Warum ist Open Access wichtig für forschungsfördernde, gemeinnützige Organisationen?

Warum ist Open Access für forschungsfördernde, gemeinnützige Organisationen wichtig?

Ausgangslage

Gemeinnützige Organisation fördern die Erforschung von Krankheiten. Die Gemeinnützigkeit der Forschungsförderung wird am besten erreicht, wenn die Forschungsergebnisse öffentlich frei verfügbar (Open Access) sind und die Forschungsgemeinschaft deshalb vollumfänglich von den geförderten Projekten profitieren kann. Die gemeinnützigen Organisation können auf diese Weise die Forschung mit den gesammelten Spendengeldern insgesamt stärker unterstützen. Und so ihrem gemeinnützigen Zweck zur För­derung und Unterstützung der MS-­Forschung noch besser nachkommen.

Öffentlich bezahlte Forschung soll öffentlich zugänglich sein. SNF

Um die Wirkung seiner Forschungsförderung zu erhöhen, hat der Schweizerische Nationalfonds (SNF) das Open Access Prinzip im Jahre 2008 eingeführt. Die MS Society (UK) hat es 2013 eingeführt und die Krebsliga Schweiz 2014.

Die grösste Wirkung der Forschungsförderung wird erzielt, wenn möglichst viele Leute Zugang zu den Forschungsresultaten haben.

Eigenständige Organisationen können die Bestimmungen zur Vergabe von Forschungsgeldern selbst festlegen und damit den grössten Nutzen sicherstellen.

Was ist Open Access?

Als Open Access (englisch für offener Zugang) wird der freie Zugang zu wissenschaftlicher Literatur und anderen Materialien im Internet bezeichnet. Ein wissenschaftliches Dokument unter Open-Access-Bedingungen zu publizieren, gibt jedermann die Erlaubnis, dieses Dokument zu lesen, herunterzuladen, zu speichern, es zu verlinken, zu drucken und damit entgeltfrei zu nutzen. [Quelle: Wikipedia]

Die Idee von Open Access ist einfach und sie kann einfach erreicht werden. Die Autoren, welche das Copyright auf ihre eigene Arbeit haben, veröffentlichen in frei zugänglichen Open Access Fachzeitschriften oder sie veröffentlichen andernfalls das PDF ihrer Arbeit zusätzlich in einer dafür vorgesehenen Ablage (Repository) bzw. Webseite, siehe dazu das Rechtsgutachten der Universität Zürich.

Weltweit haben sich bedeutende Forschungsförderer wie das amerikanische National Institute of Health (NIH) oder der Wellcome Trust zu Open Access verpflichtet.

Die Schweizerischen Universitäten unterstützen Open Access und haben Ablagen (Repositories) mit freiem Zugang eingerichtet. Ihre Forscher können so die SNF-Open-Access-Vorgaben effizient erfüllen.

Vorschlag

Gemeinnützige Organisation sollen Open Access für geförderte Forschung einführen.

Dies kann durch ein kleines Kapitel in den Research Guidelines erreicht werden, siehe dazu den Blogartikel Konkrete Umsetzung von Open Access für gemeinnützige Organisationen.

Vorteile von Open Access für …

Forscher

  • Open Access entspricht dem Grundsatz der Wissenschaft: Transparenz und Zusammenarbeit.
  • Forscher von überall – aus reichen und armen Ländern – sollten auf öffentlich oder gemeinnützig geförderte Forschung zugreifen und darauf aufbauen können.
  • Kleine und mittelgrosse Forschungsförderer sollten nicht schlechtere Standards bei der Forschungsförderung haben als der Schweizerische Nationalfonds (SNF) oder ausländische Gesellschaften (z.B. MS Society UK), welche ihre geförderte Forschung der Allgemeinheit als Open Access zur Verfügung stellen.
  • Open Access Publikationen haben durch die bessere Verfügbarkeit einen grösseren Einfluss und werden mehr zitiert.
  • Open Access schränkt die Forscher nicht ein und sie können die Fachzeitschriften frei wählen („Green Road“).
  • Für die Autoren entsteht nur ein minimaler Aufwand, denn Open Access kann durch eine einfache Handlung wie das Hochladen eines PDFs zur Universitätsablage erreicht werden.
  • Die meisten Forscher schicken auf Anfrage ihre Artikel gerne per E-Mail zu. Jedoch ist es ineffizient, dass diese ihre Zeit mit wiederholten versenden von PDFs verschwenden. Zusätzlich gibt es beim Leser eine Verzögerung bis er die Artikel lesen kann. Dieses System ist für Autoren und Leser umständlich und zeitraubend.

Hausärzte, niedergelassene Ärzte, regionale und kantonale Spitäler

  • Für eine evidenzbasierte Medizin (EBM) ist es wichtig, dass Ärzte einfachen Zugang zur wissenschaftlichen Literatur haben. Bezahlschranken («Paywalls») behindern den Zugang.

Patienten

  • Viele Betroffene von schweren Krankheiten investieren viel Zeit ins Verstehen ihrer Krankheit. Besonders im Falle von MS, wo viele junge, anfangs kaum oder nur wenig behinderte Menschen mit der Diagnose MS konfrontiert werden. Diese Betroffenen sollten Zugang zur besten Quelle haben – den Forschungspublikationen selbst.
  • Open Access Artikel können in Laienzusammenfassungen oder News-Meldungen gut referenziert werden, da diese Publikationen allen frei zugänglich sind. Den interessierten Leser wird so eine Vertiefung ermöglicht.
  • Patienten oder deren Angehörige mit einer wissenschaftlichen Ausbildung sind an der wissenschaftlichen Literatur interessiert. Originalquellen sind unerlässlich.
  • Patienten sollten Forschung, die in ihrem Namen durchgeführt und unterstützt wird, sehen und lesen können.

Gemeinnützige Organisationen

  • Um Rechenschaft Ihrer Forschungsanstrenungen werden gerne Laienzusammenfassungen auf den Homepages veröffentlicht. Die Zusammenfassungen von Studien für Laien (Lay Summaries) sind für viele Betroffene eine gute Hilfe. Sie helfen ihnen Einblick in aktuelle Forschungsresultate zu erhalten. Gerade im wissenschaftlichen Umfeld ist Nachvollziehbarkeit wichtig. Zu einer glaubwürdigen Webseite mit wissenschaftlichen Zusammenfassungen gehören Links auf die Originalstudien. Und hier ist Open Access wichtig. Damit diese Links von Nutzen sind, ist es notwendig, dass die Studien Open Access, also allgemein abrufbar sind.

Öffentlichkeit

  • Spender von gemeinnützigen Organisationen wollen die Auswirkung («Impact») ihrer Spende sehen. Forschungspublikationen sind der übliche Weg um Forschungsresultate mitzuteilen. Die Auswirkung von Spendengeldern in der Forschung kann deshalb leicht durch eine Auflistung von Open Access Publikationen gezeigt werden. (Achtung: Die Anzahl der Publikationen ist kein Kriterium für die Qualität. Mehr Publikationen ist nicht unbedingt besser.)
  • Bezahlschranken behindern die Arbeit der meisten Journalisten und Blogger. Open Access vereinfacht oder ermöglicht erst deren Arbeit.

Allgemeine Hinweise

  • Open Access kann ohne zusätzliche Kosten für die Forscher oder die Forschungsförderungsinstitutionen erreicht werden («Green Road»).
  • Open Access ist rechtlich sicher. Die Autoren der Forschungsartikel sind die Urheber und haben das Copyright am Text.
  • Open Access wurde durch das Internet ermöglicht und setzt die neuen Möglichkeiten um. Es bestehen keine Platzrestriktionen mehr wie früher auf Papier. Eine breite Zusammenarbeit und direkte Kommunikation wird ermöglicht.
  • Regeln ohne Sanktionen sind nicht glaubwürdig. Die Konsequenzen müssen bekannt sein.
  • Leider versuchen traditionelle Verlage Open Access zu diskreditieren. Sie versuchen Open Access in Verruf zu bringen und ihr Geschäftsmodell zu schützen. Diese Verlage verteidigen jedoch ihre Interessen, nicht die Interessen der Wissenschaft oder der Patienten.
  • Da der SNF Open Access bereits 2008 eingeführt hat, sind die Schweizer Universitäten auf Open Access vorbereitet. Jede Universitätsbibliothek hat eine Ablage (Repository) und einen Open Access Ansprechspartner.

Fazit

Mit freiem Zugang (Open Access) zu den Forschungsergebnissen ist der gesellschaftliche Nutzen von geförderter Forschung grösser. Er ermöglicht vielen weiteren Personengruppen Zugang zu den Forschungsresultaten, nicht nur einer einem kleinen Kreis an westlichen Universitäten. Durch die vielen Vorteile und den geringen Aufwand, ist die Einführung von Open Access bei gemeinnützigen Organisationen gerade zu ein „Muss“.

Offenlegung

Ich bin im Wiss. Beirat der MS-Gesellschaft und setze mich für die Einführung von Open Access bei der Forschungsförderung ein. Dieser Artikel basiert auf einem Dokument zu Händen der MS-Gesellschaft von 2014.

Von Crowdsourcing zu Crowdfunding: openSNP bei Patreon

Unser open source genomics Projekt openSNP, das wir noch immer fast ausschließlich aus eigener Tasche finanzieren, kann man jetzt auch bei Patreon jeden Monat mit einem kleinen Betrag (beginnend bei einem Dollar) unterstützen. Patreon ist den meisten wohl eher aus Web-Comics oder der Musik bekannt – eine Kickstarter-ähnliche Plattform, bei der User ihren Lieblingskünstlern einen einmaligen oder monatlichen Beitrag zukommen lassen können. Dafür gibts dann regelmäßige Updates – vor allem Musik oder Kunst wird so an die Geldgeber verteilt bzw.weiter

Open Access und kein Ende

Randy Schekmans Rolle als Open Access Befürworter und Verlags-Boykotteur Im Grunde genommen bedeutet Open Access nichts anderes als freien Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Open-Access-Bewegung hatte sich Anfang der 90er Jahre formiert – und war das Ergebnis aus technischer Machbarkeit, schrumpfenden Etats der Universitätsbibliotheken und der Forderung nach egalitärem Zugang zu Wissen, das erst durch […]

Transparenz bei Hochschulbibliotheken – Crowd Funding

Wieviel bezahlen Hochschulbibliotheken den grossen Wissenschaftsverlagen Elsevier, Springer und Georg Thieme für Zeitschriftenabonnente?

Gute Frage. Aktuell, dürfen die Kosten der Zeitschriftenabonnente von den Hochschulbibliotheken gar nicht öffentlich beziffert werden. Die Wissenschaftsgrossverlage Elsevier, Springer und Georg Thieme haben Vertraulichkeitsklauseln in die Verträge eingefügt. Niemand soll die Kosten kennen und niemand soll die Kosten vergleichen dürfen!

Doch Information ist notwendig für einen funktionierenden Markt.

Die meisten Hochschulen haben diese Geheimverträge trotz Öffentlichkeitsgesetzen1 akzeptiert und machen bei diesem gesamten Geheimspiel mit.

Ein engagierter Bürger2 will nun Klarheit! Er hat bei allen Hochschulen nachgefragt. Alle, ausser Lugano, haben die Auskunft verweigert. Trotz Öffentlichkeitsgesetzen.

In Genf liegt das Resultat der ersten Rekursinstanz nun vor. Obwohl der Genfer Datenschützer und Öffentlichkeitsbeauftragen (PPDT) zum Schluss kommt, die Universität solle die Bezahlungen öffentlich machen, verweigert die Universität Genf weiterhin die Akteneinsicht. Für die Universität scheint es gemäss Rektor wichtiger zu sein, die unnötigerweise zugesicherte Vertraulichkeit den Verlagen gegenüber einzuhalten, als der Öffentlichkeit gegenüber transparent auszuweisen, wofür sie die erhaltenen Steuergelder einsetzt.

Diese Entscheidung der Hochschule Genf möchte er am Genfer Verwaltungsgericht anfechten. Es ist für das demokratische Verständnis stossend, dass öffentliche Institutionen ihre Ausgaben geheimhalten können. Da es in der Schweiz bisher noch keine gerichtliche Praxis für die vorliegende Situation gibt, hofft er mit diesem Rekurs einen Leitentscheid für andere Hochschulen erreichen zu können.

Für die Anwaltskosten von geschätzten 5‘000 Franken hat er eine Crowd Funding auf „We make it“ gestart: Transparenz bei Bibliotheken

Das Ziel ist in einem Monat bis zum 18. Februar 2015 5‘000 Franken für die Anwaltskosten zu sammeln.

Aufgrund der Geheimverträge könnte es sein, dass die Schweizer Hochschulen horrende Beträge an die grossen Wissenschaftsverlage bezahlen. Preis/Leistung könnten für die Öffentlichkeit schlecht sein. Man weiss es nicht. Man darf es nicht wissen.

Als weiteres Zeichen des Missstandes hat die EPFL die Online-Ausgabe von Science vor Weihnachten abbestellt, wegen einer nicht vertretbaren Kostenerhöhung und unakzeptablen Vertragsklauseln. Den Wissenschaftsgrossverlagen scheint Rendite wichtiger zu sein als die Forschung. So wollten Elsevier, Springer und Georg Thieme der ETH die langjährige Praxis des Artikelkopierservices verbieten. Und verloren vor Bundesgericht.

Der holländische Wissenschaftsgrossverlag Elsevier erzielt Traumrenditen3:

Elsevier erzielte im Jahre 2013 einen Reingewinn von $1.38 Milliarden bei einem Umsatz von $3.56 Milliarden, was einer Gewinnmarge von 39% entspricht. Zum Vergleich. Novartis schafft es auf «nur» 27%.

Das viele Geld, welches aktuell den Wissenschaftsgrossverlagen zufliesst, wäre für die Forschung und die Öffentlichkeit wahrscheinlich besser in Open Access-Vereinbarungen investiert. Das mit öffentlichen Geldern erarbeitete Wissen wäre dann auch wieder allen öffentlich zur frei Verfügung. Ob Topforscher, ob Forscher aus einem Entwicklungsland oder ob Laie (Citizen Science). Einfach allen und auf unbegrenzte Zeit.

Mehr Informationen zur Crowd Funding Kampagne ist auf der Transparenz bei Bibliotheken Homepage zu finden.

Ich habe das Projekt unterstützt. 4

Wenn alle einen kleinen Beitrag leisten, kann zusammen etwas grosses erreicht werden.

Crowd Funding

Fazit

Transparenz bei den Zeitschriften Abonnementen der Wissenschaftsgrossverlage ist wichtig. Kostentransparenz ist notwendig.

Bis am 8. Februar 2015 läuft das Crowd Funding Transparenz bei Bibliotheken zur Deckung der Anwaltskosten von 5‘000 Franken für einen Entscheid des Genfer Verwaltungsgerichts. Dieses Crowd Funding ist unterstützungswürdig. Ich habe es unterstützt.

Nachtrag

[Aktualisierung 24.01.2015: Marcel Hänggi hat auf der Plattform oeffentlichkeitsgesetz.ch einen Artikel über das Crowd Funding und die Situation der Bibliothekskosten geschrieben: Mit der Crowd zu mehr Transparenz]

[Aktualisierung 27.07.2015: Nachdem sich die ETHZ und die EPFL die Auskunft verweigert hatten, wurde der Fall dem Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (EDÖB) zur Beurteilung vorgelegt. Der EDÖB machte die Empfehlung die Daten zu veröffentlichen und liess die Argumente der Bibliotheken nicht gelten. Mehr, siehe wisspub.net.]


  1. Die Webseite https://www.oeffentlichkeitsgesetz.ch/ ist eine Plattform für Journalisten und Bürger zum Schweizer Öffentlichkeitsgesetz. 

  2. Christian Gutknecht ist ein Kollege von mir und setzt sich für Open Access ein. Seit Ende letzten Jahres ist er Aktionär von Elsevier

  3. Ein sicherer Weg um Traumrenditen zu erzielen sind hohe Preise und kleine Leistung, abgesichert durch ein Monopol. 

  4. Wer kommt sonst noch zum Nachtessen? 

Wissenschaftsverlage verlieren vor Bundesgericht gegen ETH-Bibliothek

Die Grossverlage Elsevier, Springer und Georg Thieme haben 2011 gegen die ETH Zürich bzw. die ETH-Bibliothek Klage beim Handelsgericht Zürich eingereicht. Sie wollten den bereits seit vielen Jahren existierenden Dokumentenlieferdienst der ETH gerichtlich verbieten lassen. Sie sahen ihr Urheberrecht verletzt. Die Wissenschaftsverlage verlieren nun in allen Punkten vor Bundesgericht in Lausanne. Der Dokumentenlieferdienst der ETH ist rechtlich zulässig und kann weiterbetrieben werden.

Die Wissenschaftsverlage Elsevier, Springer und Georg Thieme wollten den langjährigen Dokumentenlieferdienst der ETH-Zürich verbieten lassen, damit die Hochschule gezwungen würde die Online-Publikationen bei den Verlagen lizenzieren („kaufen“) zu müssen. Sie wollten mehr Geld aus dem vorhanden Fachzeitschriftenangebot herausholen. Die Forschenden wären eingeschränkt worden. Wohlgemerkt, es geht um Forschungsartikel, die von den Forschern den Verlagen gratis zur Verfügung gestellt und gratis kontrolliert (peer reviewed) wurden.

Erfleulicherweise sah das Bundesgricht keine rechtlichen Probleme beim Dokumentenlieferdienst der ETH. Diese Klage zeigt, dass das Wohl der Wissenschaft bei den Grossverlagen nicht an oberster Stelle steht. Es lässt sich vielmehr eine wissenschaftsbehindernde Haltung erkennen.

Die ETH-Zürich hält fest,

dass im vorliegenden Fall die Interessen von Wissenschaft, Forschung und Lehre gegenüber den kommerziellen Interessen einiger Verlage die Oberhand behalten haben. Die Standhaftigkeit der ETH Zürich hat auf diese Weise einen nicht unbedeutenden Beitrag zur Sicherung des Wissenschaftsstandortes Schweiz beigetragen.

Quellen:

EPFL bestellt Online-Ausgabe von Science ab – nicht vertretbare Kostenerhöhung

Ab 2015 haben die Forschenden der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) keinen komfortablen Online-Zugriff mehr auf die renommierten Science-Zeitschriften:

  • Science Online,
  • Science Signaling,
  • Science Express und
  • Science Translational Medicine.

Die Universitätsbibliothek der EPFL schreibt:

Science AAAS publisher, is taking advantage of its dominant position and trying to impose not only an unjustified price increase, but also new contract terms, which are very restrictive and as a result unacceptable for us.

Der Science AAAS Verlag nützt seine dominante Stellung aus und versucht nicht nur eine ungerechtfertige Preiserhöhung, sondern auch neue Vertragsbedingungen durchzusetzen, welche sehr restriktiv und als Konsequenz inakzeptabel sind. [Eigene Übersetzung]

Die EPFL ist keine kleine Provinzuniversität, sondern gehört als zweite eidgenössische technische Hochschule zu den besten europäischen Universitäten.

Die Forschenden in der Schweiz gehen davon aus, dass die Fachzeitschriften (Journals) einfach vorhanden sind wie sauberes Trinkwasser. Die Beispiele der EPFL und auch der Uni Konstanz zeigen, dass dies leider nicht mehr immer der Fall ist.

Einige Journals wie jene von Science werden in der Forschungsgemeinschaft als unentbehrlich angesehen. Bisher kam keine Universitätsbibliothek darum herum diese renommierten Fachzeitschriften zu abonnieren. Der Markt kann nicht spielen. Der Wettbewerb kann nicht für angemessene Preise sorgen. Diese Position haben auch die Wissenschaftsverlage erkannt und erhöhen in regelmässigen Abständen die Preise – bis in astronomische Höhen. Verlage wie Elsevier erzielen mittlerweile Margen, die sogar jene der Pharmaindustrie übertreffen und deutlich höher sind als jene der Schweizer Grossbanken.

Open Access ist ein Mittel um die Marktmacht der dominanten Verlage zu brechen. Da die Kosten nicht mehr von den Lesern, sondern beim Veröffentlichen bezahlt werden. Der Markt kann spielen. Die Forschenden suchen sich eine passende Fachzeitschrift für ihre Arbeit aus – bei der das Ansehen, die Qualität und die Kosten stimmen.

Das deutliche Zeichen der EPFL sensibilisiert vielleicht die Schweizer Forschungsgemeinschaft und könnte zu einer grösseren Akzeptanz von Open Access bei den Forschern führen.

Der Schweizerische Nationalfonds (SNF), die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW), die Universitäten haben für eine offene Wissenschaft und gegen missbräuchliche Kostensteigerungen zu Open Access bekannt und Open Access als notwendiges Ziel erklärt.

Fazit

Das Ausnutzen der monopolartigen Stellung der renommierten Fachzeitschriften scheint immer unerträglicher zu werden, wenn sogar die EPFL den Zugriff auf angesehene Fachzeitschriften aus Kostengründen einstellen muss. Open Access wird nicht zum Selbstzweck gefordert, sondern um Marktprobleme zu beheben und die Zugänglichkeit für alle zu ermöglichen. Open Access ist ein einfaches Mittel um das Problem der unkontrollierbaren Kosten der renommierten Fachzeitschriften zu lösen.

via EPFL verzichtet auf online Ausgabe von Science

Nachtrag

[Aktualisierung 03.02.2015: Universität Leipzig bricht Verhandlungen mit Elsevier ab, 03.02.2015. Pressemeldung: „Wir sahen uns zum wiederholten Male damit konfrontiert, dass eine Reduzierung des Angebots mit einer deutlichen Preissteigerung einhergehen sollte. Dieser aggressiven Preispolitik können und wollen wir nicht mehr folgen. Und unsere Bereitschaft, über alternative Lizenzmodelle ins Gespräch zu kommen, stieß nicht auf positive Resonanz. Wir sehen nunmehr keine andere Möglichkeit als den Abbruch der Verhandlungen.“]

Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) fordert Open Access

Die Schweizerische Akademie der medizinischen Wissenschaften (SAMW) hat Ende Juni ein Positionspapier zu Open Access verabschiedet und veröffentlicht.

Was ist die Postion der Schweizerische Akademie der medizinischen Wissenschaften (SAMW) zu Open Access?

Nachfolgend, die wichtigsten Stellen des Positionspapiers der SAMW zu Open Access. Die fetten Hervorhebungen habe ich eingefügt.

Zusammenfassung des Positionspapiers

Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) setzt sich ein für eine enge Verbindung zwischen Praxis und wissenschaftlicher Medizin sowie für den Dialog mit dem gesellschaftlichen Umfeld. Vor diesem Hintergrund unterstützt sie die Umsetzung von Open Access. Ein freier Zugang zu Forschungsergebnissen im Sinne von Open Access ist nach Meinung der SAMW der optimale Weg, um die Informationsversorgung von Forschenden, Medizinalpersonen, Patienten und allgemeiner Öffentlichkeit nachhaltig zu sichern und zu verbessern. Angesichts der neuesten, in diesem Positionspapier geschilderten weltweiten Entwicklungen von Open Access nimmt die Akademie Stellung und fordert Verlage und Wissenschaftsakteure auf, den Übergang zu Open Access zu erleichtern und zu beschleunigen, um den gesellschaftlichen Nutzen der medizinischen Forschung zu maximieren.

Problem

Die Kosten für die Lizenzierung von wissenschaftlichen Zeitschriften und Datenbanken steigen kontinuierlich und setzen die Bibliotheken und deren Träger erheblich unter Druck. Eine vollständige Informationsversorgung in dem Sinne, dass medizinische Institutionen ihren Mitgliedern den Zugriff auf den gegenwärtigen Stand des Wissens nachhaltig gewährleisten können, ist immer weniger finanzierbar.1 Dieser Zustand wird der Bedeutung der medizinischen Forschung und Praxis nicht gerecht.

Hinzu kommt, dass das vorhandene Informationsangebot in der Regel nur Angehörigen von Universitäten und Universitätsspitälern zur Verfügung steht, da nur diese die immensen Kosten für medizinische Informationen tragen können. Medizinalpersonen in nicht-universitären Spitälern, niedergelassene Ärzte sowie Patienten bleiben vom Zugang zu aktuellen Daten und Erkenntnissen weitgehend abgeschnitten.

Ziel

[SAMW hat sich] zum Ziel gesetzt, den Zugang zu Forschungsliteratur für jede wissenschaftlich interessierte Medizinalperson zu ermöglichen, auch ausserhalb des universitären Umfelds. 2

Für die SAMW stellt Open Access derzeit den optimalen Weg dar, um wissenschaftliche Erkenntnisse und Forschungsdaten einem möglichst breiten Leserkreis aus Forschung und interessierter Öffentlichkeit dauerhaft und nachhaltig zur Verfügung zu stellen.

Ein maximaler und produktiver Austausch von Erkenntnissen und Ideen verlangt nach einer möglichst uneingeschränkten Wiederverwendung. Aus diesem Grund publizieren führende Open-Access-Verlage ihre Veröffentlichungen unter der Creative-Commons-Lizenz «Namensnennung» (CC BY), die als einzige den Anforderungen der Berliner Erklärung gerecht wird.

Darüber hinaus sieht sich die SAMW und mit ihr die Forschungsgemeinschaft in der Pflicht, Open Access mit konkreten Massnahmen zu unterstützen.

Eine konkrete Unterstützung ist absolut notwendig, da seit 10 Jahren Open Access in der Schweiz auf Papier existiert, aber leider nur in Form von Absichtserklärungen und nicht als frei zugängliche Forschungspublikationen.

Empfehlungen für Forscher

Die SAMW empfiehlt zudem allen Wissenschaftsakteuren, folgende Massnahmen zu ergreifen und wird in Zukunft entsprechende Bemühungen unterstützen:

  • Wissenschaftler sollen ihre Forschungsergebnisse möglichst rasch über Open-Access-Zeitschriften oder Open-Access-Repositories der wissenschaftlichen Gemeinschaft und der allgemeinen Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
  • Wissenschaftler sollen erwägen, auf die Publikation von Forschungsergebnissen und auf die Mitarbeit (z.B. als Reviewer oder in Editorial Boards) bei jenen Verlagen zu verzichten, die oben genannte Forderungen nicht erfüllen.

Empfehlungen für Forschungsförderer

  • Forschungseinrichtungen und Förderorganisationen sollen die Praxis der Veröffentlichung nachhaltig beeinflussen, indem sie die freie Bereitstellung von Publikationen und Forschungsdaten über entsprechende Richtlinien fordern, dafür finanzielle Mittel bereitstellen und ein Monitoring zur Einhaltung der Richtlinien einrichten.
  • Forschungseinrichtungen und Bibliotheken sollen die wissenschaftliche Gemeinschaft beim Erwerb des Wissens und der Kompetenzen unterstützen, die für das Verständnis der neuen Publikationsmodelle notwendig sind. Dafür sind Kurse […] notwendig.
  • Forschungseinrichtungen und Förderorganisationen sollen neue Evaluationsmodelle für Forschungsleistungen erarbeiten und testen. Dabei sollen Kriterien wie öffentliche Zugänglichkeit und Weiternutzungsmöglichkeiten von wissenschaftlichen Erkenntnissen stärker gewichtet werden, um den gesellschaftlichen Nutzen von Wissenschaft zu maximieren.

Empfehlungen an Verlage

Die Empfehlungen an die Verlage, kurz zusammengefasst, ist: Die obigen Punkte zu ermöglichen und die Open Access-Bestrebungen nicht zu behindern, z.B. durch Knebelverträge, die es den Universitätsbibliotheken nicht einmal erlauben öffentlich über die Kosten zu informieren.

Kommentar

Das Positionspapier der SAMW zu Open Access und damit die Haltung der SAMW ist ein wichtiger Schritt für den freien Zugang von Forschungsresultaten in der Schweiz. Besonders freut es mich, dass die SAMW die Patienten nicht vergessen hat und den Nutzen von Open Access für Personen ausserhalb von Universitäten erkannt hat.

Bemerkenswert ist, dass die SAMW es nicht einfach bei einem „Positionspapier“ bewenden lassen will, sondern konkrete Massnahmen anstrebt. Massnahmen, die das Potential haben zu greifen:

  1. Den nicht kooperativen Verlagen, die (gratis) Mitarbeit der Forscher (als Gutachter und Redaktoren) entziehen. (Denn viel Arbeit verrichten die Forscher gratis zugunsten der Verlage.)
  2. Ändern der Anreize für Forscher, sprich ändern der Bewertungsregeln der Forschung und damit der Forscher selbst (Evaluationsmodelle)

Gute Forscher wollen als gute Forscher erkannt werden. In der Wissenschaft gibt es Bewertungskriterien, z.B. die Publikationen in prestige-trächtigen Fachzeitschriften oder die Zitierhäufigkeit von Artikeln. Die Forscher richten sich nach diesen Kriterien aus um möglichst als gute oder gar hervorragende Forscher zu gelten. Wenn nun diese Kriterien um für die Gesellschaft wichtige Kriterien ergänzt werden, entsteht dadurch für die Allgemeinheit ein grösserer Nutzen. Ein gesellschaftlicher Nutzen ist letztendlich das Ziel der medizinischen Forschung. Die Bewertungskriterien sind ein eigenes spannendes Thema und möchte auf den Tagungsbericht „Braucht es eine neue Wissenschaftskultur?“ der nationalen Akademien verweisen.

Beispielsweise können bei der Evaluation der Fähigkeit des Forschers vor der Vergabe von Forschungsgeldern nur noch die öffentlich frei zugänglichen Publikationen in die Bewertung einbezogen werden. Der weltweit zweitgrösste medizinische Forschungsförderer, der Wellcome Trust, streicht seit 2013 alle nicht frei zugänglichen Publikationen aus dem Leistungsausweis eines Forschers. Dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) habe ich am ersten April ebenfalls eine Änderung der Forschungsbewertungskriterien zugunsten von Open Access angedichtet. Das könnte vielleicht durch die Bestrebungen der SAMW bald Realität werden.

Ich versuche ebenfalls einen konkreten Beitrag zu Open Access zu leisten. Seit 2010 versuche ich bei der MS-Gesellschaft, welche mit jährlich über 1 Million Franken Forschungsunterstützung zu den grösseren Forschungsfördern der Schweiz gehört, eine gemeinnützige Patientenorganisation ist und deren Mitglied ich bin3, Open Access einzuführen. Ich konnte bereits verschiedene Personen und Gremien überzeugen. Der letzte Durchbruch hat Open Access aber noch nicht geschafft. Die Forschenden selbst müssen noch vom Potential eines freien Zugangs zu ihrer Forschung überzeugt werden. Die SAMW-Position wird beim Aufzeigen der Vorteile von Open Access helfen.

Erwähnen möchte ich den Blogartikel Konkrete Umsetzung von Open Access für gemeinnützige Organisationen, welcher eine einfache Anleitung ist und zeigt, dass die Einführung von Open Access auch für kleine Organisationen gar nicht kompliziert ist. Die Umsetzung ist insbesondere dadurch einfach, da die Schweizer Universitäten mit ihren Universitätsbibliotheken wichtige Vorarbeiten, z.B. mit Open Access-Ablagen (Repositories), geleistet haben. Also, kleiner Aufwand, grosse Wirkung.

Open Access – also der freie Zugang zu hochstehenden medizinischen Forschungspublikationen – ist für mich als MS-Betroffener sehr wichtig. Die Empfehlungen der SAMW sind von grosser Bedeutung. Sehr erfreulich ist, dass das Dokument der SAMW kein „Wischi-Waschi“ ist, sondern eine klare Empfehlung mit konkreten Vorschlägen ist.

Nicht vergessen werden darf, dass Open Access kein Selbstzweck ist, sondern Open Access ist wichtig,

um den gesellschaftlichen Nutzen der medizinischen Forschung zu maximieren.


  1. Siehe dazu das «Memorandum on Journal Pricing» des Faculty Advisory Council der Harvard University vom 17. April 2012. 

  2. Mehrjahresprogramm 2012–2016 der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften – Programme pluriannuel 2012–2016 de l’Académie Suisse des Sciences Médicales. Basel: 43 und 55 

  3. Seit Ende 2013 habe ich eine Funktion bei der MS-Gesellschaft übernommen und bin im Wiss. Beirat der MS-Gesellschaft

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