Motrin ad makes moms mad

Die Macht des web2.0 hat in den USA der Pharmakonzern Johnson & Johnson (J&J) gespürt. In einem Werbespot im Internet wollte das Unternehmen Müttern mit Säuglingen die Schmerztablette Motrin® (200 mg Ibuprofen) schmackhaft machen.

Die Message: Das Baby rumtragen führt zu Rückenschmerzen und macht die Mutter unleidlich. Motrin® hilft.

J&J erlebte innerhalb von nur zwei Tagen ein Kommunikationsdesaster. In Twitter, bei Youtube, in Blogs und anderen Internet-Foren äussern Mütter ihren Unmut über diese Werbekampagne. Ausgangspunkt soll Twitter gewesen sein. J&J musste den Spot gestern zurückziehen.

Dies passiert ausgerechnet J&J, einem Unternehmen, das unter den Pharmakonzernen in der Einbeziehung des Internets in der Kommunikation mit den Kunden, u.a. mit einem eigenen Blog und einem Kanal auf Youtube, ein Vorreiter ist.

Die Entschuldigung von Kathy Widmer, Vizepräsidentin für Marketing bei McNeil Consumer Healthcare, J&J Sparte für freiverkäufliche Medikamente, im Blog gleicht einem Kanossagang.

It was meant to engender sympathy and appreciation for all that parents do for their kids, but did so through an attempt at humor that missed the mark and many moms found offensive.

On behalf of McNeil, I’m sorry if you found this advertisement insulting. We are are in the process of removing it from our website. Unfortunately, it will take longer for us to remove this advertisement from magazines as several are currently on newsstands and in distribution.

Dies könnte andere Pharmaunternehmen in ihrer Meinung bestärken, dass da draussen im Web für Pharmakommunikation nichts zu holen ist.


Hier ein Zusammenschnitt von Twitter-Reaktionen, nicht ganz objektiv von einer Social Media Marketing Beraterin zusammengestellt:


Die offiziellen A-Blogger haben es eine Woche später auch mitbekommen.

Kalender Girls…

…war der Film überschrieben, der die Geschichte einer Gruppe älterer Damen aus der englischen Provinz erzählte, die für einen Kalender alle Grenzen der bisher gekannten Scham über Bord schmeißen und sich – natürlich für den guten Zweck – abblichten ließen, wie Gott sie schuf. Der Film basierte auf einer wahren Begebenheit. Mittlerweile gehört ein Kalender […]

Doping ohne Ärzte in Österreich

Austria is a too small country to make good doping.

Ein legendäres Zitat des Präsidenten des Österreichischen Skiverbandes im Februar 2006. Bei den Olympischen Winterspielen im selben Jahr hat sich gezeigt, dass Doping auch in Österreich läuft. Zwei Jahre später, Anfang 2008, ist die Öffentlichkeit durch Meldungen aufgeschreckt worden, nach denen dass Doping in der Alpenrepublik mittlerweile gut genug für deutsche Spitzensportler sein soll. Damals soll ein auf Blutbanken spezialisiertes Unternehmen in Wien Sportlern beim Dopen geholfen haben.

Wenn es um Doping in Österreich geht, wird immer wieder in den Medien ein Sportmediziner erwähnt, der seine Ausbildung im Sport-Institut von Leipzig gemacht hat und nun in Wien niedergelassen ist. Am Wochenende wurde bekannt, dass der Arzt gegen die von einem Wiener Leichtathletik-Funktionär erhobenen Vorwürfe, er sei Bestandteil eines mafiosen Netzwerkes, gerichtlich vorgehen wird.

Ein anderer Arzt ist aktuell in den Verdacht gekommen, Doping zu fördern. Dem leitenden Arzt aus einem Kinderspital wird vorgeworfen, EPO und andere Medikamente ohne medizinische Notwendigkeit an Sportler weitergegeben zu haben. Der Tageszeitung “Kurier” liegen entsprechende eidestattliche Versicherungen vor. In einem Interview mit der Zeitung bestreitet er die Vorwürfe. Seine Klinik hat ihn bis zur Klärung der Sache vom Dienst freigestellt.

Ist eine ziemliche Schlammschlacht, die da zur Zeit ausgestragen wird. Der Kinderarzt deutet an, dass er auch Pfeile im Köcher hat. “Aber wir können uns gerne auf einen Kaffee treffen und ich kann Ihnen Sachen erzählen, die ich sonst so mitbekommen habe.” Könnte eine indirekte Warnung sein.

In Österreich sind immer Sportler wegen Dopings gefasst worden, nie Hintermänner wie Importeure, Dealer oder Mediziner. Einer der Auslöser, der des Dopings überführte Radprofi Bernhard Kohl, hatte angekündigt über die Hintermänner auszupacken, aber hatte seinen Worten bisher keine Taten folgen lassen.

Das alles wird IOC-Präsident Rogge gar nicht freuen. Hat er doch erst vor 10 Tagen im “Standard” erklärt, das IOC sei glücklich, wie man mittlerweile in Österreich gegen Doping vorgehen würde.

Keine Tagung ohne Pharma-Sponsoren

Pharma ist immer dabei. Unter den Sponsoren beim Bundesparteitag der Grünen, der dieses Wochenende in Erfurt über die Bühne geht:

  • Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA)
  • Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA)
  • Bayer
  • Daiichi Sankyo
  • Verband der privaten Krankenversicherung (PKV)

Die verlinkte beeindruckende Wand mit Sponsoren und Aussteller erinnert mich an ein Foto, das ich vor ein paar Monaten auf einem Ärztekongress gemacht habe. So sieht es aus, wenn ein Medizinerfachverband einlädt:

Diabetes-Weisheiten hinterfragt

Spät noch ein Beitrag zum heutigen Weltdiabetestag. Mir sind zwei Meldungen aufgefallen, die den vom Marketing der Pharmaindustrie geprägten Weisheiten über die Diabetes-Behandlung entgegen stehen.

Die Tagesthemen haben gestern über die Zweifel an dem Credo berichtet, dass Ziel der Diabetes-Medikation sein muss, die niedrigen Norm-Blutzuckerwerte zu erreichen. Studien haben gezeigt, dass dies für ältere Patienten nicht in jedem Fall gilt, vielmehr sogar lebensverkürzend sein kann.

Oft wiederholtes Mantra der Insulin-Hersteller ist, dass Insulin-Innovationen immer besser als ihre Vorgänger sind. Bei den Insulinanaloga hat in Deutschland das IQWiG den Nutzen dieser Neuentwicklung in Frage gestellt. In einem Beitrag des TV-Gesundheitsmagazins Puls im Schweizer Fernsehen kommen Patienten zu Wort, die statt auf die gentechnisch hergstellten “Humaninsuline” zumindest zeitweise auf “altes” “porcines Insulin” schwören, das aus der Bauchspeicheldrüse von Schweinen gewonnen wird. Ein Problem stellt sich für diese Patienten, da Humaninsuline die bis 1982 ausschliesslich verwendeten tierischen Insuline nahezu vollständig abgelöst habe und immer schwieriger zu erhalten sind.

Der TV-Beitrag ist gleichzeitig eine fragwürdiges Stück Medizinjournalismus. Der Radiojournalist Peter Walt, der in der Reportage als Betroffener mitwirkte, wirft den Machern der Sendung in seinem Blog vor, die Fakten verdreht zu haben. Im Beitrag habe man ihn zusammen mit zwei weiteren Diabetikern als “unwissenden Patienten” vorgeführt, die man dringend “in eine Schulung” schicken müsse, wie der in die Sendung eingeladene Arzt dozierte.

Ein Armutszeugnis für den im Sendungsporträt formulierten Anspruch:

Bei ‹Puls› stehen die menschlichen und fachlichen Aspekte von Gesundheit und Krankheit vor den ökonomischen und gesundheitspolitischen Fragen.


Vielen Dank an die Leser für die Hinweise.

gelassenheit und vergebung

ohjemine, heute wieder ein klassischer fall von "warum dann überhaupt einen kinderarzt aufsuchen."

die mutter kommt zur u3 (vorsorge mit einem monat), gibt gleich bei der begrüßung an, schon den befreundeten heilpraktiker in der nachbarschaft aufgesucht zu haben, ist auch selbst in entsprechender ausbildung, außerdem hat das arme kind schon osteopathie über sich ergehen lassen müssen, und die hebamme sieht übrigens auch gefahr im "zu frühen impfen". *lufthol*

ok, ich warte in solchen momenten erst einmal die ruhe der untersuchung ab, stecke mir die stethoskop-stöpsel ins ohr, lausche dem fernen rauschen des neugeborenen blutes im unschuldigen herz, genieße die weiten des trommelfelles im lichte meines otoskopes und erquicke mich an den mopsigen babyspeckchen und den tapsigen versuchen des kopfhebens in bauchlage.

"sehense, das kannse nich." und deswegen eben zum osteopathen, reißt es mich aus meiner untersuchungsroutine. und wieder erzählt sie mir vom geburtsstress, den auch die hebamme prophezeite, und der im schlimmsten fall zur verhinderung des abiturs und einer zweifelsfreien psychischen entwicklung führen kann.

ich dirigiere die mutter sanft zum ultraschallgerät, um den obligatorischen hüftschall zu organisieren, spreche leise mit meinem patienten und genieße das leise surren des schallkopfes unter meinen fingern, während der bildschirm zwei wunderschöne  hüftkopfe mit pfanne projiziert.

"schad das auch nichts? krieg ich auch noch einen röntgenpass?" haucht es mir von irgendwo ins ohr. meine bemerkung, dass es sich hier um schallwellen und nicht um *panik* todbringende röntgenstrahlen handelt, verpufft in einem erneuten monolog ihrerseits zum thema impfen.

war ja klar. und während ich den mir völlig neuen argumenten der korrupten und von der pharmaindustrie gesponserten stiko-mitglieder lausche, von bösen eingriffen in das sensible immunsystem des säuglings und – wieder das abitur – zivilsationsgeißeln wie adhs und allergien doch nur von den impfungen stammen, und sowieso alle studien getürkt seien, beobachte ich sinnierend meinen kugelschreiber, der das u-heft mit zahlen füllt, meine finger, wie sie flugs über die tastatur huschen, um meinen befund im pc festzuhalten.

ja sicher, auch das vitamin k ist des teufels, und die vitamin-d-tabletten sowieso, denn die verknöchern die fontanelle zu schnell "hat die hebamme gesagt" und "übrigens nochmal wegen des impfens" – auf keeeinen fall soooo früh und sooo viel auf einmal.

ich lächle.

drücke der frau das gelbe untersuchungsheft in die hand, streiche dem kindchen die blonden strähnen aus dem gesicht und wünsche ihr einen guten tag.

ich bin ruhiger geworden.
wohlwissend, das wir beide in dieser meiner praxis nicht zusammen alt werden. 

 

Stellenangebot

Position mit Regierungsverantwortung. Zeitvertrag ohne Kündigungsfrist.

SPÖ sucht Profi für Gesundheit.

Ich wäre ja bereit. Die Einbürgerung sollte kein Problem sein. Bei den Sportlern klappt das ja auch immer fix.

  • Kann der antragstellende Athlet Gesundheitsprofi durch einen österreichischen Spitzensportlerpolitiker ersetzt werden?
    Dem Artikel zu urteilen nicht.
  • Ist es formalrechtlich möglich, den Athlet Gesundheitsprofi unmittelbar nach Einbürgerung im österreichischen Nationalteam Kabinett einzusetzen?
    Klar, soll ja losgehen. Die Gesundheitsreform wartet.
  • Würde der neue Staatsbürger im österreichischen Nationalteam Kabinett definitiv zum Einsatz kommen?
    Ja.
  • Rechtfertigen die außerordentlichen sportlichen Erfolge gesundheitspolitischen Erfolge in jüngster Vergangenheit eine vorzeitige Einbürgerung?
    Der Profi und weltweite Champion bei Gesundheitsreformen ist nun einmal Deutschland.
  • Lässt der antragstellende Spitzensportler Gesundheitsprofi auch in Zukunft sportliche fachliche Höchstleistungen erwarten?
  • Sicher.

Vom Blogger zum Chef der FDA?


Wird ein kritischer Pharma-Blogger demnächst über die Zulassung von Arzneimitteln in den USA wachen? Darüber spekulieren zur Zeit einige US-Pharmablogs, seitdem bekannt geworden ist, dass der zukünftige Stabschef im Weissen Haus, Rahm Emanuel, den Ex-Pfizer-Manager und Blogger Peter Rost sehr schätzt und auch sonst kein ausgewiesener Freund der Pharmaindustrie ist.

Die Arzneimittelaufsichtsbehörde U.S. Food and Drug Administration (FDA) verfügt über einen einzigartigen Aufgabenbereich. Sie ist unter anderem, zuständig für Arzneimittel, Nahrungsmittel, Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel. Mit 9300 Mitarbeitern und einem Jahresetat von 2,1 Milliarden Dollar wacht sie über Produkte im Wert von 1 Billion Dollar. Bei 25% der jährlichen Ausgaben von US-Konsumenten gibt die FDA indirekt ihr Plazet. Da vieles davon aus anderen Ländern stammt, macht dies über ein Drittel der US-Importe aus. Zudem ist die FDA eine Referenz, an deren Entscheidungen sich die Aufsichtsbehörden in anderen Ländern orientieren.

Eine solche Mammtbehörde ist eine ewige Baustelle. Seit langem werden bei der FDA ein Mangel an regulatorischen Befugnissen, eine chronische Unterfinanzierung, organisatorische Probleme und damit eine eingeschränkte Möglichkeit attestiert, die Risiken und Vorteile von neuen Medikamenten nach ihrer Zulassung zu prüfen. Aktuell wird kitisiert, dass die FDA Hersteller von Medikamenten, Lebensmittel und chemische Vorprodukten in China, die nach Amerika liefern, nicht genügend kontrolliert. Dies wird als Ursache für eine Reihe von Lebens- und Arzneimittelskandalen in den letzten Monaten angesehen Obama hat schon Verbesserungen angekündigt. Die FDA wird Büros in China, Indien und Europa eröffnen.

In der Regel ist der FDA-Chef ein Arzt, was Peter Rost schon mal qualifiziert. Die bisherigen Amtsinhaber waren vorher Wissenschaftler oder dienten in der Politik und Verwaltung. Die Ernennung von Peter Rost wäre eine Zäsur. Rost hat seine Karriere in der Pharmaindustrie gemacht, was ihn bis zum Vize-Präsidenten für Marketing bei Pharmacia und Pfizer brachte. Und er ist unbequem. Als Whistleblower zeigte er das illegale Marketing des Wachstumhormons Genotropin und Unregelmässigkeiten in der Bilanzierung bei Pharmacia an. Bei der Übernahme von Pharmacia hatte Pfizer ihn als unsicheren Kantonisten kalt gestellt. Trotz Pfizers Grossaufgebot an renomierter Anwaltskanzleien hat Rost die meisten Klagen gegen seinen früheren Arbeitgeber gewonnen. Die Erlebnisse und Erfahrungen schrieb er in einem Sachbuch und einen Thriller nieder. Der Pharmakritiker ist heute tätig als Autor, Redner, Gutachter, Experte – und Blogger.

Hier ist Peter Rost in Aktion zu sehen:

Mit Peter Rost als Chef der einflussreichen Behörde würde Barack Obama ein Zeichen setzen und der Pharmaindustrie die Richtung vorgeben. Der Pharmamarketing-Blogger John Mack lässt über den Posten seine Leser abstimmen, um Obama auf die Sprünge zu helfen. Ob Peter Rost den Job überhaupt will? Vielleicht würde er lieber Gesundheitsminister werden?

In jedem Fall hat Obamas Entscheidung für Rahm Emanuel für die Pharmaindustrie die schlimmsten Träume wahr werden lassen. Die Spekulationen sprechen für sich.

Gefährlicher Toilettengang

Als Folge eines seltsamen Streichs musste ein Brite samt Klodeckel in Krankenhaus transportiert werden. Unbekannte hatten den Sitz einer öffentlichen Toilette mit Superkleber eingepinselt. Das Opfer ließ sich nieder, klebte fest und konnte nicht mehr aufstehen. Auch die Feuerwehr konnte in dem Fall nicht helfen. Erst im Krankenhaus wurde unter Einsatz von Chemikalien der Toilettensitz […]