Wahnsinnswoche 2017:27

In dieser Woche 136 Patientenkontakte und 17 Terminausfälle.


Fnord der Woche: Die NASA dementiert, dass sie versklavte Kinder auf dem Mars gefangenhält.


Jemand rief an und fragte, ob ich ein Gutachten machen könne. Im Prinzip ja, sagte ich – kommt auf die Fragestellung an. Es sollte dann ein Gutachten gegen eine Zwangsunterbringung und eine Zwangsbehandlung in einer weiter entfernt liegenden Klinik sein. Nach weiterer Diskussion musste ich leider ablehnen, weil ich es angesichts der Entfernung und der momentanen und dauerhaften Arbeitsbelastung unmöglich schaffen kann, Untersuchung und Beurteilung mit der gebotenen Schnelligkeit durchzuführen. Ich konnte auch nicht garantieren, das gewünschte Ergebnis (nämlich Aufhebung der Zwangsunterbringung und der damit verbundenen Behandlung) abzuliefern.

Wenn Sie mich also um ein Gutachten bitten, dann müssen Sie wissen, dass ich das a) normalerweise nicht unmittelbar erledigen kann, dass ich b) naturgemäß ergebnisoffen arbeiten muss, und dass ich c) etwas schneller bei Ihnen sein kann, wenn Sie sich in der Nähe aufhalten. Überregionale Anfragen werde ich erst annehmen können, wenn ich in Rente bin.


Ein Gauner verkauft illegal die Patientenakten aller Australier, nachdem er eine “Vulnerabilität” in einer Regierungsdatenbank gefunden hat. Bei uns könnte so etwas natürlich NIE passieren!


Psychiater sollten regelmäßig Nutzen und Risiken einer prophylaktischen Behandlung mit Neuroleptika abwägen, weil sich im Langzeitverlauf eine Supersensitivität der D2-Rezeptoren entwickelt. Über 40% der Patienten, die nach einer ersten Episode wieder beschwerdefrei sind, kommen langfristig mit einer niedrigen Dosis oder ganz ohne Medikamente aus.

Murray M: Should psychiatrists be more cautious about the long-term prophylactic use of antipsychotics? The British Journal of Psychiatry Nov 2016, 209 (5) 361-365


Wie kann man die Alzheimer’sche Erkrankung am besten vermeiden? „Suchen Sie sich Ihre Eltern sorgfältig aus, und sterben Sie jung.” (paywall) Wenn Sie das nicht hinkriegen: minimieren Sie Risikofaktoren beispielsweise durch spezielle Ernährung und bewusstere Lebensführung. Damit können Sie die Wahrscheinlichkeit, an altersassoziierter Alzheimer-Demenz zu erkranken, herabsetzen oder mindestens das Auftreten verzögern.


Bei vielen Patienten mit bipolaren Störungen gibt es keine gleichwertige Alternative zur Lithiumtherapie, auch bei eingeschränkter Nierenfunktion. Dabei ist zu beachten, dass erst die 50%-ige Dosisreduktion der abendlichen Einzelgabe den Lithium-Serumspiegel senkte und die reduzierte GFR wieder anheben konnte.

Dehning J: Lithiumtherapie bei eingeschränkter Nierenfunktion: Zwischen Skylla und Charybdis. Fortschr Neurol Psychiatr 2017; 85(05): 288-291 (paywall)

Wahnsinnswoche 2017:16

In dieser Woche 107 Patientenkontakte und 8 Terminausfälle.


Und wieder eine Anfrage zur Berufsunfähigkeit bearbeitet. Ein berufsständisches Versorgungswerk will partout nicht anerkennen, dass eine schwere Depression in Verbindung mit diversen Komorbiditäten die Berufsausübung tatsächlich unmöglich macht. Wir sind jetzt beim zweiten Anlauf, diesmal mit ausführlicher Darstellung der Behinderung nach ICF. Ein Informationsdienstleister bescheinigt der Berufsunfähigkeitsversicherung übrigens Marktversagen.


Nein, ich werde Ihnen kein Cannabis verschreiben, auch wenn Sie sich davon Schmerzlinderung und Appetitsteigerung versprechen. Angesichts Ihrer floriden Psychose mit erheblichen Antriebs-, Affekt-, Denk- und Wahrnehmungsstörungen halte ich nämlich Cannabis mit seiner potenziell symptomverstärkenden Wirkung für absolut kontraindiziert.


Die Bertelsmann-Stiftung fordert (ganz uneigennützig) den digitalen Patienten. Die Geschichte der “Gesundheitskarte” lehrt allerdings, dass es sich wohl um ein Hype Driven Development handeln könnte… Kontext: [1] (pdf)


In gut vier Wochen werde ich Urlaub machen. Bis dahin sind leider schon alle festen Termine vergeben.

Wahnsinnswoche 2017:15

In dieser Woche 111 Patientenkontakte und 14 Terminausfälle.


Valbenazin (noch nicht verfügbar) zeigt experimentelle Erfolge bei der Behandlung der Spätdyskinesie.


CannabisHinweise für Ärzte. Vielleicht doch besser LSD? (just kidding)


Das Mortalitätsrisiko für psychotisch Ersterkrankte zwischen 16 und 30 Jahren ist (in den USA) 24 Mal so hoch wie in der Vergleichsgruppe. Eine koordinierte Behandlung senkt das Risiko drastisch. Schizophren Erkrankte haben zudem ein höheres Risiko, an ernsten Infektionen zu erkranken.


Psychiatrische Erkrankungen erhöhen das Alzheimer-Risiko NICHT.


Mittagsschlaf macht glücklich.


Ängstlich? Deprimiert? Würzen Sie mit Safran!


Schöne Ostern!

Wahnsinnswoche 2017:11

In dieser Woche 142 Patientenkontakte und 12 Terminausfälle.


Versetzen die Nachrichten Sie auch in einen Erregungszustand? Sehen Sie sich Naturvideos an und werden Sie glücklich!


Zwangssymptome werden durch eine Fehlfunktion der thalamo-amygdaloidalen Signalverarbeitung vermittelt.


Bei Schizophrenie ist der GABA-Gehalt des Liquors verringert, und die Immunfunktion der Gliazellen ist verändert. Leider weiß niemand, ob das Ausdruck oder Folge der Erkrankung ist. Duh.


Die Untersuchung von Nervenzellproteinen kann helfen, zwischen Depression und Schizophrenie zu unterscheiden.


Depressiv? Ändern Sie doch einfach Ihre Art zu denken.


Das zu Jahresbeginn in Kraft getretene, novellierte Landesgesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten in NRW (PsychKG) regelt die Bedingungen und Verfahren einer öffentlich-rechtlichen (Zwangs-)Unterbringung und Behandlung psychisch kranker Menschen in einer psychiatrischen Einrichtung in NRW.


Theorie, Diagnose und Behandlung der ADHS im Ärzteblatt. Außerdem: Verlauf, Therapie und Stellenwert im Erwachsenenalter.

Wahnsinnswoche 2017:04

In dieser Woche 134 Patientenkontakte und 9 Terminausfälle.


Alternative Fakten, von unseren Amygdala gebahnt. Vielleicht bietet sich diese Bezeichnung demnächst auch im Umgang mit paranoider Realitätsverkennung an? Manchmal brauchen wir aber auch nur einfach eine Auszeit von der Realität.


Eine Betriebskrankenkasse fordert Zugriff der Krankenkassen auf Gesundheits- und Behandlungsdaten ihrer Versicherten und hätte gern eine kassenbezogene Gesundheitsakte. In Augsburg findet am 1.2.2017 die mündliche Verhandlung zu einer Klage gegen die elektronische Gesundheitskarte statt. Minister Gröhe glaubt, dass medizinische Versorgung oder Forschung heute ohne die Erhebung und Auswertung großer Datenmengen undenkbar seien (er glaubt aber auch, dass Terminservicestellen die Patientenrechte stärken).


The amount of energy necessary to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.


Captain Obvious: Je früher Jugendliche Cannabis konsumieren, desto schlechter für ihr Gehirn.


Nikotin lindert kognitive Störungen bei Schizophrenie.


Im Januar unglaublich viele Anfragen zur Arbeitsunfähigkeit (einmal quer durch die existierende Kassenlandschaft), oft mit individuellen Fragebögen und entsprechenden Anforderungen an meine Kreativität im Umgang mit Formulargeneratoren. Gut, dass ich die meisten Daten schon in meinem PVS habe und sie nur noch umkopieren muss. Frisst aber momentan viel Zeit, zusammen mit den zum Jahresanfang gehäuften Anfragen der Versorgungsverwaltung, der Arbeitsagentur, des Jobcenters, der DRV, der Hilfeplankonferenzen, und neben den Wünschen nach sonstigen Bescheinigungen, Attesten oder gar Gutachten.


Die neue Version der Patientenleitlinie „Unipolare Depression“ wurde veröffentlicht.


Wissenschaftler sehen eine Verbindung zwischen Arbeitsunsicherheit und langfristig vermindertem Wohlbefinden im Stress, der durch die unsichere Arbeitssituation ausgelöst wird. Kann ich anhand einiger Beispiele aus der Region (ich nenne jetzt keine Namen) bestätigen.


Wahnsinn in den Medien: in dieser Woche 11x Sport, 8x Kultur, je 2x Trump, Dschungelcamp, Landwirtschaft, je 1x Straßenbau, Photoshop, Hochbetagte, Bizarres, Familie. In der Stichprobe (N=30) diese Woche kein einziger Treffer im richtigen Kontext.

Wahnsinnswoche 2016:52

In dieser Woche 68 Patientenkontakte und 1 Terminausfall.


Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) bietet zahlreiche Patienteninformationen an, unter anderem für Depressive und ihre Angehörigen.


Informationen zum neuen PsychKG NRW, das zum 1.1.2017 in Kraft tritt. Wichtig: Zwangsmedikationen stehen künftig unter Richtervorbehalt.


Meist liest man, dass Cannabiskonsum das Risiko, eine Schizophrenie zu entwickeln, erhöhen soll. Umgekehrt gibt es wohl auch einen Zusammenhang: Menschen mit erhöhtem Psychoserisiko neigen eher dazu, Cannabis zu probieren.


N-Acetylcystein kann in Kombination mit kognitiver Verhaltenstherapie die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung signifikant verbessern.


Anders, als einige Politiker wähnen, ist Folter bei der Wahrheitssuche nicht hilfreich: bei 80% trainierter (!) Soldaten (!!) führte sie nur zu falschen Erinnerungen.


Kann künstliche Intelligenz die Natur unseres Bewusstseins erklären?


710 von 1.000 Befragten begrüßten die Idee, persönliche Krankheitsdaten zur Verfügung zu stellen. Rund 600 hatten gleichzeitig Bedenken, dass Firmen damit Geld verdienen, oder dass die Daten missbraucht werden könnten.


Zum Schluss wünsche ich Ihnen natürlich alles Gute für 2017.

Wahnsinnswoche 2016:50

In dieser Woche 127 Patientenkontakte und 8 Terminausfälle.


Seit geraumer Zeit biete ich ja für Erstgespräche keine festen Termine mehr an, weil zu viele Leute dazu nicht erschienen waren. Wenn Sie also Gesprächsbedarf haben, kommen Sie einfach in die offene Sprechstunde. Ich erkläre Ihnen das gern auch während meiner Telefonzeiten. Es bringt aber nichts, fünf Minuten vor Beginn und dann nochmal fünf Minuten nach Ende meiner Telefonzeit jeweils eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter zu hinterlassen.


Hatte ich nicht erst letzte Woche was über Datensammelei und Smartphoneüberwachung geschrieben? Diese Woche: Datenschutz als Forschungshemmnis. Im Ausland wird fortgeschrittene deutsche Technologie bereits verwendet, und alles, was mit Datensparsamkeit zu tun hätte, gehört „ins vergangene Jahrhundert“…

Stellen Sie sich mal folgendes Szenario der näheren Zukunft vor: Sie steigen morgens in ihren Horch (Markenname verfremdet), um zur Arbeit zu fahren. HUD hochfahren, Ihre Nanoimplantate an Bord anmelden, den Startbefehl geben. Es ertönt die sonore Stimme der Bordelektronik in Ihrem auditorischen Kortex: “Du hast dich diese Woche zu wenig bewegt. Dein BMI ist zu hoch. Geh zu Fuß, Fettsack.”

Ein Autobauer arbeitet an sowas und möchte das System sogar so weit ausbauen, dass Sie beim Fahren (wenn das Auto Sie denn lässt) mit Ihrem Arzt in einer Online-Sprechstunde chatten können (Meldung beim Hippokranet – paywall). So weit kommt das noch… da lasse ich lieber meinen Avatar für mich arbeiten.

Probieren Sie doch in der Zwischenzeit mal diese Depri-App aus und sagen Sie mir, was Sie davon halten.


Termin beim Familiengericht am Rhein. Auf dem Flur fiel mir auf, dass sich zwei Leute angeregt und kollegial unterhielten. Im Termin gingen sie sich dann gegenseitig ein bisschen an die Kehle. Bin immer wieder verblüfft, wie wandlungsfähig Anwälte doch sind.

Die Frage, warum ich vom Befundergebnis eines Vorgutachters abgewichen war, konnte ich mit der empirisch gestützten Hypothese begegnen, dass sich die psychische Symptomatik im Rahmen einer rezidivierenden depressiven Störung möglicherweise in den letzten vier Jahren (wieder) verschlimmert haben könnte. So viel Zeit war nämlich seit der ersten Untersuchung vergangen.

Dann ging es noch um die Unterscheidung zwischen Verdeutlichungs- und Aggravationstendenzen. Nach M. Philipp: Verdeutlichung, Aggravation und Simulation in der sozialmedizinischen Begutachtung (MED SACH 112 3/2016; 91) handelt sich bei Verdeutlichungstendenzen um den mehr oder weniger bewussten Versuch, den Gutachter vom Vorhandensein der Beschwerden zu überzeugen. Aggravation beschreibt eine bewusst intendierte gravierendere Darstellung einer vorhandenen Störung zu bestimmten, klar erkennbaren Zwecken. Während sich der Nachweis von Aggravation bei der Beurteilung des Schweregrades der vorliegenden Gesundheitsstörung so auswirkt, dass das quantitative Leistungsvermögen höher bzw. der Behinderungsgrad niedriger einzuschätzen ist, als bei einem vom Untersuchten behaupteten Schweregrad zu erwarten wäre, führt der Nachweis einer Verdeutlichungstendenz nicht zu einer Korrektur der Schweregradeinschätzung der vorliegenden Gesundheitsstörung.

Nach konstruktiver Diskussion wurde ich nach 30 Minuten wieder entlassen. Hin- und Rückfahrt kosteten mich allerdings zusammen anderthalb Stunden (Hint: A46). Da wäre ein Chat via VPN vielleicht doch effizienter gewesen.


Rammstein: “Du Hast” als Bossa Nova Version. Als kleines Kontrastprogramm dazu: Mary Poppins Sings Death Metal. Genial.


Was ist eigentlich Desinformation?


Wenn Sie eine auf die Behandlung von Depressionen spezialisierte Klinik suchen, hilft Ihnen das Angebot der Deutschen Depressionsliga weiter.


Jeder zehnte Patient mit einer neu diagnostizierten Schizophrenie hat im Blut Antikörper gegen NMDA-Rezeptoren, die im Gehirn an der Pathogenese der Psychose beteiligt sind. Das kam in einer Studie in JAMA Psychiatry heraus, die auf neue, bisher ungeprüfte Therapieansätze hinweist. Der Nachweis der Antikörper allein belegt noch nicht, dass sie an der Pathogenese der Schizophrenie beteiligt sind. Bei zwei der Patienten änderten die Untersucher jedoch die Diagnose. Beide hatten auch im Liquor spezifische Antikörper. Sie waren tatsächlich an einer Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis erkrankt. Bei den anderen gehen die Forscher weiterhin von einer Schizophrenie aus. [1] [2]

Wenn ich die vorliegenden Informationen richtig verstehe, müsste sowohl eine Blut-, als auch eine Liquordiagnostik erfolgen, um eine mögliche Beteiligung des NMDA-Systems zu untersuchen.

Wahnsinnswoche 2016:49

In dieser Woche 140 Patientenkontakte und 15 Terminausfälle.


Überall werden Daten gesammelt (demnächst auch hier), wir können das nicht mehr wirklich nachvollziehen.

Fitness-Armbänder und Armbanduhren mit Gesundheitsfunktionen erfüllen die Datenschutzstandards nicht. Es bleibt unklar, wer Zugriff auf die Daten (die die Nutzer selbst nicht mehr löschen können) hat und wie lange sie gespeichert werden. Zusätzlich werden diese Daten für das Marketing verwendet und an verbundene Unternehmen weitergeben. Außerdem bestehen Gefahren durch Hackerangriffe. Überlegen Sie es sich also gut, ob Sie Ihre psychische Gesundheit wirklich von Ihrem Smartphone überwachen lassen wollen.

Kapitalgeber für Digital Health-Produkte der Zukunft sehen das nicht so eng. Sie wünschen sich eine Schnittstelle zwischen Konsumenten-Apps und digitaler Patientenakte und wollen damit das Arzt-Patienten-Verhältnis verbessern. Vor Goldgräberstimmung wird gewarnt…


Bei der Quellensuche jetzt auf diversen Seiten: “Schalten Sie gefälligst Ihren Werbeblocker ab, sonst können Sie unsere Inhalte nicht lesen”. Netter Versuch. Es gibt in der Regel auch noch andere Quellen. Ich schalte meinen Werbeblocker nämlich unter anderem deswegen nicht ab.


Wer Gutmensch sagt, verdient sich seinen Shitstorm: “In den letzten 15 Jahren ist das Wort ‘Gutmensch’ allmählich in den Besitz politischer Gruppierungen übergegangen, deren Spektrum von dümmeren Teilen der FDP über Thilo Sarrazin und Akif Pirinçci bis zu Rechtsextremen reicht.” Gedanken über weitere Hassworte hier.


Oxytocin verbessert das Rhythmusgefühl.


Medikamente, die auf den intrazellulären Dopamin Rezeptor (D2LR) einwirken, könnten künftig die Behandlung von Schizophrenie und Parkinson verbessern. Unabhängig davon könnten aber auch NMDA-Rezeptor-Antikörper zur Entstehung einer Psychose beitragen. Oder auch oxidativer Stress. Und Nikotin lindert die kognitiven Defizite bei Schizophrenie. Es bleibt verwirrend.


Ketamin aktiviert die Produktion neuer Proteine in Nervenzellen und könnte dadurch seine antidepressive Wirkung entfalten.


“Was kulturell jeweils als wahr gilt, ist kein ideeller Reflex einer irgendwie gearteten objektiven Realität, sondern Ergebnis gesellschaftlicher Konstruktionsprozesse.” Hier geht’s zur Theorie des Wahns.


Je länger größere Kinder mit ihren Smartphones herumspielen, desto später kommen sie mit Drogen in Berührung.


Wenn Sie selbst mal etwas recherchieren möchten: Open Knowledge Maps.


Passieren Ihnen auch ständig nervige Missgeschicke? Entspannen Sie sich… bestaunen Sie die Schönheit des Wetters

Wahnsinnswoche 2016:48

In dieser Woche 148 Patientenkontakte und 12 Terminausfälle.


Wenn Sie als Privatpatient meine Behandlung gern in Anspruch nehmen, mich für meine Interventionen loben und sich bei mir gut aufgehoben fühlen, dann fühle ich mich dadurch geehrt. Wenn Sie aber Ihre Rechnungen nicht bezahlen und mich eine ganze Weile über Ihre Zahlungsunwilligkeit im Unklaren lassen (und zwar nicht, weil Sie etwa zu krank dafür sind), dann hat Ihre Lobhudelei einen üblen Nachgeschmack und ich muss mich leider von Ihnen trennen.


Neulich im Tannenhof: Die zunächst etwas angespannte Begegnung (es ging um die Frage der weiteren Unterbringung im Krankenhaus) entwickelte sich schlagartig konstruktiver, nachdem ich von Ihnen erfahren hatte, dass Sie vor geraumer Zeit von einem Tier gebissen worden sind und dadurch langfristig eine erhebliche Verbesserung Ihrer Wahrnehmungs- und Leistungsfähigkeit erfahren haben. Als mir entfuhr, das sei ja wie bei Spiderman, und Sie das freudig bejahten, konnten wir uns über das andere Thema dann ebenfalls zwanglos einigen.


Cannabis beeinträchtigt über eine Veränderung der mitochondrialen Aktivität das Erinnerungsvermögen im Sinne einer chronischen Dysfunktion. Die Grünen wollen den Umgang mit Cannabis jetzt entkriminalisieren.


Niedergelassene Ärzte dürfen nicht “streiken”. Wenn aber demnächst der Sicherstellungsauftrag, wie von einigen gefordert, anders vergeben werden sollte, dann wird sich das ändern. Kontext: [1] [2] [3] [4]


Selbstlernende Software erkennt das Psychoserisiko durch MRT-Aufnahmen (damit ist nicht gemeint, dass MRT-Aufnahmen ein Psychoserisiko darstellen, sondern dass man aus MRT-Aufnahmen das Psychoserisiko ableiten können soll).


Die meisten Depressiven werden nicht oder nur unzureichend behandelt (internationale Studie mit 50.000 Teilnehmern in 21 Ländern).


Unter der Überschrift “Journalismus kann auch eine dressierte Ziege” berichtet uebermedien.de über den fahrlässig kritiklosen Umgang einiger Medien mit dem Hochstapler Gert Postel.


Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen haben oftmals Schwierigkeiten, auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzukommen. Dabei sind die positiven Effekte von Arbeit auf den Krankheitsverlauf wissenschaftlich belegt. Der Teilhabekompass der DGPPN bietet erstmals einen Überblick über die zahlreichen beruflichen Reha- und Integrationsmaßnahmen in Deutschland.


Was lese ich denn da? “Rauschpilze als Wunderwaffe gegen Depressionen“? “Magic mushroom chemical psilocybin could be key to treating depression“? Bei näherem Hinsehen: das bezieht sich ausschließlich auf Menschen, die an Krebs erkrankt sind.

Die Erkenntnis an sich ist nicht neu: in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts experimentierten einige tollkühne Psychonauten, zum Beispiel Leuner und Grof (ja, hab ich beide gelesen), mit der nicht ganz ungefährlichen psycholytischen Therapie.

Von zumindest akademischem Interesse ist allerdings die Frage, wie das Zeug überhaupt wirkt: es bindet ähnlich wie einige Antidepressiva (SSRI) an 5-HT2A-Rezeptoren, fällt aber schnell wieder davon ab, sodass die rätselhafte Dauerwirkung unerklärlich ist. Bestimmt handelt es sich um Quanteneffekte… wink

Es handelt sich jedenfalls um einen Stoff, der eine dauerhafte Persönlichkeitsveränderung bewirkt (anders als Antidepressiva). Von eigenen Experimenten rate ich auch angesichts jüngerer Komplikationen dringend ab.


Wahnsinn in den Medien: in dieser Woche 11x Sport, 10x Kultur, 4x Finanzen, je 1x Paketzustellung, Lokalpolitik, Gewinnspiel, Mobilfunk, Naher Osten. In der Stichprobe (N=30) diese Woche kein einziger Treffer im richtigen Kontext.

Wahnsinnswoche 2016:45

In dieser Woche 133 Patientenkontakte und 14 Terminausfälle.


Am Montag, 14.11.2016, ist Extra-Supermond: Vollmond plus Perigäum – nicht verpassen! Nächste Chance: 2034.


Wiederentdeckt: The Prodigy. Hier: anschauliche Darstellung der Wirkung illegaler psychoaktiver Substanzen…


Diskussion mit jemandem, der sich wie eine Marionette vom System(TM) manipuliert und existenziell bedroht sieht. Meine Auffassung dazu, wir müssten uns alle mit verschiedenen, voneinander abgrenzbaren Systemen (i.e. Familie, peer group, Beruf, …) arrangieren, stieß nicht unbedingt auf ein offenes Ohr, sodass wir uns schließlich trennen mussten, ohne dass er mich oder ich ihn in der jeweiligen Grundhaltung hätte erschüttern können. Natürlich halte ich meine Auffassung für flexibler, und seine für wahnhaft starr – aber wer weiß das schon. Vielleicht können wir uns ja auf dieses (Triggerwarnung!) System Of A Down einigen.


Die Amis wollen doch tatsächlich einen Trump als Präsidenten.


Depression und Minussymptomatik bei Schizophrenie werden oft zusätzlich mit Antidepressiva behandelt. Diese Behandlung hat eine bescheidene Wirkung, sie erhöht das Psychoserisiko nicht, und geht mit einer leicht erhöhten Nebenwirkungsrate (Verstopfung, Benommenheit, Mundtrockenheit) einher.


Während ältere (60+) Norweger ein Antipsychotikum einnahmen, hatten sie ein doppelt so hohes Risiko für eine Oberschenkelhalsfraktur.


Durch Optimierung der Suchalgorithmen könnten Suchmaschinen wie Google bei der Suizidprävention helfen.


Am Freitag hat mir Oberbürgermeister Mucke den Wuppertaler überreicht. Ich nehme die Auszeichnung gern an, und danke ihm für sein Angebot, ab sofort die Schirmherrschaft über das Bündnis gegen Depression zu übernehmen.