Frag' doch den Österreicher

Die Grenzen zwischen Werbung und redaktionellen Inhalt werden in Österreich nicht nur bei Medikamenten und Gesundheitsprodukten locker überwunden. Das Video zeigt einen Spot des Mobilfunkbetreiber telering, der mit “Frag’ doch den Inder” eine dämliche, aber ziemlich erfolgreiche Kampagne lanciert hat. Die Bekanntheit des “Inders” kann man in unserem Nachbarland schon nach 4 Monaten nur mit “Clementine” (Ariel), “Tilly” (Palmolive) oder “Frau Antje” (niederländischer Käse), den Werbeikonen der 70er Jahre, vergleichen. Im Dezember erschien zum Werbespot sogar ein knapp drei Minuten langer Song auf CD. Sein Erfolg ist bis nach Indien gedrungen.

Der Inder macht Karriere und wird Kandidat bei der ORF-Tanzshow “Dancing Stars”, in der Semi-Prominente holprig ihre Beine sortieren. Der ORF betont angesichts der Kritik, der Einsatz von Ramesh Nair auf dem Parkett könnte als Product-Placement für den Mobilfunkbetreiber gewertet werden, dass er als “Musicaldarsteller und Choreograph” gecastet worden wäre. Er werde “selbstverständlich als Person Ramesh Nair und in keiner anderen Rolle und Funktion auftreten”. Vielleicht sollte er vor jeder Show sagen: “Ich bin der Pfälzer”, denn Nair hat 1975 in Landau in der Pfalz das Licht der Welt erblickt.

Wenn er seine Sache gut macht, freut sich nicht nur telering. Auch der Wiener Volksoper kommt der Nairs Einsatz, in dem Musical „Guys and Dolls“ als Choreograph mitwirkt, das am 1. März Premiere hat, sicher nicht ungelegen. Das ist Österreich.


Übrigens ist der Chef der Werbeagentur, die den Inder kreiert hat, “stolz darauf, einen Migranten in Österreichs Werbung vorkommen zu lassen”. Nair spricht nach eigenen Bekunden mit seinen Geschwistern pfälzisch und versteht kaum Malayalam, die Sprache seiner Eltern, die an der Südwestküste Indiens gesprochen wird.

Die Blutuntersuchung Teil 3

Cholesterinwerte Teil A
Die Cholesterinwerte im Blut haben inzwischen einen Stellenwert erreicht, der jeder Vernunft widerspricht. Glaubt man den Medien, den Pharmakonzernen, bestimmten Lebensmittelherstellern und sogar einem Teil der Ärzte, verspricht ein niedriger Cholesteringehalt ein langes Leben, ein hoher dementsprechend ein kurzes. Dem muss ich als Hausarzt aus mehreren Gründen widersprechen. Warum? Als Hausarzt sehe ich […]

dieses jahr

… ist nun schon neun tage alt, und wie im letzten eintrag schon angeklungen, tanzt der bär auf dem parkett. das sind die berühmten ersten wochen im jahr, nach weihnachten und silvester, viele kollegen tummeln sich noch auf der skipiste, vertretungen en mas – und kranke kinder wie nie.

gerade greift irgendein virus um sich mit fieber hoch zehn, schlappen kinder und noch schlapperen eltern dabei, frage ist immer, wer mehr genervt ist – das kind, das eh krank ist, oder die eltern, die genervt vom kind auch selbst noch krank sind. "bitte machen sie mein kind gesund, damit ich mich ein wenig auskurieren kann." verständlich.

und das alles noch unter den grauen vorzeichen des kommenden jahres: die bundestagswahl wirft ihre schatten voraus, möglicherweise wird die gesundheitspolitik eine grosse rolle spielen – gesund sein kostet immer mehr, die kassenbeiträge werden auf 15.5% vereinheitlicht, was für viele ein deutliches minus im portemonnaie bedeutet. die patienten spüren, sie bekommen hingegen schlechtere medizin für ihre kassenbeiträge, die ärzte klagen, das sie immer weniger verdienen. bleibt nur die frage: wo bleibt das geld?

uns ärzten beschert das neue jahr mal wieder eine neue reform des abrechnungssystems, mit einer neuen worterfindung: dem regelleistungsvolumen.

dieses rlv bekommt jede praxis individuell zugeteilt, errechnet aus den abgerechneten leistungen des vorjahresquartals der gesamten arztgruppe (also bei mir den kinderärzten) multipliziert mit der eigenen zahl an patienten dieses quartals.

kompliziert. de facto muss ich – um das gleiche wie im vorjahr zu verdienen – mindestens genausoviele patienten behandeln, und trotzdem bleibt ein verlust von ca. 10%. bei steigenden lebenshaltungskosten, personalkosten, mietkosten, praxiskosten. 

das durchschnittliche rlv in deutschland beträgt pro patient und quartal 30 Euro! in manchen bundesländern sogar deutlich weniger!

anders gesagt: kinderversorgungs-flatrate für 10 euro im monat. egal, wie oft man das kind sieht. in worten: zehn.

moment, kurzer vergleich:
schlüsseldienst 1x kommen 65 euro plus anfahrtskosten
pc-service-wartungsvertrag 216 euro / monat
herrenhaarschnitt 1x 15 euro
premiere-abo ab 19,99 euro / monat – 54 euro / monat
kinderärztliche grundvergütung 10 euro / monat. 

idealismus inklusive. 

Medizinjournalist soll oberster US-Gesundheitsbeamter…

Nach Informationen der Washington Times hat Barack Obama den Posten als Surgeon General, eine Art oberster Amtsarzt, dem Medizinjournalisten Sanjay Gupta angeboten. Gupta ist derzeit Chef-Medizinkorrespondent bei CBS und CNN. Damit wäre Obamas Wahl wieder auf einen erfahrenen Clinton-Protégé gefallen, der Ende der 90er Jahre für Hillary Clinton als Redenschreiber und Berater tätig war. Während der Invasion im Irak hat er als “Embedded Correspondent” von einer Sanitätseinheit der U.S. Navy berichtet. Mit Erfolg. 2003 ist er vom “People-Magazine” zum “Sexiest Men Alive” erklärt worden und USA today nannte ihn eine Ikone der Pop-Kultur.

Bekannt ist auch seine Auseinandersetzung mit Michael Moore, dem er vorwarf, für die Dokumentation “SiCKO” schlampig recherchiert und die Wahrheit zurecht gebogen zu haben. Moore beschuldigte seinerseits CNN und Gupta von der Pharmaindustrie abhängig zu sein, da bei den meisten Berichten Guptas und des Senders zu Medizinthemen Pharmaunternehmen als Sponsoren auftreten würden.

Peter Rost fragt, ob nach dieser Entscheidung es wahrscheinlicher wird, dass Obama einen ehemaligen Pharmamanager und Whistleblower zum Chef der Arzneimittelaufsichtsbehörde FDA machen wird. Meine Vermutung: Unfortunately rather not.

Freizeitsport-Doping mal wieder

Anfang des Jahres haben Fitness-Studios Hochkonjunktur, den guten Vorsätzen gedankt. Anscheinend der richtige Zeitpunkt für die Medien das Thema Doping in Fitness-Studios anzusprechen. Neue Informationen? Keine. Daher gilt das bereits Erwähnte. Zusammengefasst: Die Datenlage ist dürftig (nur wenig aussagekräftige Studien), die Definition (Stoffe, Einnahmedauer, usw.) unklar, der Fokus auf Fitness-Studios überholt (jeder Freizeitsportler kann im Internet Power-Pillen ohne den einschlägigen Studio-Doping-Dealer bekommen).

Die Blutuntersuchung Teil 2

[Unter dem Thema “medizinisches Wissen für Jedermann” veröffentlicht Der andere Hausarzt leicht verständliche Texte in denen medizinische Sachverhalte erklärt werden. Hierbei geht es vor allem um Dinge, die einem täglich beim Hausarzt begegnen. Den Anfang macht eine Artikelreihe zum Thema Blutuntersuchung.]
Teil 2: Das Blutbild
Das sogenannte Blutbild ist eine Messung der Anzahl an Zellen im Blut. […]

Blaue Resteverwertung

Jahresende, Klarmachen für das neue Jahr. Beim Aufräumen habe ich noch eine Sammlung von Viagra-Spots gefunden. Bitte keine peinliche Nachfragen, warum die in der Ecke rumlagen.

http://www.youtube.com/watch?v=mFGpI8bfep0

http://www.youtube.com/watch?v=rE0up432ohY

http://www.youtube.com/watch?v=Xk9JwV8sZTs

http://www.youtube.com/watch?v=dFuuHPkORsA

http://www.youtube.com/watch?v=WB16_xlA600

http://www.youtube.com/watch?v=zIAPn8HtqJQ

http://www.youtube.com/watch?v=_wX-W6IVsxA

http://www.youtube.com/watch?v=5b9mlYbrOJM

http://www.youtube.com/watch?v=lbrQNgA8k2g