Die Fortsetzung des Pharma-Patientenbroschüren-Desasters

Das Angebot an Patientenbroschüren, die pharmazeutische Unternehmen Interessierten und Patienten auf ihren Internetseiten zur Verfügung stellen, ist nahezu unüberschaubar. Die Erwartungshaltung der Patienten an die offerierten Materialien ist eindeutig: sie möchten aktuell, verständlich und umfassend zu den interessierenden Themen informiert werden. Eine Exploration im vergangenen Jahr zur Aktualität der Materialien erbrachte ein sehr schlechtes Resultat, […]

Wenn Chefs Plagiatoren sind

Unter den Rückmeldungen von Pharma-Referenten im Rahmen des Projektes „Wie gut ist mein Regionalleiter?“ finden sich auch Hinweise auf ein Verhalten, das nicht allein Außendienst-typisch ist: Vorgesetzte deklarieren Ideen ihrer Mitarbeiter als eigene Gedanken. Die Ideen-Geber werden darüber gar nicht informiert oder im Glauben gelassen, die Vorschläge würden unter ihrer Autorschaft an die entsprechende(n) Stelle(n) […]

Presseinformation / Adhärenz-Initiative 2014

Patienten fordern Einbeziehung in Therapie-Entscheidungen Die Ergebnisse von Zufriedenheits-Befragungen in Arztpraxen und Kliniken zeigen in zunehmendem Umfang den Wunsch von Patienten, besser über ihre Erkrankungen und die Therapie-Möglichkeiten informiert und intensiver in die Entscheidungen über den Behandlungsprozeß einbezogen zu werden. Die Forderung nach einer gezielten Adhärenz-Förderung, d. h. der aktiven Einbeziehung der Patienten in die […]

Mehr Klasse statt Masse: Qualitätsmanagement für den Pharma-Außendienst

Unzufriedene Kunden sind in allen Branchen nicht nur Warnsignal, sondern konkreter Handlungsanlass, die Ursachen zu ergründen und Abhilfe zu schaffen. Für den Pharma-Vertrieb gilt diese Verhaltensregel nicht. Ein CQS-Wert (Customer Care Quality Score) von lediglich 56%, eine Gesprächsqualität, bei der 32% der Kontakte von den besuchten Ärzten als grenzwertig und weitere 27% als negativ klassifiziert […]

Viel Luft nach oben: Pharma-Arzt-Kommunikation

Das Monitoring-Projekt „Pharma-QuickCheck – Wie gut ist mein Pharma-Referent“ ist darauf ausgerichtet, die Betreuungsqualität des Pharmazeutischen Außendienstes aus der Sicht niedergelassener Ärzte zu bestimmen. Eine Sonderauswertung der Resultate beschäftigte sich mit der Frage, wie niedergelassene Ärzte die Gespräche mit den Pharma-Referenten, die sie betreuen, generell beurteilen. In Abhängigkeit von der Relation aus ärztlichen Anforderungen und […]

Trendscouting Pharma: Adhärenz-zentrierte Medikamenten-Information

Eine Adhärenz-fördernde Praxisführung (AZP) bietet Medizinern als Brücke zwischen Therapie und Ökonomie vielfältige Möglichkeiten, den qualitativen und quantitativen Erfolg ihrer Arbeit zu steigern und gleichzeitig dem zunehmenden Wunsch von Patienten, in die Entscheidungen zu ihrer Behandlung eingebunden zu werden, nachzukommen. Der Verbreitung dieses Ansatzes steht auf ärztlicher Seite bislang ein Prioritäten-Problem in den Patienten-Gesprächen entgegen: […]

Buchbesprechung "Deadly Medicines and Organised Crime" von Peter Gøtzsche [Akt.]

Was ist der Inhalt von Peter Gøtzsches Buch „Deadly Medicines and Organised Crime“? Wer ist Peter Gøtzsche? Ist das Buch lesenswert?

Im neu erschienenen Buch „Deadly Medicines and Organised Crime: how big pharma has corrupted healthcare“ („Tödliche Medizin und organisiertes Verbrechen: Wie die Pharmaindustrie das Gesundheitswesen korrumpiert hat“) von Peter C. Gøtzsche wird die Pharmaindustrie beleuchtet. Es erscheint ein Jahr nach Ben Goldacre’s Bad Pharma.

Book cover "Deadly Medicines and Organised Crime"Deadly Medicines and Organised Crime | CC BY-SA-NC DES Daughter via flickr

Peter Gøtzsche ist Medizinprofessor in Dänemark, Mitbegründer der Cochrane Organisation und Leiter des Nordic Cochrane Centers. Ein wichtiger Wissenschaftler.

Interessant ist, dass Peter Gøtzsche beide Seiten, jene des unabhängigen Forschers, aber auch jene eines Pharmaangestellten kennt. Wie er im Buch beschreibt, ist es so gekommen, dass er nach seinem Biologiestudium beim Pharmaunternehmen Astra (heute Astra-Zeneca) seinen Berufseinstieg als Pharmareferenten machte.

Pharmareferenten sind gebildete Verkäufer, die den Ärzten die Medikamente des eigenen Unternehmens anpreisen. Sie besuchen und umgarnen Ärzte, so dass die Ärzte möglichst die eigenen Medikamente verschreiben. Pharmareferenten haben in der Regel keine medizinische Ausbildung.

Was Peter Gøtzsche sah, brachte in zum Nachdenken und seine Arbeit stellte ihn vor Gewissenskonflikte. Weckte aber auch sein Interesse und sein kritisches Denken. So nahm er parallel zu seiner Arbeit ein Medizinstudium auf. Sechs harte Jahre mit Doppelbelastung.

Er war fasziniert von der evidenzbasierten Medizin (EBM), welche sich in jener Zeit zu entwickeln begann. Eine Medizin, die sich auf Fakten stützt und nicht auf Hörensagen und pure Meinungen von Autoritäten.

Seine Erfahrungen als ehemaligen Insider der Pharmaindustrie und die Erkenntnisse der evidenzbasierten Medizin machten ihn zu einem Vorkämpfer gegen die Korruption in der Medizin.

In seinem Buch kommt Peter Gøtzsche zum Schluss: die Medizin ist kaputt. Wie schon Ben Goldacre in seinem Buch „Bad Pharma“.

Peter Gøtzsche geht noch weiter und vergleicht die Pharmaindustrie mit der organisierten Kriminalität: Wiederholter, planmässiger Betrug.

Er schreibt mit starken Worten. Nennt Dinge beim Namen.

The main reason we take so many drugs is that drug companies don’t sell drugs, they sell lies about drugs. This is what makes drugs so different from anything else in life…

Als evidenzbasierter Mediziner untermauert er seine Argumente mit Belegen.

Den Kennern der Materie beschreibt er nichts neues.

Man spürt seine ungeheure Wut nach all den Jahren ohne Fortschritte.

Vergleich mit Ben Goldacre’s „Bad Pharma“

Peter Gøtzsche und Ben Goldacre schreiben über das gleiche Thema und kommen zum gleichen Schluss. Beide Bücher deprimieren und machen wütend. Was ist das lesenswertere Buch?

Für mich ist Ben Goldacre’s „Bad Pharma“ das bessere Buch. Ben Goldacre ist für seinen unterhaltsamen Schreibstil bekannt. So ist „Bad Pharma“ unterhaltsam zu lesen, trotz des deprimierenden Inhalts. Zudem legt Ben Goldacre mehr Wert auf die Vermittelung von Hintergrundwissen als auf die Aufzählung von Fakten. Es ist lehrreicher. Man lernt mehr über das Funktionieren der medizinischen Wissenschaft. Lösungsmöglichkeiten werden besser aufgezeigt.

„Bad Pharma“ ist mittlerweile in diverse Sprachen übersetzt worden, auch deutsch.

Peter Gøtzsches Buch „Deadly Medicines and Organised Crime“ bleibt aber ein wichtiges Buch. Die Fakten sind sehr wertvoll.

Die Bedeutung von Peter Gøtzsches Buch ist an den Autoren der beiden Vorwörter ersichtlich. Zum einen Richard Smith, ehemaliger Chefredaktor (Editor-in-Chief) des BMJ und Drummond Rennie, Vizechefredaktor (Deputy Editor) des JAMA. BMJ und JAMA gehören zu den angesehensten Medizinzeitschriften (medical journals). Das Vorwort von Richard Smith kann auf seinem Blog gelesen werden. Es lohnt sich.

Fazit

Peter Gøtzsches Buch „Deadly Medicines and Organised Crime“ ist ein wichtiges Buch. Die Fakten sind sehr wertvoll. Ben Goldacre’s Bad Pharma ist aber lesenswerter.

Die beschriebenen Probleme der Medizin und der Pharmaindustrie sollten alle Leute kennen. Wenn die Probleme nicht genügend Leuten bekannt sind, werden sie auch nicht behoben.

Alle Personen mit Bezug zur Medizin sollten Ben Goldacre’s „Bad Pharma“ lesen.

Nachtrag

[Aktualisierung 06.12.2014: Peter Gøtzsches Buch ist auf deutsch erschienen: Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität: Wie die Pharmaindustrie unser Gesundheitswesen korrumpiert. Zudem strahlt das Wissenschaftsmagazin von Radio SRF eine Buchbesprechung aus.]

[Aktualisierung 11.01.2015: Der Infosperber hat ein Kapitel der deutschen Übersetzung abgedruckt: Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität, 21. Nov 2014]

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Nutzenstifter, Wirkungslose, Kontakter und Informanten: Competitive Performance im Pharma-Außendienst

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