Patientenverbände nicht transparent

Die englische Zeitung “The Independend” berichtet über die Beziehungen von Patientenverbänden und Pharmaunternehmen. In Grossbritannien waren einige Patientenverbände in den letzten Jahren gesundheitspolitisch sehr engagiert und hatten öffentlichen Druck gegen Entscheidungen des National Institute for Clinical Excellence (NICE) gemacht und Patienten mobilisiert. Das NICE ist vergleichbar mit dem deutschen IQWiG und legt auf Basis von evidenzbasierten Kriterien die Erstattung für neue Therapien fest. In Deutschland war ähnliches zu beobachten, beispielsweise hatte bei der Bewertung der Insulin-Analoga durch das IQWiG der Deutsche Diabetiker Bund massiv Lobbyismus betrieben.

Die Zeitung hat sich die Finanzierung der beteiligten Verbände angesehen und teils extreme Abhängigkeiten von den Pharmakonzernen gefunden. So organisierte die Arthritis and Musculoskeletal Alliance (Arma) ein Protestschreiben von 10 Professoren gegen die Beschränkung bei der Bezahlung von teuren gentechnisch hergstellten Arthritis-Medikamenten. Der Geschäftsführer musste einräumen, dass mehr als die Hälfte des Etats seines Verbandes von Pharmaunternehmen stammt.

Die im Artikel angesprochenen Probleme gibt es auch hierzulande. Zwar gibt es Verhaltensrichtlinien, sowohl auf Seiten der Pharmaunternehmen, als auch bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (BAG Selbsthilfe), jedoch besonders kleinere Verbände lassen Transparenz bei der Finanzierung ihrer Aktivitäten vermissen. Nur selten kommunizieren die Patientenverbände detaillierte Summen und für welche Projekte und Aktivitäten die Gelder der Pharmaindustrie geflossen sind.

Während Pharmaunternehmen Zahlungen an Ärzte und Verbände vermehrt offenlegen, stösst diese Transparenz bei den Patientenvertretern oft auf Unverständnis. Wie bei Wyeth, wo von 16 Patientenorganisationen keine schriftliche Genehmigung vorlag, Informationen über Art und Umfang von Kooperationen zu veröffentlichen.

Nette Patienten leben angeblich länger

“Ärzte sind auch nur Menschen”, teilte uns letztens ein Arzt hier im Blog mit.
Wir Menschen sind verschieden und deshalb finden Ärzte nicht alle Patienten sympatisch, das hat sicherlich jeder von euch schon mal beobachtet. Zu diesem Thema habe ich einen Artikel im medizinicus-Blog und eine mögliche Erklärung eines Mediziners gefunden:
Montag, 22. September 2008
Warum wir […]

Der Weg des Rezepts – Teil 2

Habt ihr Euch schon einmal gefragt, was mit einem Rezpt geschieht, wenn Ihr es in der Apotheke abgegeben habt? In meinem letzten Beitrag hatte ich ja schon etwas über den Lebensweg eines Rezepts vom Arzt über den Patienten zum Apotheker geschrieben. Heute geht es an dieser Stelle weiter.
Das elektronische Warenwirtschaftssystem der Apotheke weiß durch das […]

Verträge und Kosten – ohne Blick auf den Patienten

Ein paar Splitter aus dem deutschen Gesundheitswesen.

Die FAZ berichtet über den “im Moment kreativsten Pharmamarkt der Welt” und wie die Pharmaunternehmen versuchen trotz Kostendruck die Preise hoch zu halten. Ein interessanter Blick auf die Komplexität unseres Gesundheitssystems. In dem Artikel geht es nur um die Versorgung mit Medikamenten, mit 3596 Rabattvertägen zwischen einzelnen Krankenkassen und Herstellern, mit Cost-Sharing- und Risk-Sharing-Verträgen. Was die Rabattverträge an Einsparungen bringen ist unbekannt, da es an Transparenz fehlt. Dem Patienten bleibt nur die Verunsicherung.

Neben den Rabattverträgen gibt es 5500 Pojekte der Integrierten Versorgung. Die gesonderte finanzielle Förderung dieser Verträge läuft 2008 aus. Wie es weiter geht, ist offen. Nach einer kürzlich pdf-Dateiveröffentlichten Kleinen Anfrage der Bundestagsfraktion von der Grünen erwartet das Bundesgesundheitsministerium bestenfalls Kostensenkungen.

Entscheidungen über die Weiterführung oder Beendigung von Verträgen werden u. a. davon abhängen, ob Verträge die Wirtschaftlichkeit erhöht, die Qualität gesteigert und/oder die Versichertenbindung an die jeweilige Krankenkasse gefestigt haben bzw. zu erwarten ist, dass solche positiven Effekte in einer vertretbaren Laufzeit der Verträge eintreten.

Der Nutzen für die Patienten, womöglich sogar wissenschaftlich evaluiert, – Begründung für die Einführung – spielt keine Rolle mehr.

Für die stationäre Versorgung haben die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) den Fallpauschalen-Katalog für 2009 verabschiedet. Er enthält nun 1192 Fallpauschalen (DRGs) nach denen die Patienten anhand der Diagnosen und der durchgeführten Behandlungen in Fallgruppen klassifiziert werden. 55 mehr als 2008. Der Trend ist ungebrochen.

Viel Arbeit für die Krankenhäuser und für die Regressfahnder in den Krankenkassen, die nach Verkodungsfehler suchen. Der Patient profitiert von der immer ausgefeilteren Klassifizierung nicht.

Noch im Programm: Eine dreistellige Anzahl von Disease Management Programmen (DMPs), die von den Patienten gut angenommen worden sind. Für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und 2, Koronare Herzkrankheiten, Asthma bronchiale, COPD und Brustkrebs erhielten die Krankenkassen Zuschläge aus dem Risikostrukturausgleich, wenn diese chronisch Kranken an einem DMP teilnehmen. Mit dem Gesundheitsfonds und der Änderung des Risikostrukturausgleichs fallen die besonderen finanziellen Anreize bis auf eine Programmpauschale von 180 Euro pro Patient weg. Die 5 Millionen teilnehmenden Patienten werden sich auf eine Verschlechterung der Versorgung einstellen müssen.

Als hätten wir es geahnt

Anfang September haben wir hinter den Äußerungen des Bonner Kardiologen Dr. Sven Waßmann eine Hidden Agenda vermutet. Er hatte sich negativ über den Cholesterinsenker Inegy® geäußert und zwischen den Zeilen deutliche Vorlieben für das Pfizer-Präparat Sortis® anklingen lassen. Zudem schien er sich von Pfizer für seine Vortragsaktivitäten honorieren zu lassen.

Keine drei Wochen später treffen wir Dr. Waßmann wieder. Jetzt gibt er in einer inhaltlich irreführenden Pfizer-Pressemmitteilung ohne jeden Neuigkeitswert zum Thema Sortis® auch ganz offiziell das Sprachrohr von Pfizer:

Das beste Statin in ausreichender Dosierung – so die Behandlungsempfehlung der Herzspezialisten. Leider sei diese Empfehlung in Deutschland schwerer als in anderen Ländern umzusetzen, kommentierte der Kardiologe Dr. Sven Waßmann: “Die Verordnungen von hoch dosierten Statinen – die insbesondere für die Behandlung von Hochrisikopatienten wichtig sind – werden in Deutschland nicht in allen Fällen erstattet und sind daher für die Patienten oftmals mit einer Zuzahlung verbunden”.

Der politische Hintergrund von Waßmanns leidenschaftlichem Einsatz für das Pfizer-Medikament war gestern auch ein Thema im Deutschlandfunk-Beitrag:

Im Jahr 1997 bringt das Unternehmen Pfizer einen neuen Cholesterinsenker auf den Markt: “Sortis”, ein Mittel aus der Gruppe der Statine. Es entwickelt sich schnell zu einem der umsatzstärksten Mittel der Branche. 2002 macht Pfizer damit allein in Deutschland 539 Millionen Euro Umsatz. Doch dann kommt das IQWiG und überprüft die Cholesterinsenker. Dabei kommt heraus: “Sortis” wirkt nicht besser als andere Statine. Die Folge: Die Krankenkassen führen daraufhin für “Sortis” einen Festbetrag ein, zahlen das Medikament also nur noch bis zu einer gewissen Grenze. Pfizer klagt gegen diese Entscheidung, verliert jedoch. Der Umsatz von “Sortis” bricht ein: 2007 lag er in Deutschland nur noch bei 27 Millionen Euro.

Arztbesuch mit Folgen

Mindestens 12 Menschen aus der Region Goslar haben sich bei ihrem Arzt mit Hepatits C angesteckt. Weitere 2000 Patienten aus dieser Praxis stehen unter Verdacht sich ebenfalls infiziert zu haben und wurden daher zu einem Test auf die gefährliche Viruserkrankung aufgerufen.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den vermutlich fahrlässig handelnden Arzt. Die Ermittler haben vor drei Wochen […]

Die Heilkraft der Bewegung 19

Der Laktattest
Heute kommen wir also zum praktischen Teil. Frau Mustermann ist bei mir in der Praxis auf dem Ergometer belastet worden. Einerseits wurde mittels Brustelektroden der Puls gemessen, andererseits mittels Trockenchemie (Teststreifen, Blutstropfen aus dem Ohr) zu bestimmten Zeitpunkten der Laktatwert gemessen.
Folgendes Ergebnis wurde ausgewertet und der Patientin mitgeteilt:
Laktattest-Auswertung Frau Mustermann vom 26.09. 2008
mittels Herzfrequenz (Puls) und Laktatbestimmung zugeordnete Intensitätsbereiche:
Erholung                      […]

Österreich vor den Nationalratswahlen

Österreich wählt am Sonntag einen neuen Nationalrat. Gesundheitspolitisch ist von der neuen Regierung, wie immer sie sich zusammensetzen wird, nicht viel zu erwarten.

Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky hat erklärt, nicht wieder für ein Amt zur Verfügung zu stehen. Kein Verlust, war sie doch in Sachen Gesundheitsreform ein Totalausfall. Meine Prognose: Ihr Nachfolger wird es angesichts des Filzes im Gesundheitswesen nicht besser machen.

Die Parteien haben den Wählern allerlei finanzielle Bonbons versprochen. Bis hin zum Wegfall der Mehrwertsteuer für Arzneimittel. Einen Vorgeschmack gaben SPÖ und ÖVP am Mittwoch im Nationalrat mit dem Beschluss, die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel zu halbieren. Auch in Deutschland eine alte Forderung der Pharmaindustrie. Dies kostet zwichen 300 und 350 Millionen Euro und besonders die maroden durch Vetternwirtschaft durchsetzten Krankenkassen profitieren davon. So wird der Reformdruck verringert, statt erhöht. Selbstredend erhalten sie weiterhin eine seit 1997 geltende Beihilfe aus dem Bundesbudget, die eigens dazu geschaffen wurde, um ihnen die Belastung durch die hohe Mehrwertsteuer zumindest teilweise auszugleichen. Beim österreichischen Patienten wird am wenigsten ankommen, da die Pharmaindustrie die Senkung sicher nur zum Teil an die Kunden weitergeben wird.

In Österreich widmet sich die Verbraucherorganisation Verein für Konsumenteninformation (VKI), vergleichbar mit der deutschen Stiftung Warentest, verstärkt der Gesundheitsversorgung. Ärzte, Arzneimittel, Apotheken – die Tester des VKI fanden nicht selten mangelhafte Transparenz und Qualität der Leistungen und Produkte. Dies hat in dem, vorsichtig ausgedrückt, freundschaftlichen Klima zwischen Pharmaindustrie, Regierung, Sozialversicherunge und Ärzteverbänden, nach einem Bericht von medianet.at zu harschen Reaktionen geführt.

Besonders bemerkenswert:

“Von der Pharmig gab es eine Klagsandrohung, wir würden mit den Tests Laienwerbung betreiben.”

Absurd, wenn man hier im Blog immer wieder mit Staunen verfolgt, wie in Österreich die Mitglieder des Verbands der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) keine Gelegenheit auslassen im trickreich das Verbot der Laienwerbung zu umgehen. Kommunikation ist halt nur dann gut, wenn man das Ergebnis bestimmen kann.

Aktuelles Thema des VKI sind die Medikamentenpreise. Der VKI fand bei rezeptfreien Arzneimitteln zum Teil drastische Preissteigerungen in diesem Jahr.

In Deutschland sind die Preise für verschreibungsfreie Medikamente frei gegeben. Ausserdem sind Versandapotheken seit einiger Zeit zugelassen worden. Zwar wird immer wieder bemängelt, dass dies nicht zu einem verstärkten Wettbewerb geführt hätte, aber im Vergleich zu unserem Nachbarland erscheinen die Preise geradezu günstig.

Spitzenreiter in Sachen Teuerung bei den rezeptfreien Präparaten war in Österreich das Pharmaunternehmen Solvay, das für Pankreoflat® Dragees den Preis für eine 25-Stück-Packung um 198,8% von 4,15 auf 12,40 Euro erhöhte. Hierzulande beträgt der Apothekenverkaufspreis für 100 Tabletten 30,15 Euro. Wem der Magen allzusehr drückt kann auch eine N3-Packung mit 200 Tabletten für regulär 52,43 Euro erwerben. In Versandapotheken sind 100 Stück Pankreoflat® schon für unter 20 Euro zu bekommen – umgrechnet 60% preiswerter als in Österreich.

Die Mehrwertsteuer erscheint da als das kleinste Problem.

Ta-Tü-Ta-Ta der Psychotherapeut ist da

Die Kassenärztliche Vereinigung zwingt alle Fachärzte zum Notfalldienst; egal ob Pathologe, Dermatologe oder Radiologe – neuerdings müssen alle ran und Leben retten.
Gewissenhafte Ärzte fühlen sich in eine “Materie” hinein gezwungen, in die sie nur in ihrer Grundausbildung einen kleinen Einblick bekommen haben und jetzt nach vielen Jahren keine Übung und Erfahrung mehr darin haben.
Es ist […]