Zwang zur Transparenz bei Selbsthilfe

Selbsthilfeverbände und Pharmaunternehmen sind ungleiche Partner. Der Einfluss der Pharmaindustrie auf Selbsthilfegruppen durch Spenden, Fördermitgliedschaften und anderen Zuwendungen wurde in der Vergangenheit immer wieder kritisiert. Der Selbsthilfe fällt es jedoch erkennbar schwer, Unabhängigkeit und Transparenz zu gewährleisten.

Diese Schwäche wird nun von den Pharmaunternehmen genutzt, um sich zu profilieren. Sowohl der Verein “Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie” (FS-Arzneimittelindustrie), dem Unternehmen des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller angehören, als auch der Verein “Arzneimittel und Kooperation im Gesundheitswesen” (AKG), dem Mitglieder des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie beitreten können, haben in den letzten Monaten Leitlinien im Umgang mit Selbsthilfegruppen verabschiedet. (FSA-Kodex
zur Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen
& AKG-Kodex zur Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen). Diese Selbstverpflichtungen gehen weiter als das, was in der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (BAG Selbsthilfe) als Minimalkonsens durchgesetzt werden konnte (Leitsätze der Selbsthilfe für die Zusammenarbeit mit Personen des privaten und öffentlichen Rechts, Organisationen und Wirtschaftsunternehmen, insbesondere im Gesundheitswesen).

Damit tritt ein, was hier im Blog schon vermutet worden ist. Der schwarze Peter liegt nun bei den Selbsthilfeverbänden, die in Sachen Transparenz von den Pharmaunternehmen und ihren PR-Profis getrieben werden. Wenn die Beschränkungen, die bisher die direkte Werbung und Information der Arzneimittelhersteller an die Patienten verhindern, wie von der EU-Kommission geplant gelockert werden, spielen die Selbsthilfegruppen eine wichtige Rolle in der Kommunikationstrategie der Unternehmen. Klare Spielregeln sind nötig, um nicht den Vertrauensverlust der Pharmakonzerne in den USA nach Freigabe der Konsumentenwerbung zu erleiden.

Im einzelnen sind es drei Punkte, die insbesondere die Selbsthilfeverbände in Zugzwang bringen. Zum einen die Transparenz bei den Zuwendungen. Die FS-Arzneimittelindustrie sieht vor, dass Mitgliedsunternehmen jeweils der Öffentlichkeit eine Liste derjenigen Organisationen der Patientenselbsthilfe zur Verfügung stellen müssen, die sie national oder auch europaweit finanziell unterstützen oder denen sie erhebliche indirekte oder nicht-finanzielle Zuwendungen gewähren. Die Liste ist mindestens einmal jährlich (spätestens jeweils bis zum 31. März für das vorangegangene Kalenderjahr) zu aktualisieren und soll Geld- und Sachzuwendungen enthalten. Beim AKG sind es nur die geldwerten Leistungen. Eine solche umfangreiche Veröffentlichungspflicht sieht die BAG Selbsthilfe bisher nicht vor. Dies wird die viele Selbsthilfegruppen vor Probleme stellen. Um einen falschen Eindruck bei Mitgliedern und Öffentlichkeit zu vermeiden, müssten die Listen der Pharmaunternehmen von der Selbsthilfe durch die Darlegung der Details, was mit dem Geld finanziert worden ist, ergänzt werden. Da Selbsthilfegruppen durchaus auch in Konkurrenz miteinander stehen, ist dies für die Funktionäre ein harter Schlag.

Ein eleganter Weg, den Einfluss von Pharmaunternehmen gegenüber Mitgliedern und Patienten zu verschleiern, war die Beauftragung von Dienstleistern, wie PR- oder Veranstaltungsagenturen. Dem schiebt die Pharmaindustrie einen Riegel vor. Die Verpflichtungen nach dem Kodex treffen Unternehmen auch dann, wenn sie Andere damit beauftragen, die von diesem Kodex erfassten Aktivitäten für sie zu gestalten und durchzuführen. Damit fällt ein Anreiz für die Pharmaunternehmen weg, selber die Abwicklung von Projekten zu beauftragen. Das könnte für die Selbsthilfeverbände organisatorische Mehrarbeit bedeuten.

Zur Transparenz gehört auch die Trennung zwischen Mitarbeitern der Pharmaunternehmen und Verantwortlichen in der Selbsthilfe. Dazu legen die Kodizes fest, dass Vertreter oder Mitarbeiter von Unternehmen keine Funktionen in Organisationen der Patientenselbsthilfe, insbesondere deren Organe ausüben dürfen. Eine Ausnahme sind wissenschaftliche Beiräte. Die Leitsätze der BAG Selbsthilfe verlangen bisher lediglich, dass die Selbsthilfeorganisation in geeigneter Weise über Organvertreter, die ausserhalb ihrer Rolle als Mitglied der Mitgliederversammlung von Wirtschaftsunternehmen Leistungen erhalten, informiert. Damit verlieren einige Selbsthilfegruppen den guten direkten Draht zu einem Unternehmen.

Die Pharmaunternehmen wollen die Umsetzung der Kodizes über Spruchkörper bzw. eine Mediationsinstanz begleiten, was das zahnlose Monitoring-Verfahren der Selbsthilfe obsolet machen könnte.

Grund genug für den BAG Selbsthilfe und das “Forum im Paritätischen” zu einem Workshop “Verhaltenskodizes der Pharmaindustrie zur Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe” einzuladen, der am 30.01.2009 im Bonner Gustav-Heinemann-Haus stattfinden soll. In der Tagesordnung wird von “Inkompatibilitäten der Leitsätze und der Kodizes der Arzneimittelhersteller” gesprochen. Die Pharmaunternehmen haben ihre Kommunikationshoheit klar abgesteckt. Den Selbsthilfegruppen bleibt es nur noch vorbehalten, auf die “Inkompabilitäten” zu reagieren.

Mit Special Cakes ins vorweihnachtliche Koma

Ein weiterer Artikel über die Unvernunft von Menschen: Innere Abteilung, ich schiebe Nachtdienst. Es werden fünf Jugendliche mit unklaren Gemütszuständen eingeliefert. Einer ist komatös, zwei sind völlig neben der Kappe, rasen nervös in der Notaufnahme herum, zwei wiederum gucken einfach nur ins Leere.
Ich stehe also schlagartig mit 5 Patienten auf einmal da, es ist Samstag […]

21. Türchen: Kein Magenband für Adipositas-Patienten

LifeSensor Weblog Adventskalender
Acht von zehn Anträgen auf Magenbändern von adipösen Patienten werden aktuell abgelehnt (wobei die Chancen je nach Bundesland variieren). Dabei ist ein Magenband für Betroffene oft die einzige Möglichkeit, ihr Gewicht dauerhaft zu senken. Und das mit allen positiven Konsequenzen: der positiven Wirkung auf Stoffwechsel und Diabetes Typ-2, eine höhere Lebenserwartung, etc.
Die grundsätzliche […]

Indische Patienten als Testkaninchen für unsere…

Die “St. Petersburg Times” (in Florida, nicht in Russland) berichtet über klinischen Studien der Pharmaunternehmen in Indien. Dort werden unter medizinisch und ethisch fragwürdigen Bedingungen Medikamente getestet.

In the burgeoning clinical trial business, says Amar Jesani, a doctor and medical ethicist in Mumbai, every layer of oversight is compromised by cash, and independent monitoring is nonexistent. He has resigned from supposedly independent ethics committees that rubber-stamp drug companies’ proposals and overrule any objections. Said Jesani: “We’re sitting on a time bomb that may explode at any time.”

Schon 2006 hat der Spiegel festgestellt, dass die Armen des Subkontinents die Risiken Test-müder Westler tragen. Seitdem hat das Outsourcing von klinischen Studien nach Indien weiter zugenommen. Die Zahl der Studien hat sich im letzten Jahr verdoppelt. Mehr als 800 liefen oder wurden abgeschlossen. Aber auch die wachsende indische Pharmaindustrie setzt auf Eigenentwicklungen und führt verstärkt Studien durch.

Die im Vergleich mit den Bedingungen in Europa oder den USA paradiesisch erscheinenden Vorteile von Indien:

Thousands of English-speaking doctors and millions of people suffering everything from exotic diseases to ailments common in the West — diabetes, cancer, heart disease. With two-thirds of the nation living on less than $2 a day and health insurance rare, these patients are often “treatment-naive,” presenting a clean slate to pharmaceutical companies. An added bonus: suing doctors is almost unheard of in India.

Ein weiteres Dilemma: Die Zulassungsbehörden in Europa und den USA drängen auf die Einbeziehung von Kindern in klinische Studien. Die meisten Arzneien, die Kinder erhalten, sind entweder für diese Altersstufe nicht geprüft oder zur Behandlung der jeweiligen Erkrankung nicht zugelassen.

Die Bereitschaft europäischer Eltern für die Zustimmung bei der Teilnahme ihrer Kinder in klinische Studien ist begrenzt. Auch hier hilft Indien: Alleine in einem Krankenhaus haben in zwei Jahren 42 Studien mit insgesamt 4.142 Kindern stattgefunden. 49 Todesfälle waren dabei zu beklagen. Zwar war dies in den meisten Fällen nach den Informationen des Krankenhauses auf die Grunderkrankung der Kinder zurückzuführen und es waren keine von Pharmaunternehmen gesponserten Studien – jedoch Fragen bleiben.

Tysabri® – Neuer PML-Fall

Biogen Idec meldet einen weiteren PML-Fall in Europa. Der Patient ist offensichtlich ein Deutscher.

Eine Sprecherin des Hersteller Elan sagte, dass im September 35.500 Patienten mit Tysabri® behandelt worden sind und die Rate der PML-Infektionen im Rahmen der erwarteten 1:1000 Fälle liege. Ein schwacher Trost für die Patienten. In der Stellungnahme betont die Elan-Sprecherin, dass dank des Risikominimierungsprogramms kein Patient an der PML-Infektion gestorben sei. Diese Information ist überholt. Ein Ende Oktober in den USA erkrankter Patient ist gestern verstorben.

Der monoklonale Antikörper, der bei der Therapie von Multipler Sklerose eingesetzt wird, war schon kurz nach der Markteinführung 2005 durch zwei tödliche verlaufende PML-Fälle aufgefallen, was zu einer Einstellung des Verkaufs führte. Seit Juni 2006 konnte Tysabri® mit entsprechenden Warnhinweisen und einem Risikominimierungsplan, der verhindern soll, dass es zu weiteren PML-Erkankungen kommt, wieder vertrieben werden.

Führten die früheren Fälle zu dramatischen Kursstürzen der Elan-Aktie, so haben sich die Anleger mittlerweile an schlechte Nachrichten gewöhnt. Der Kurs des Papiers reagierte nach Bekanntwerden des PML-Falls kaum.

Die erste Stelle Teil 01

– Ein Märchen in mehreren Teilen –

(Quelle: Pixelio/pgm)
So, das war es also, das Medizinstudium 7 Jahre Vorlesungen, Seminare und Freizeit. Monatelang schwitzen fürs Examen, 3 Tage schriftlich, 2 Tage mündlich und schon ist man Arzt. Eigentlich ganz einfach. Promotion… nicht ganz so einfach, wird erstmal verschoben. Als nächstes steht die Stellensuche an. Ein Tipp, eine […]

Liebesgeschichte hilft Krebspatientinnen

“Aus der Wand” inspiriert eine Gruppe von Krebspatientinnen so, dass sie die Kernbotschaft von der Heilkraft der Bewegung in die Tat umsetzt.
(”Aus der Wand” von Wolf-Peter Weinert,
Hausarzt und Schriftsteller,
ISBN 978-3-980429-4-5 Euro 12,- überall im Buchhandel oder unter www.lebenundschreiben.de)
Die Damen kennen sich von der Chemotherapie Die Farbe der Flüssigkeiten in den Infusionsflaschen verraten ihnen, wie krank […]

16. Türchen: Abnehm-Pille Acomplia® vom Markt

LifeSensor Weblog Adventskalender
Es war eine Hoffnung für adipöse Patienten: Acomplia® (Wirkstoff Rimonabant) von Sanofi-Aventis. Doch nachdem Depressionen und Suizidgedanken damit in Zusammenhang gebracht wurden, wurde es vorläufig vom Markt genommen. Das endgültige Aus durch die EU-Kommission gilt zudem als sicher.
Neben Acomplia® gab und gibt es zahlreiche weitere medikamentöse Ansätze im Kampf gegen das Übergewicht. Wir […]