Wissenschaft und ihre (wechselnden) Begriffe

Gábor Paál hat drüben in seinem Blog unter dem Titel “Das Ende des Staunens – Ist die Ära der großen wissenschaftlichen Entdeckungen vorbei?” eine Diskussionsrunde auf SWR2 besprochen (die ich zugegebenermaßen nichtgehört habe). Ich will mich jetzt nicht daran abarbeiten, was mich am Text stört[1]. vielmehr ist mir beim Lesen etwas anderes aufgefallen, das vielleicht noch in die Diskussion gehört. Die eigentliche Frage ist doch: Wie kommt man, quasi zeitgleich mit den neuesten atemberaubenden Bildern von Pluto und Tschuri, in Zeiten fast fotografischer Karten des Tiefseebodens oder auch molekülgenauen Bilder einzelner Zellen überhaupt auf die Idee, man könnte das “Ende des Staunens” ausrufen? Ausgerechnet jetzt?

Gibt es Löcher?

Ein lautes Rumpeln – der Boden zittert – aus heiterem Himmel tut sich ein Schlund auf, in dem Autos, Bagger, Bäume, ja ganze Häuser versinken. Wo vorher noch ein Stück Sibirien, Louisiana oder Niedersachsen war, ist auf einmal nur noch: ein Loch. Wenn man Glück hat, kommen keine Menschen zu Schaden. Löcher erscheinen natürlich nicht immer überraschend, sondern sie werden auch planmäßig von Menschenhand angefertigt. Vom kleinsten Kabeldurchbruch, den die Handwerkerin in die Küchenzeile sägt, bis hin zum neun Kilometerweiter

Begriffsverwirrung

Überraschend, wie lang der Kommentar-Thread zum zwischendurch reingeworfenen Listicle über Begriffe, die in einer fachlichen Diskussion eine andere Bedeutung haben als in einer leichten Konversation, geworden ist. Es gibt ein Begriffspaar, dass ich gerne selbst noch einmal beleuchten möchte: Fakt und Theorie.

Köllerer liest den Koran

Im öffentlichen Diskurs spielt der Koran seit bald 14 Jahren eine grosse Rolle. Die einen berufen sich auf ihn, der einen heiligen Krieg gegen alle Ungläubigen fordert. Die anderen lehnen alles, was mit Islam zu tun hat grundsätzlich ab, selbst wenn es aus der Bibel übernommen wurde. Wie Christian Köllerer festhält: ‘Gelesen hat ihn […] allerdings niemand’. Aber das hat er jetzt geändert – und wie fast immer, wenn er ein Buch beendet, hat er uns eine Notiz dazu gegeben, dieweiter

Religion und Wissenschaft als Lebensformen – Anthropologische Einsichten in Vernunft und Unvernunft (Salazar und Bestard, Berghahn)

Jede(r) von uns hat unbewusst oder bewusst eine Meinung dazu, doch die philosophische wie auch empirisch-wissenschaftliche Forschung und Debatte zum Thema ist noch immer unterentwickelt: Gibt es nur eine höchste Form des Wissens (zum Beispiel empirische Erkenntnisse oder religiöse Offenbarungen) wie es erkenntnistheoretische Monisten behaupten? Oder stellen je empirische Wissenschaften, Kunst, Recht, Philosophie und Religion jeweils eigene Wissensformen dar, die sich gegenseitig beeinflussen, aber nicht ersetzen können, wie erkenntnistheoretische Pluralistinnen meinen? Nun, ich bin ganz klar auf Seiten der erkenntnistheoretischenweiter

Kommentar des Jahres 2014 auf Natur des Glaubens – Joseph Kuhn zu den Grenzen der Begriffe

Auf dem scilogs-Bloggertreffen 2014 in Deidesheim tauschten wir Bloggerinnen und Blogger uns wieder über vieles aus. Diesmal hatte ich besonders gute und intensive Gespräche über Blog-Kommentierende, von denen uns einige seit Jahren begleiten, andere nur hin und wieder oder gar nur einmal auftauchen. Obwohl Kommentare – wenn man auf sie eingeht – doch sehr viel Zeit kosten, merkte ich, wie wichtig mir die Vielfalt der Rückmeldungen als Teil der “Blogerfahrung” sind – seien es Ermutigung und Lob oder auch Kritik und Nachfragen, seien es reine Meinungsäußerungen oder weiterführende Links und Recherchen (sozusagen “Co-Bloggen”). So entstand die spaßige Idee, dass doch Bloggende auf ihrem Blog auch einen “Kommentar des Jahres” auszeichnen könnten – und ich nahm mir vor, dies tatsächlich zu tun. Ist jeder gute Blog ein Gemeinschaftswerk? Button vom scilogs-Bloggertreffen 2014 in Deidesheim. Neben manchem anderen nahm ich die Idee mit, fortan jedes Jahr einen “Kommentar des Jahres” zu würdigen.

Antiphilosophisches Wörterbuch

Beim Bankett im Schwetzinger Schloß geriet ich an einen Tisch mit Peter Naur, Turingpreisträger 2005 und bekannt unter anderem für die Backus-Naur-Form BNF. Er hatte auch eine Tasche mit seinen Büchern und Manuskripten dabei, die er dann während des Essens am Tisch herumgehen ließ. Das Werk, das ihm besonders am Herzen zu liegen schien, war sein “Antiphilosophical Dictionary”, ein Wörterbuch von Begriffen aus Informatik, Psychologie, Logik und Physik, zu denen in den Wörterbucheinträgen jeweils erklärt wird, warum die geläufigen Assoziationenweiter

Krebscafe Blog 2014-07-01 16:47:12

Ein großartiger Psychologe hat einmal gesagt, dass Kinder zwei Dinge brauchen: feste Grenzen und bedingungslose Liebe. Ich glaube, das trifft nicht nur auf Kinder, sondern auch auf uns selbst und auf die Gesellschaft als ganzes zu. Wir sollten uns nicht nur feiern und auf die Schulter klopfen, wenn wir Zivilcourage beweisen und auf die Missstände […]

Quanten, Physik & Philosophie – Was ist eigentlich Realität? – Einführung in die Tropenontologie von Meinard Kuhlmann

Wenn man den interdisziplinären Dialog ernst nimmt, ist er nicht einfach, sondern verlangt allen Beteiligten viel ab. Als ich diese Woche wieder bei der “Ringvorlesung Evolution” der Evolutionsbiologie an der Universität Tübingen vortrug, wurde mir bewusst, wie weit wir in der interdisziplinären Evolutionsforschung der letzten Jahre schon gekommen sind – und wie normal und zunehmend informiert die Zusammenarbeit geworden ist. Zur Chemie oder gar Physik sind aber noch ein paar Emergenzen mehr zu überschreiten; und es mangelt nicht an Gefahren und Fallstricken. Dennoch lese ich gerade auch beim geschätzten Blognachbarn Joachim Schulz von Quantenwelt immer wieder rein und hoffe, dass die Zukunft Wege zueinander öffnet. Vielleicht tut sich da gerade etwas?