Wer die Trendwende verpasst, verliert: Teil 3 der Ergebnisse des IFABS Checks „Wie gut ist mein Pharma-Referent?“

Das Monitoring-Projekt „Pharma-QuickCheck – Wie gut ist mein Pharma-Referent“ war darauf ausgerichtet, die Betreuungsqualität des Pharmazeutischen Außendienstes aus der Sicht niedergelassener Ärzte zu bestimmen. Teil 1: : http://bit.ly/YywH9y Teil 2: http://bit.ly/YDsIZc Fortsetzung 5 Fazit: Die Untersuchungsergebnisse zu der Frage: „Wie gut ist mein Pharma-Referent“ lassen sich mit Hilfe des Statements eines befragten Arztes auf den […]

„Passabel.“ Die Ergebnisse des IFABS Pharma-QuickChecks: „Wie gut ist mein Pharma-Referent?“ – Teil 1

Das Monitoring-Projekt „Pharma-QuickCheck – Wie gut ist mein Pharma-Referent“ war darauf ausgerichtet, die Betreuungsqualität des Pharmazeutischen Außendienstes aus der Sicht niedergelassener Ärzte zu bestimmen. 1 Gesamtzufriedenheit: Als Zufriedenheit der Ärzte mit ihrer Betreuung ergab sich in der repräsentativen Befragung auf einer Schulnoten-Skala der Gesamt-Durchschnittswert „3,8“. Dabei stehen 37,8% der Mitarbeiter mit Noten zwischen“1“ und „3“ […]

TED Talk von Ben Goldacre: Datenverheimlichung

Was ist ein TED Talk? Was ist das Thema des Vortrages?

In den USA gibt es die Vortragsreihe TED Talk. Eingeladen werden Forscher und Leute mit Ideen. Die Liste der Redner reicht von Bill Clinton über Bill Gates bis zu Nobelpreisträgern. Die Vorträge dürfen maximal 18 Minuten lang sein. Die Vorträge werden dann ins Internet gestellt, nach dem Motto: „Ideas worth spreading“ (dt.: „Ideen, die es Wert sind, verbreitet zu werden“).

Ben Goldacre konnte eine Vortrag über das Verheimlichen von Studiendaten machen. Das ist der zentrale Kritikpunkt seines neuen Buches Bad Pharma: How Drug Companies Mislead Doctors and Harm Patients.

Mit deutschen Untertiteln

Ben Goldacre erläutert in seinem Vortrag von Mitte 2012 das Problem von fehlenden «negativen» Resultaten. In der 14-minütigen TED-Talk Aufzeichnung What doctors don’t know about the drugs they prescribe erläutert Ben Goldacre die Verzerrung der Forschungsliteratur (Publication Bias). Wenn von 10 Studien über ein Medikament nur die 5 «positiven» publiziert werden und die 5 anderen nicht, so meinen alle das Medikament sei wirksam, was es aber bei ganzer Datenlage nicht ist.

Weitere interessante Videos sind auf der Seite Hörens- und sehenswerte Sendungen aufgelistet.

Ein 60 minütiger (lustiger) Vortrag Book Discussion on Bad Pharma (engl.) von Ben Goldacre aus Seattle vom 18.02.2013. Ebenfalls sehenswert.

Nur ein schmaler Grad zwischen Störenfried und Gesprächspartner: Pharma-Außendienstmitarbeiter im Urteil ihrer Kunden


Im Rahmen des IFABS-Monitoring-Projektes “Wie gut ist mein Pharma-Referent?” beschreiben niedergelassene Ärzte ihre Einschätzungen der Arbeit des pharmazeutischen Außendienstes. Die folgenden Punkte geben einen Einblick, welche Aspekte die Teilnehmer des Projektes an Ihren Industrie-Betreuern am wenigsten schätzen: – Gesprächsinhalte. „Ich würde gerne mehr Zeit für die Referenten-Gespräche investieren, wenn ich nicht nur Informationen bekäme, die […]

Tamiflu Saga

Oder: Wo sind die Daten?

Warum geht es bei der Tamiflu® Saga? Wofür steht dieser Konflikt? Was lehrt uns dieses Beispiel über die Medizin und die Wissenschaft?

Tamiflu®Tamiflu® | via Wikimedia

Hinter der Tamiflu® Saga steht die Geschichte über Tamiflu® und dessen kometenhafter Aufstieg während der Schweinegrippe und den Fragen danach.

Das Grippemittel Tamiflu® (Oseltamivir) wird vom Schweizer Pharmaunternehmen Roche hergestellt. Es soll die Grippe verkürzen und Komplikationen wie schwere Lungenentzündungen vermeiden. Während der bedrohlichen Schweinegrippe kauften die Staaten Tamiflu® für Milliarden von Franken zum Schutze der Bevölkerung. Tamiflu® wurde zum Vermeiden grippebedingter Komplikationen und Grippetoten gekauft. Tamiflu® Reserven wurden von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlen.1

Roche hat zur Wirksamkeit des Medikaments, wie von den Zulassungsbehörden gefordert, Studien erstellen lassen.

Jedoch wurde nur ein kleiner Teil wissenschaftlich veröffentlicht.2 Und Rohdaten sind gar keine zugänglich.3

Im Jahre 2009 wollte eine unabhängige Forschungsgruppe von Cochrane die Studien von Roche nachrechnen. Die Rohdaten sind die Voraussetzung, um die Studien unabhängig nachrechnen zu können. Die Forscher fragten Roche um die fehlenden Daten an. Roche versprach (2009) die vollständigen Daten zur Verfügung zu stellen.

Doch Roche hat die Daten bis heute nicht geliefert!

Seit dem Jahr 2009 gehen Mails hin und her. Ohne Ergebnis.

Resultat: Die Welt weiss bis heute nicht, wie nützlich Tamiflu® eigentlich gegen Grippe ist. Die Rohdaten fehlen. Unabhängige Studien fehlen. Den Ärzten und der Bevölkerung werden die Daten verheimlicht.

Forscher schalten sich ein. Der Fall zieht immer weitere Kreise.

Die angesehene medizinische Fachzeitschrift BMJ begann sich für diesen Fall zu interessieren. Sie haben Roche kontaktiert. Ohne Ergebnis. Um die Absurdität dieses Falles zu veranschaulichen haben sie den ganzen Mailverkehr auf ihrer Webseite www.bmj.com/tamiflu veröffentlicht.

Ist Roche ein Einzelfall mit seinem Verhalten?

Leider nein. Das ist unverständlicherweise gängige Praxis in der Medikamentenforschung. Rohdaten stehen unabhängigen Forschern praktisch nie zur Verfügung. Als Argument werden Geschäftsgeheimnisse angegeben. Doch was ist an einer standardisierten Studie geheim? Der Datenschutz ist es jedenfalls nicht. Es geht um anonyme Daten.

Warum steht gerade Tamiflu® von Roche im Scheinwerferlicht?

Jeder kennt es. Die Grippe geht alle an. Tamiflu® ist deshalb ein gutes Beispiel. Doch Roche ist nicht schlechter als andere Pharmaunternehmen. Das Problem betrifft die ganze Industrie. Die Rohdaten der Tamiflu®-Studien sind einfach zum sichtbaren Testfall geworden.

Die Europäische Zulassungsbehörde EMA würde ebenfalls über die Rohdaten verfügen. Die EMA gibt die Daten den unabhängigen Forschern nicht heraus.

Dass Rohdaten anderen Forschern nicht zur Verfügung stehen ist ein unhaltbarer Zustand. Das hat nichts mit Forschung und Wissenschaft zu tun. Wissenschaft ist unter solchen Bedingungen nicht möglich. Der Öffentlichkeit ist mit solchem Verhalten in keiner Art und Weise gedient.

Warum versteckt Roche seine Daten so sehr? Bei einem wirksamen Medikament kann Roche nur gewinnen. Die Ergebnisse werden von unabhängiger Seite bestätigt.

Der Tamiflu® Fall ist zusätzlich brisant, denn das staatlich gelagerte Tamiflu® hat das Verfalldatum erreicht. Sollen die Staaten ihre Tamiflu® Lager wieder auffüllen4?

Hintergrundinformationen

Wichtige

Weitere

Nebenbemerkung: Gegen Roche läuft eine Untersuchung in der EU. Roche steht im Verdacht, Nebenwirkungen von zahlreichen Medikamenten verheimlicht zu haben. (Radio DRS1)

[Aktualisierung 20.01.2013: Die Initiative alltrials (All Trials Registered | All Results Reported) wurde von Ben Goldacre, BMJ Group, James Lind Initiative und weiteren zur Veröffentlichung aller klinischen Studiendaten gegründet.]

[Aktualisierung 26.01.2013: Die Tamiflu Saga hat es jetzt auch in die etablierten Medien geschafft. Der Tagesanzeiger hat einen lesenwerten Artikel geschrieben: Zweifel an Tamiflu – Der Druck auf Roche nimmt zu, Tages-Anzeiger, 26. Jan. 2013. Hoffentlich passiert jetzt etwas.]

[Aktualisierung 26.01.2013: Lesenswerter Blogartikel über Tamiflu von Alexander Riegler aus Österreich: Tamiflu, ein Medikament das wir kauften – aber nie brauchten …, 8.11.2012]

[Aktualisierung 27.04.2013: Bericht Süddeutsche Zeitung: Das Fieber der Gutgläubigkeit ]

[Aktualisierung 27.04.2013: Roche will Studienrohdaten für Analysen zugänglich machen. BBC, 04.04.2013. Taten zählen, Versprechen gab es schon viele.]

[Aktualisierung 22.06.2013: Forum Gesundheitspolitik schrieb einen Artikel über Tamiflu]

[Aktualisierung 13.04.2014: Die Cochrane Collaboration hat ihren Bericht zu Tamiflu® veröffentlicht. Der einst erhoffte grosse Nutzen von Tamiflu® scheint sich nicht zu bestätigen. Mehr Versprechen als Fakten zu Tamiflu: Forscher werten Studiendaten zu Grippemittel aus, Neue Zürcher Zeitung. 10. Apr. 2014
Tamiflu gerät zum Spielball der Wissenschaft, Bernerzeitung
Jefferson T, Jones M, Doshi P, Spencer EA, Onakpoya I, Heneghan CJ. Oseltamivir for influenza in adults and children: systematic review of clinical study reports and summary of regulatory comments BMJ. 9. Apr. 2014;348(apr09 2):g2545–g2545.
]

[Aktualisierung 13.04.2014: Beitrag im Schweizer Radio: Medikamente halten nicht immer, was sie versprechen. Wie kann man das verhindern? SRF, 11.04.2014; [Harsche Kritik am Grippemittel «Tamiflu»](http://www.srf.ch/gesundheit/gesundheitswesen/harsche-kritik…, SRF, 10.04.2014; Kritiker sehen sich bestätigt, SRF, 10.04.2014]

[Aktualisierung 14.04.2014: Was kann man lernen aus der Causa Tamiflu?, SRF, Wissenschaftsmagazin, 12.04.2014]


  1. Der WHO Pandemiekommission wurden Interessenskonflikte mit den Herstellern vorgeworfen. Das ist ein eigenes Kapitel für sich, siehe Neue Kritik an der WHO, Neue Zürcher Zeitung, 5. Juni 2010. 

  2. Das wird als Publikationsverzerrung (publication bias) bezeichnet. In der wissenschaftlichen Literatur werden nur die „positiven“ Fälle veröffentlicht. Die wissenschaftliche Literatur zeigt deshalb ein verzerrtes Bild der Realität. Medikamente erscheinen als wirksam, obwohl sie es insgesamt sind nicht, Beispiel Reboxetin (Edronax®) von Pfizer. 

  3. Ein wesentlicher Pfeiler der Wissenschaft ist die Wiederholbarkeit. Rohdaten sind ein wichtiges Element. Keine Rohdaten zur Verfügung zu stellen ist unwissenschaftliches Verhalten. 

  4. Mit Steuergeldern versteht sich. 

Was Pharma-Außendienstmitarbeiter von Archäologen lernen sollten: Die Delving-Strategie für professionelles Pharma-Kundenmanagement

„…wenn Archäologen wie Pharma-Außendienstmitarbeiter arbeiteten, würden wir nur die Hälfte unserer Vergangenheit kennen…“ Die Arbeit von Archäologen ist vor allem durch einen als Deving-Strategie (to delve: forschen, entdecken, vertiefen) bezeichneten Handlungsansatz gekennzeichnet, Er basiert darauf, nichts als gegeben anzusehen, sondern selbst bei spektakulären Entdeckungen kontinuierlich weiter zu forschen, um so immer mehr Informationen und Einblicke […]

Wie gut ist mein Pharma-Referent? Die ersten Ergebnisse des QuickChecks der Betreuungsqualität von Pharma-Außendienstmitarbeitern aus der Sicht niedergelassener Ärzte zeigen deutliche Qualitätsdefizite

Die ersten Resultate des Projekts „Pharma-QuickCheck“ (http://bit.ly/QuBHTG , Methodik: http://bit.ly/IGCQDU ) zeigen, dass aus Arztsicht viele Gespräche mit dem Pharma-Außendienst verschwendete Zeit sind. Die Abbildung der Ergebnisse aus einer allgemeinärztlich tätigen Praxis verdeutlicht das Problem: der Praxisinhaber wird von 14 Pharma-Referentinnen und –Referenten besucht. Die Zahlenwerte geben an, wie die von den einzelnen Mitarbeitern jeweils […]

Wie gut ist mein Pharma-Referent? QuickCheck der Betreuungsqualität von Pharma-Außendienstmitarbeitern für niedergelassene Ärzte

Für viele niedergelassene Ärzte sind Außendienstmitarbeiter der Pharmazeutischen Industrie eine wichtige Informationsquelle zu Medikamenten und ihren Anwendungsbedingungen bzw. -möglichkeiten. Doch die Betreuungsqualität der hierfür eingesetzten Pharma-Berater ist sehr unterschiedlich (http://bit.ly/Op86uE ). Da Ärzte nur über ein beschränktes Zeitkontingent für Referenten-Gespräche verfügen, kommt es für Praxisinhaber – unabhängig von der Güte der persönlichen Beziehung zu den […]