitoxantron,
  • BG-12 (Fumarsäure, Dimethylfumarat, Fumarat, Fumarsäuredimethylester),
  • Teriflunomide (Aubagio®) und
  • Alemtuzumab (Lemtrada®, früher als MabCampath® für Leukämie).

Das noch nicht zugelassene Alemtuzumab ist ein immunsuppressives Medikament. Es wird das stärkste MS-Medikament werden. Seine Wirkung wird als «Neustart des Immunsystems» beschrieben. Als Nebenwirkungen wurde eine grössere Infektanfälligkeit, wie auch das Auftreten von anderen Immunerkrankungen festgestellt. Wegen der Nebenwirkungen macht das Medikament nur bei schweren Krankheitsverläufen Sinn.

Im Artikel Informationsveranstaltung «Medikamentenentwicklung und MS» der MS-Gesellschaft habe ich bereits über BG-12 und zu Teriflunomide geschrieben.

Er nannte Faktoren, wie das Potential der Medikamente besser ausgeschöpft werden kann. Zum Schluss zeigte er Kriterien, die zu einer höheren Wirkungserwartung führen.

Prof. Dr. Kappos informierte das Publikum zu Beginn des Vortrages über seine Interessenkonflikte.

Fragen

Einige ausgewählte, allgemeine Fragen des Publikums3:

  1. Warum werden wir auf neue Medikamente «gluschtig» gemacht, die gar nicht oder nur schwer erhältlich sind?

    Es ist das Ziel über neue Entwicklungen zu informieren. Eine Zulassung ist beantragt worden. Diese Medikamente werden wahrscheinlich in Zukunft erhältlich sein.

  2. Ist die Zeckenimpfung (FMSE Impfung) empfohlen?

    Ja, wenn ein Risiko eines Zeckenbisses mit FMSE-Erreger vorhanden ist.

  3. Fördern die Beta-Intererone oder Copaxone Depressionen?

    Das Thema wird kontrovers diskutiert. Bei Personen «ohne Vorgeschichte» wurde kein erhöhtes Risiko festgestellt.

Offenlegung der Interessenkonflikte

Das Publikum wurde erfreulicherweise jeweils zu Beginn eines Vortrages über das vorliegen vonInteressenkonflikten informiert, wie es die SAMW-Richtlinien vorsehen. Prof. Kappos und Derfuss erklärten, dass ihre Forschung auch von grossen Pharmaunternehmen finanziert wird, da die staatliche Finanzierung nicht ausreichend ist. Diese Transparenz ermöglicht dem Publikum das Gehörte eigenständig einzuordnen.

Bemerkungen

Das war ein gelungener und gut besuchter Anlass. Mit ca. 500 Teilnehmern zählt dieser Anlass zu den grösseren fachorientierten Publikumsveranstaltungen. Die Vorbereitung war gut und die Organisation klappte reibungslos.

Die Vorträge waren ausnahmslos gut verständlich und informativ. Persönlich am interessantesten fand ich die Vorträge über die optische Kohärenztomografie (OCT) und den Stress. Es wurde angekündigt, dass die Folien in etwa zwei Wochen ins Netz gestellt werden.

Ein solcher Anlass ist ein guter Weg für die Wissenschaftler ihren Wissensstand und ihre Haltung, wie beispielsweise beim Thema Impfen, dem Publikum zu vermitteln.

Die MS-Gesellschaft hatte einen Infostand mit Broschüren aufgestellt. Mitarbeiterinnen standen für Fragen zur Verfügung. Ein solcher Anlass gibt die Möglichkeit die Köpfe hinter den Texten und Broschüren zu sehen.

Ich versuchte die wesentlichen Informationen der Veranstaltung ausgewogen wiederzugeben. Ich hoffe dieser Bericht war hilfreich.

Nachtrag

Die Vorträge können als PDF heruntergeladen werden, siehe News-Meldung der MS-Gesellschaft.


  1. Gemäss Wikipedia wird 4-Aminopyridin / Fampridin unter dem Markennamen Avitrol® ebenfalls als Vogelgift vertrieben. Ist dies eine Frage der Dosis? 

  2. Farez et al. J. Neurol 2011 

  3. Während dem Schreiben dieses Artikels ist mir eine eigene Frage in den Sinn gekommen: Wer ist von Redner wie geimpft? Dies wäre interessant zu wissen, denn man soll Leute nicht Worten, sondern nach Taten beurteilen. 

Donepezil (z.B. Aricept®)

Donepezil ist ein Acetylcholinesterase-Hemmer. Es ist zugelassen für leichte bis mittelgradige Formen der Alzheimer-Demenz. Es gibt Hinweise auf die Wirksamkeit von Donepezil auch in fortgeschritteneren Krankheitsstadien. Der Einsatz in diesen Krankheitsphasen ist aber dennoch eine off-label Verordnung. Dosierung Im ersten Monat gibt man 1 Tablette Donepezil 2,5-5 mg pro Tag abends. Im zweiten Monat kann […]

Multiple Sklerose (MS): Die zehn wichtigsten ungelösten Fragen

Was sind die relevanten, offenen Forschungsfragen der MS-Betroffenen? Von den Pflegenden? Welche MS-Forschung ist prioritär? Welche Antworten erwarten die MS-Betroffenen von der Forschung? Welche Forschungsprojekte sind aus Patientensicht förderungswürdig? Welche aus Sicht der Ärzte?

Die britische Multiple Sclerosis Society hat sich letzten Sommer genau diesen Fragen angenommen. Sie hat die Initiative Setting MS research priorities gestartet.

In der Initiative geht es darum, die Forschungsfragen von MS-Betroffenen, Pflegenden und Ärzten zu sammeln und zu gewichten. Die Prioritäten werden in einem mehrstufigen Prozess ermittelt:

  1. Forschungsfragen sammeln
  2. Prüfen, welche Forschungsfragen schon mit dem vorhanden Wissen beantwortet werden können
  3. Fragen sortieren und gruppieren
  4. Priorisieren
  5. Die zehn wichtigsten ungelösten Fragen auswählen

Jeder kann Forschungsfragen über die MS Society Umfrage bis Ende Januar einreichen.

Top 10 Prioritäten© unbekannt

Die gefundenen Forschungsprioritäten werden danach bekanntgegeben. Die MS Society wird ihre Forschungsförderung nach diesen Prioritäten ausrichten. Die MS Society erarbeitet die zehn wichtigsten, offenen Forschungsfragen nicht nur für sich, sondern führt diesen Prozess, als ihr Beitrag, für die weiteren Forschungsförderer durch.

Ich finde diese Initiative der MS Society sehr wichtig. Das Feld der MS-Forschung ist riesig. Es gibt sehr viele Forschungsförderungsgesuche. Nicht alle Forschungsfragen sind auch relevant für die Betroffenen oder die Pflegenden. Diese Initiative hilft die Stimme der Betroffenen einzubringen.

Falls Fragen eingereicht wurden, die durch die Wissenschaft bereits ausreichend beantwortet wurden, heisst dies, dass die gefundenen Forschungsergebnisse zu wenig bekannt sind. Bei einer Häufung solcher bereits beantworteter Fragen, muss die Informationsverbreitung verbessert werden, z.B. durch eine Informationskampagne.

James Lind Alliance (JLA)

Die MS Society erarbeitet die Prioritätenliste mit der James Lind Alliance (JLA). Das ist eine Non-Profit-Organisation, die sich auf das Finden und Gewichten von unbeantworteten, medizinischen Fragen spezialisiert hat. Die JLA wurde von Iain Chalmers 2004 mitbegründet. Iain Chalmers war ebenfalls an der Gründung der Cochrane Collaboration beteiligt. Eine Medizin ohne Cochrane Collaboration ist heute nicht mehr vorstellbar.

James Lind war ein schottischer Schiffsarzt. Er hat vor 250 Jahren für die oft tödliche Krankheit Skorbut, mittels eines simplen Versuchs, herausgefunden, wie Skorbut geheilt und verhindert werden kann. Skorbut kann durch Zitronen oder Chabis geheilt werden. Die Krankheit entsteht durch Vitamin C Mangel. Das wussten sie damals allerdings noch nicht.

Schweizerische MS-Gesellschaft

Die MS-Gesellschaft fördert die MS-Forschung mit jährlich 1.3 Mio Franken. Der MS-Gesellschaft habe ich letzten Sommer das Anliegen vorgebracht, dass die praktisch relevanten Forschungsfragen von Betroffenen stärker in der Forschungsförderung einbezogen werden sollten. Aktuell werden die Fördergesuche von einem kleinen Kreis von Forschern beurteilt.1 Von der Initiative der MS Society habe ich erst kürzlich erfahren. Die Initiative der MS Society ist ein hervorragender Ansatz. Ich hoffe die Schweizerische MS-Gesellschaft wird ebenfalls in dieser Richtung aktiv.2

Schlussbemerkung

Die Forschung ist kein Sandkasten nur zum Vergnügen der Forscher. Relevante Fragen sollen mittels wissenschaftlicher Methoden beantwortet werden. Die Initiative der britischen MS Society ist ein sehr wichtiger Beitrag.

Ich hoffe andere Forschungsförderungsgesellschaften, wie die Schweizerische MS-Gesellschaft oder die DMSG orientieren sich ebenfalls an diesen wichtigsten Forschungsprioritäten. Wenn diese Prioritäten nicht direkt übernommen werden können, sollten die eigenen Forschungsprioritäten ebenfalls nach dem Vorbild der MS Society, unter Einbezug der Betroffenen und Pflegenden, ermittelt werden.


  1. Nach meinem Wissenstand entscheidet das Gremium des Wissenschaftlichen Beirates nach eigenem Gutdünken. 

  2. Vielleicht sollte man eine Petition starten. 


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Erster Geburtstag

Heute feiert dieser blog seinen ersten Geburtstag. Happy birthday! Vor genau einem Jahr erschien der erste post hier; inhaltlich ging es darum, dass ich wohl mal “Hello World!” posten wollte und das auch getan habe. Inzwischen habe ich über 140 posts mit hoffentlich etwas mehr Inhalt geschrieben und es ist weiterhin fun. Bedanken möchte ich […]

Der kleine KBV Knigge gegen Korruption bei niedergelassenen Ärzten

Gegenwärtig wird in der Politik diskutiert, was zu tun ist, um Korruption bei niedergelassenen Ärzten zu verhindern. Ausgangspunkt war ein Beschluss des Bundesgerichtshofes, in dem dieser feststellte, dass niedergelassene Ärzte sich nicht des Straftatbestandes der Korruption schuldig machen, wenn sie von Pharmafirmen Vorteile entgegen nehmen. Und zwar deshalb und nur deshalb nicht, weil sie keine […]

Rivastigmin (z.B. Exelon®)

Rivastigmin ist ein Antidementivum aus der Klasse der Acetylcholinesterase-Hemmer wurde als Exelon® patentiert und eingeführt ist zugelassen zur Behandlung des M. Alzheimer und zur Behandlung von Demenzen im Rahmen einer Parkinson-Erkrankung Dosierung Rivastigmin stand lange Zeit ausschließlich in Kapselform zur Verfügung. Inzwischen gibt es auch ein Pflaster, das den Wirkstoff durch die Haut abgibt. Das […]

Der Apoplex den keiner wollte

Dienstag Vormittag, 10:36 Uhr. Unser Rettungswagen wird, zusammen mit einem Notarzt aus dem Nachbarlandkreis, unter dem Stichwort “Apoplex akut” in ein etwa 10 Fahrminuten entferntes Dorf alarmiert. Da das Notarztfahrzeug eine deutlich längere Anfahrtstrecke hat, sind wir bereits einige Zeit vorher am Einsatz und beginnen mit der Versorgung. Der männliche Patient ist 72 Jahre alt […]

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Medizinische Fachzeitschriften (Journals) am Beispiel MS

Wo werden medizinische Erkenntnisse veröffentlicht? Warum wird etwas in einer bestimmten Fachzeitschrift publiziert? Welche medizinischen Fachzeitschriften gibt es? Worin unterscheiden sich die Fachzeitschriften? Wie viele medizinische Fachzeitschriften gibt es?

Wissenschaftliche Erkenntnisse, zu denen die medizinischen gehören, werden an Konferenzen präsentiert und in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht. Ein Forscher schreibt einen Artikel über seine Erkenntnisse. Er informiert damit seine Fachkollegen, die Ärzte und die Öffentlichkeit. Dabei werden nicht einfach nur die Erkenntnisse aufgeschrieben, sondern ganz wichtig auch wie der Forscher zu diesen Erkenntnissen gelangt ist. Welche Methoden angewandt und welche Annahmen getroffen wurden. Auch was die Grenzen (limitations) oder Verzerrungen (bias) der Forschungsarbeit sein könnten. Wichtig ist auch wie sich diese neue Arbeit zu den bisherigen Erkenntnissen einreiht. Ein wissenschaftlicher Artikel muss deshalb verschiedene formale Kriterien erfüllen.

BMJ Cover 11.08.2012BMJ Titelbild 11.08.2012 | © BMJ Group 2012

Wissenschaftliche Fachzeitschriften stellen diese formalen Kriterien sicher. Weiter wird der wissenschaftliche Artikel an mindestens zwei andere Forscher aus dem gleichen Forschungsgebiet (peers) zur inhaltlichen Überprüfung (review) übergeben. Das ergibt das bekannte Peer-Review-System. Der Begutachter kann Korrekturen einfordern oder die Arbeit als nicht relevant zurückweisen und nicht akzeptieren (acceptance). Die Begutachter sind meistens etablierte Forscher, häufig Professoren aus dem Fachgebiet und machen die Arbeit unentgeltlich. Begutachtete Artikel (peer reviewed articles) werden als wissenschaftliche Artikel angeschaut, die anderen gelten als nicht „richtig“ wissenschaftlich. Ausnahmen sind Leitartikel (Editorials). Diese werden von der Fachzeitschrift in Auftrag gegeben oder von den Fachzeitschriftenherausgebern (editors) selbst geschrieben und stellen Meinungen dar. Leitartikel besprechen wissenschaftliche Artikel oder allgemeine Themen. Leitartikel sind meist sehr einflussreich. Sie können wissenschaftliche Artikel abqualifizieren oder herausstreichen. Siehe auch Was ist gute Wissenschaft?.

Wer bestimmt wo etwas publiziert wird?

Der Forscher ist erst einmal frei, wo er etwas veröffentlichen will. Er kann also den besten Ort für seine Arbeit aussuchen.

Was ist der beste Veröffentlichungsort für eine Forschungsarbeit?

Das hängt von der Arbeit und den Resultaten ab. Grundsätzlich möchte der Forscher, dass seine Resultate von möglichst vielen „richtigen“ und wichtigen Leuten gelesen und weiterverarbeitet wird. Er möchte also den Einfluss (impact) seiner Arbeit und somit auch von sich selbst vergrössern.

Der Forscher muss also eine geeignete Fachzeitschrift (journal) für seinen Forschungsartikel suchen. Fachzeitschriften können sich erheblich unterscheiden. Sie können ein weites Themenspektrum haben, auf ein Thema spezialisiert sein, ein Mitteilungsorgan einer Fachgesellschaft sein und somit von vielen Leuten gelesen werden, eine lange Tradition haben, strenge Richtlinien haben, ein gutes Renommee haben, …

Der Forscher möchte eine möglichst angesehene und gute Fachzeitschrift für seine Arbeit. Nur möchten das alle anderen Forscher auch. Bei guten Fachzeitschriften werden deshalb mehr Forschungsartikel eingereicht als publiziert werden können. Sie können deshalb die guten und interessanten Artikel auswählen. Die wichtigen Fachzeitschriften können mit den guten Artikeln den guten Ruf erhalten oder gar steigern – eine positive Spirale.

Akzeptanzrate und Prestige {#akzeptanzrate}

Bei angesehenen Fachzeitschriften werden so viele Artikel eingereicht, dass sie 9 von 10 Artikel wieder zurückweisen (acceptance rate). Wenn es nun einem Forscher gelingt in so einer Fachzeitschrift zu veröffentlichen, ist das für ihn wie ein Preis, den er gewinnt. Sein Ansehen (Prestige) bei seinen Kollegen steigt. Diese Steigerung seines Ansehens, ist also nicht direkt abhängig vom wissenschaftlichen Wert seiner eigenen Arbeit, sondern „färbt“ von der Fachzeitschrift ab. Bei Berufungen auf Professorenstellen zählt in der Regel, wie viele Artikel in angesehenen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. Wissenschaftliche Karrieren werden durch Veröffentlichungen in angesehenen Fachzeitschriften gemacht.

Im aktuellen wissenschaftlichen System zeigt der Veröffentlichungsort von wissenschaftlichen Resultaten wie wichtig der Forscher die Resultate findet und wie wichtig seine Kollegen diese Resultate finden. Wie gültig (valide) sie die Resultate halten.

Bei wissenschaftlichen Fachzeitschriften gibt es so etwas wie eine Hierarchie.

Im Jahr 2011 gab es über 11‘000 anerkannte Zeitschriften für die Naturwissenschaften (Physik, Chemie, Biologie, Medizin, Psychologie, …), davon 3718 medizinische Zeitschriften.1 Also eine riesige Menge. Wohlgemerkt dies umfasst nur die naturwissenschaftlichen Fachzeitschriften. Daneben gibt es noch die geisteswissenschaftlichen Fachzeitschriften, z.B. für Geschichte oder Philosophie.

Wenn eine wissenschaftliche Zeitschrift bei einer Fachzeitschrift abgelehnt wurde, wird sie der Wissenschaftler bei einer anderen Zeitschrift einzureichen versuchen. Er wird dann eine Zeitschrift auf der gleichen Hierarchiestufe oder einer Hierarchiestufe tiefer wählen. Eigentlich müssen durchgeführten Studien veröffentlicht werden um zu verhindern, dass nur „positive“ Funde publiziert werden (publication bias).

Journal Citation Reports® {#jcr}

Zur Übersicht über die verschiedenen Fachzeitschriften gibt es eine Datenbank, den Journal Citation Reports® Science von Thomson Reuters.

Diese Datenbank enthält die verschiedenen Fachzeitschriften mit verschiedenen Angaben:

* Namen
* Erscheinungshäufigkeit
* Wie viele Artikel veröffentlicht werden.
* Welche Fachgebiete abgedeckt werden.
* Wie viele Male, die Artikel aus dieser Fachzeitschrift von anderen Artikel zitiert wurden (Impact Factor). Ein Impact Factor von 1 bedeutet, dass jeder Artikel einer Fachzeitschrift im Durchschnitt einmal in einer anderen Zeitschrift zitiert wurde. Wichtig zu beachten ist, dass diese Angabe eine Durchschnittswert ist. Wenige häufig zitierte Artikel können deshalb den Impact Factor „hochziehen“.
* Und ähnliche Kennwerte wie der EigenFactor®.

Welche Fachzeitschriften gibt es für eine Multiple Sklerose Publikation? {#fachzeitschriften}

Ich habe einmal die gebräuchlichen Fachzeitschriften bei Multiple Sklerose herausgesucht und diese hierarchisch geordnet. Die wichtigsten zuerst. Je höher Impact Factor oder Eigenfactor. Dabei enthalten sind auch generelle naturwissenschaftliche oder medizinische Zeitschriften. Diese haben ein sehr breites Themenfeld, werden von sehr vielen Leuten gelesen und haben deshalb ein sehr hohes Ansehen.

Generelle naturwissenschaftliche Zeitschriften {#nature-science}

Es gibt zwei hochangesehene naturwissenschaftliche Zeitschriften: Nature und Science. Sie stellen den Olymp der wissenschaftlichen Fachzeitschriften dar. Diese veröffentlichen alles – von Astronomie über Medizin bis zur Zoologie. Die Messlatte für Veröffentlichungen in diesen Zeitschriften ist sehr hoch. Fundamentale, gar bahnbrechende Arbeiten werden gefordert. Meist stecken jahrelange Arbeit und zahlreiche Veröffentlichungen in kleineren Fachzeitschriften dahinter.

Nature und Science haben eine eigene Redaktion und einen redaktionellen Teil, sie veröffentlichen also auch wissenschaftliche Nachrichten und nicht nur wissenschaftliche Forschungsartikel.

Medizinische Top 4 Journals {#top-med}

Im Bereiche der Medizin gibt es 4 hoch angesehene generelle Fachzeitschriften. Diese liegen mit grossem Abstand vor anderen Fachzeitschriften.

* New England Journal of Medicine (NEJM)
* The Lancet
* JAMA (The Journal of the American Medical Association)
* BMJ (Britisch Medical Journal)

BMJ hat eine eigene Redaktion und einen redaktionellen Teil, sie veröffentlichen also auch wissenschaftliche Nachrichten und nicht nur wissenschaftliche Artikel. (Bei den anderen weiss ich es nicht.)

PLoS ONE {#plos-one}

Die Zeitschrift PLoS ONE ist ein Sonderfall. Diese generelle medizinische Open Access Fachzeit ist Peer-Reviewed (begutachtet). Sie akzeptiert aber alle Artikel, die die wissenschaftlichen Qualitätsstandards (z.B. methodisch korrekt) einhalten. Es werden 7 von 10 eingereichten Artikel publiziert. Viele andere Fachzeitschriften erscheinen auch in gedruckter Ausgabe, PLoS ONE hingegen erscheint nur im Internet und hat somit keine Platzproblem und muss und will nicht auswählen. Alle können hier veröffentlichen, solange es den wissenschaftlichen Standards entspricht. Diese Fachzeitschrift ist somit so etwas wie ein Sammelbecken für Publikationen.

Warum ist diese Fachzeitschrift PLoS ONE dennoch einflussreich?

Grossen Forschungsförderen kann das Prestige einer Zeitschrift egal sein. Sie wollen, dass ihre Resultate schnell veröffentlicht und ohne Einschränkung lesbar (Open Access) sind. Der Begutachtungsprozess ist in der Regel zeitaufwändig und kann Monate, wenn nicht Jahre dauern. Wenn ein Artikel in einer Fachzeitschrift abgelehnt wird, startet der Begutachtungsprozess von neuem. Diese Zeitschrift wird auch von allen gewählt, denen eine rasche und einfache Veröffentlichung wichtiger als das Prestige der Zeitschrift ist. Der oft mühselige Weg von Einreichen, Ablehnung, Wiedereinreichung, … entfällt bei PLoS ONE.

Forschung von grossen Forschungsföderern wie z.B. Wellcome Trust wurde durch die Fördergremiem bereits ausgewählt (selektiert) und können auch grössere Projekte umfassen. Solche Forschungsarbeiten liefern häufig wichtige wissenschaftliche Forschungsergebnisse.

Fachspezifische Zeitschriften

In den Fachgebieten gibt es in der Regel ein oder mehrere führende Fachzeitschriften. In der Neurologie ist dies z.B. die Fachzeitschrift Neurology®.

Multiple Sclerosis Journal (MSJ) {#msj}

Das Multiple Sclerosis Journal (MSJ) ist die einzige Zeitschrift, die sich nur auf Multiple Sklerose spezialisiert hat.

Wissenschaftliche Fachzeitschriften aus dem deutschsprachigen Raum {#de-journals}

* Swiss Medical Weekly (SMW): Wissenschaftliche Fachzeit der Schweizer Ärztegesellschaft FMH zu allgemeinen Themen der Medizin. Häufig mit einem Bezug zur Schweiz.
* Wiener Klinische Wochenschrift: Österreichische Fachzeitschrift mit generellem Themenspektrum. Deutschsprachig.
* Nervenarzt: Die Zeitschrift richtet sich an niedergelassene und in der Klinik tätige Ärzte für Neurologie, Psychiatrie und Nervenheilkunde. Eine der wenigen deutschsprachigen Fachzeitschriften. Organgesellschaften: Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN), Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG), Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)

Die Schweizerische Ärztezeitung druckt keine wissenschaftlichen Publikationen ab. Die Beiträge sind nicht Peer-Reviewed, was auch nicht nötig ist. Denn es geht um Informationsbeiträge und Meinungen.

Übersicht der Fachzeitschriften am Beispiel von MS {#journal-liste}

Name | Gebiet | IF | EF | Art. 2011 | L | GJ | OA
– | – | – | – | – | – | – | –
Nature | Nat | 36 | 1.66 | 841 | UK | 1869 | N
Science | Nat | 31 | 1.41 | 871 | US | 1880 | N
New England Journal of Medicine (NEJM) | Med | 53 | 0.66 | 349 | US | 1811 | 6M
PLoS ONE | Nat | 4 | 0.5 | 13781 | US | 2006 | J
Journal of Neuroscience | N | 7 | 0.45 | 1790 | US | 1981 | H
The Lancet | Med | 38 | 0.36 | 276 | UK | 1823 | N
JAMA | Med | 30 | 0.29 | 220 | US | 1883 | 6M
Neuron | N | 15 | 0.23 | 327 | US | 1988 | N
Nature Medicine | Med | 22 | 0.17 | 187 | UK | 1995 | N
Nature Neuroscience | N | 16 | 0.16 | 226 | US | 1998 | N
Neuroimage | N | 6 | 0.15 | 1024 | US | 1993 | N
BMJ | Med | 14 | 0.14 | 261 | UK | 1840 | 6M
Neurology® | N | 8 | 0.14 | 497 | US | | N
Cochrane Database of Systematic Reviews | Med | 6 | 0.12 | 620 | UK | 1993 | G
Nature Reviews Neuroscience | N | 30 | 0.11 | 47 | UK | 2000 | N
Brain | N | 9 | 0.1 | 269 | UK | 1878 | H
Brain Research | N | 3 | 0.09 | 937 | NL | 1966 | N
Neuroscience | N | 3 | 0.09 | 852 | UK | 1976 | N
PLoS Medicine | Med | 16 | 0.08 | 126 | US | 2004 | J
European Journal of Neuroscience | N | 4 | 0.07 | 402 | UK | 1989 | N
The Lancet Neurology | N | 23 | 0.07 | 86 | UK | 2002 | N
Annals of Neurology | N | 11 | 0.07 | 192 | UK | 1977 | H
Neuropsycho­phar­ma­co­logy | N | 8 | 0.05 | 232 | UK | 1994 | H
Trends in Neuro­sciences (TINS) | N | 14 | 0.05 | 60 | NL | 1978 | N
Journal of Neurology, Neuro­surgery & Psychiatry (JNNP) | N | 5 | 0.04 | 244 | UK | 1920 | H
Annual Review of Neuroscience | N | 26 | 0.03 | 24 | US | 1978 | N
Canadian Medical Association Journal | Med | 8 | 0.03 | 133 | CA | 1911 | 1J
Journal of Neurology | N | 3 | 0.02 | 248 | DE | 1891 | H
Brain Research Reviews | N | 10 | 0.02 | 43 | NL | 1966 | H
Journal of Neuro­immuno­logy | N | 3 | 0.02 | 219 | | | N
Multiple Sclerosis Journal | MS | 4 | 0.02 | 182 | UK | 1995 | H
BMC Neuroscience | N | 3 | 0.01 | 128 | UK | | J
Current Opinion in Neurology | N | 5 | 0.01 | 84 | UK | | N
Nature Reviews Neurology | N | 12 | 0.01 | 55 | US | 2005 | N
Neurothera­peu­tics | N | 6 | 0.01 | 65 | US | | H
BMC Neurology | N | 2 | 0.01 | 154 | US | | J
Swiss Medical Weekly | Med | 2 | 0.01 | 169 | CH | 1871 | J
Wiener Klinische Wochenschrift | Med | 1 | 0 | 121 | AT | 1888 | H
Deutsches Arzte­blatt Inter­na­tio­nal | Med | 3 | 0 | 102 | DE | 1949 | J
Reviews in the Neurosciences | N | 2 | 0 | 49 | UK | | H
Neuro­immuno­mo­du­la­tion | N | 2 | 0 | 42 | CH | 1994 | N
Nervenarzt | N | 1 | 0 | 143 | DE | 1928 | N

Auswahl von Fachzeitschriften geordnet nach Eigenfactor® („Prestige“) für Neurologiepublikationen.
Erklärung:
Fett = Medizinzeitschrift mit hohen Prestige; Fettkursiv = Zeitschrift mit dem höchsten Prestige in den Naturwissenschaften
Legende:
Gebiet = Fachgebiet der Zeitschrift; Nat = Für alle Naturwissenschaften; Med = Für alle medizinischen Themen; N = Aus dem Fachgebiet Neurologie
IF = ImpactFactor, je höher desto angesehener
EF = Eifenfactor®, je höher desto angesehener
Art. 2011 = Anzahl veröffentlichte Artikel im Jahre 2011
L = Herkunftsland der Zeitschrift
GJ = Gründungsjahr der Zeitschrift oder deren Vorgängerin
OA = Open Access; J = Ja; N = Nein; H = Hybrides Modell, Autoren können Artikel durch eine Gebühr freischalten; G = Geographisch, für gewisse Länder besteht freier Zugang; 6M = automatisch nach 6 Monaten Open Access; 1J = automatisch nach 1 Jahr Open Access
Datenquelle: 2011 Journal Citation Reports® Science Edition (Thomson Reuters, 2012)

Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Fachzeitschriften, die für eine Veröffentlichung zu Multiple Sklerose in Frage kämen.

Herausgeber und Editoren {#editoren}

Herausgeber und Editoren sind verantwortlich für den Inhalt der Fachzeitschriften. Diese sind meist etablierte und renommierte Professoren. Herausgeber und Editoren von Fachzeitschriften können durch das Akzeptieren oder Zurückweisen von Forschungsartikel Einfluss auf den wissenschftlichen Fortgang nehmen. Publikationen in angesehenen Fachzeitschriften können verhindert werden. Alternative, konkurrierende Ideen und Hypothesen können unterdrückt, oder zumindest verzögert werden. Durch ihren Einfluss sind Editoren respektierte bzw. geführchtete Personen. (Interessant ist dazu der Blogartikel des Ex-BMJ Editors An ex-editor on the receiving end, BMJ, 31. Juli 2012.)

Prestige und Open Access {#oa}

Das hohe Prestige der Top-Fachzeitschriften führt zu einer monopolartigen Situation. Es gibt ihnen sehr viel Macht. Diese kann auch und wird auch wirtschaftlich ausgenutzt und kann den eigentlichen wissenschaftlichen Prozess sogar behindern. Die Open Access Bewegung versucht diesen Prozess wieder in eine für die Allgemeinheit gute Bahn zu lenken.

Zurückgezogene oder fehlerhafte Artikel (retractions) in der wissenschaftlichen Literatur {#retraction}

Wissenschaftliche Artikel, deren Resultate nicht mehr als vertrauenswürdig angeschaut werden aufgrund von wissenschtlichem Fehlverhalten oder Fehlern, von Plagiaten oder Missachtung von ethischen Regeln werden aus der wissenschaftlichen Literatur zurückgezogen (retracted). Interessanter weise scheint die Anzahl der Retractions mit dem Ansehen (Impact Factor) der Fachzeitschrift zusammen zu hängen (zu korrelieren).2 Je höher das Ansehen, desto mehr zurückgezogene Artikel. Das könnte damit zusammenhängen, dass spektakuläre Resultate interessanter sind – aber auch häufiger falsch oder erschwindelt. Ein Grund könnte sein, dass an Schein interessierte Persönlichkeiten das Rampenlicht von angesehenen Fachzeitschriften mit allen (erlaubten und unerlaubten) Mitteln suchen. Zurückgezogene Artikel sind ein eigenes interessantes Thema. Der Blog Retraction Watch thematisiert ausschliesslich zurückgezogene Artikel. Er informiert über Retractions und analysiert die Rückzugsgründe der Artikel. Einfache Ausfühungsfehler oder ausgewachsener wissenschaftlicher Betrug.


  1. Gemäss 2011 Journal Citation Reports® Science Edition (Thomson Reuters, 2012) 

  2. Fang FC, Casadevall A. Retracted Science and the Retraction Index, Infection and Immunity, Aug. 2011

    Welche Fachzeitschriften lesen die Schweizer Ärzte regelmässig? {#ch-medics-journal}

    Die Schweizerische Ärztezeitung hat Umfrageresultate dazu veröffentlicht3.

    1. Schweizerische Ärztezeitung
    1. Swiss Medical Forum
    1. Medical Tribune
    1. The New England Journal of Medicine
    1. VSAO / ASMAC Journal
    1. PrimaryCare
    1. Swiss Medical Weekly
    1. Ars Medici
    1. Cardiovascular Medicine
    1. Revue Médicale Suisse
    1. und weitere

     

  3. Übersicht ist am Schluss des Artikels Maya Grünig, Claudia Weiss, Peter Meier-Abt. Swissmedic durchleuchtet Clinical Trial Units, Schweizerische Ärztezeitung, Jan. 2012, 93(3):54–5 zu sehen.

    Kommentar {#kommentar}

    Die Zeitschriftenhierarchie basierend auf dem Impact Factor ist ein einfaches und schnelles Mittel um eine wissenschafltiche Erkenntnis in ihrer Bedeutung einzuordnen. Eine zu unkritische und zu rasche Verwendung führt aber zu Problemen und Verzerrungen.

    Wie bei allen Messgrössen, können die Leute bestrebt sein, die Messgrösse gezielt zu „optimieren“. Die Messgrössen verlieren dabei jedoch ihre Aussagekraft. Der Impact Factor wurde bereits mehrfach manipuliert um eine Fachzeitschrift einflussreicher darzustellen als sie wirklich ist. So werden eigentlich leere Artikel veröffentlicht, die nichts anderes als Zitationen auf eigene Artikel enthielten.

    Wie wichtig der Impact Factor ist, zeigt, dass die meisten wissenschaftlichen Fachzeitschriften den Impact Factor gut sichtbar auf ihrer Homepage anzeigen.

    Mit diesem Blogartikel versuchte ich das aktuelle wissenschaftliche Publikationssystem für „Nicht-Forscher“ zu beschreiben. Ich hoffe dieser Artikel hilft den Forschungsprozess besser zu verstehen.

     

Prominente oder Angehörige mit MS [akt.]

Welche prominenten oder bekannten Personen mit Multiple Sklerose (MS) gibt es? Welche Angehörigen von Promis sind bekannt?

Jene mir bekannten öffentlichen Personen oder deren Angehörige mit MS habe ich aufgeschrieben. Hier habe ich einmal eine Liste der gefundenen Namen.

Für alle von MS betroffenen Personen bedaure ich, dass sie an dieser immer noch unheilbaren und unberechenbaren Krankheit leiden.

Name Bemerkung Land Diagnose Artikel
Alex Rubeli Wettermoderator beim Schweizer Fernsehen CH ~2010
Jasmin Nunige Langläuferin und Bergläuferin CH 2011 Blogartikel Fit for Life, 1/2-2012 Südostschweiz SRF iTV HP
Ada Marra Nationalrätin (VD) der SP CH ~2007 illustre.ch
Marcel Grossmann † Physiker, Mitbegründer der Allgemeinen Relativitätstheorie neben Einstein CH nzz.ch
Manfred Wielandt Vater von ehmaligen Mister Schweiz Tim Wielandt CH SF.tv
Seraina Mischol Spitzenlangläuferin CH 2011 sport.sf.tv, nzz.ch
Nathalie Todenhöfer Tochter des ehemaligen Top Managers des Verlagshaus Burda («Bunte») und ehemaliger CDU Politiker Dr. Jürgen Todenhöfer D stern.de
Anne Rowling † Mutter der Harry Potter Autorin JK Rowling UK independent.co.uk
Fraser C. Robinson III † Vater von Michelle Obama, First Lady USA ms-reporter.de
Ann Romney Frau des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten der Republikaner USA about.com
Jack Osbourne Sohn eines US Rocksängers USA ms.about.com stern.de stern.de
Nicoletta Mantovani Witwe des Opernsängers Luciano Pavarotti I ms-reporter.de
Marilyn Hilton † Grossmutter von Paris Hilton, Hotelerbin USA Pro 7 Blog
Egon Zimmermann Skifahrer, Weltmeister und Olympiasieger 60er Jahre A Wikipedia
Hubert Wallner Radiomoderator A Freak-Online
Gitti Goetz Schlagersängerin D Calispera
Aaron Solowoniuk Schlagzeuger von Billy Talent CA 2006 Fanpage
Josh Harding NHL Torhüter von Minnesota Wild CA 2012 Tagi Neu!
José Fajardo Vater der Sängerin Gloria Estefan US / CU Divastation
Howard Carpendale Schlagersänger D / ZA 2003 Bild
Dagmar Wulff † Mutter des Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff D
Jacqueline du Pré † Cellistin und Frau des Dirigenten Daniel Barenboim D 1973 Wikipedia
Mutter vom Schlagersänger Rex Gildo (Ludwig Hirtreiter) D
Rex Gildo † Schlagersänger (Ludwig Hirtreiter), nicht zweifelsfrei klar D Neue Blatt
Malu Dreyer Neu! SPD Politikerin, Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie der Landesregierung von Rheinland-Pfalz D 1995
PPMS
Rhein-Zeitung Spiegel
Don Van Vliet † Neu! alias Captain Beefheart, Musiker und Maler US? 1982 WOZ
Knud Kohr Neu! Journalist und Schriftsteller D 2003 WOZ WOZ WOZ WOZ

Paris Hilton mit MS T-ShirtParis Hilton 2008 mit T-Shirt «We ❤ to erase MS»

Bemerkenswert ist, dass egal wer im November als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wird, er hatte oder hat einen MS-Fall in der Familie.

Es gibt nicht sehr viele Prominente oder Bekannte mit MS. Die Krankheit bricht meistens früh aus – zu früh um eine Karriere zu begründen und bekannt zu werden. Heutzutage umso mehr, als schon frühe Diagnosen gemacht werden. Mit einer MS-Diagnose lassen sich wohl die wenigsten auf Abenteuer ein.

Falls Ihr andere bekannte Leute kennt, könnt ihr mir diese schicken. Ich werde die Liste ergänzen. Ich bin interessiert daran.

Danke an MS-Reporter. Ich habe meine Liste mit weiteren Personen von seinem Blog ergänzt. Weiterer Dank geht an die Unterstützung durch Erika, Evelyne, Gabriela und Bobbele vom Schweizer MS-Gesellschafts-Forum.