Traumberuf Medizinjournalist (XIV) (Update 2)

Heute ist wieder so ein Tag, an dem die Medizinjournalisten in aller Welt zur Hochform auflaufen. Nur die Kollegen aus Deutschland sind noch ein wenig in Verzug. Selbst “focus.de” ist bis jetzt noch nicht am Start.

Wunderpille gegen Herzerkrankungen (der Standard)
‘Superpill’ may cut heart disease: study (AFP)
Polypill cuts stroke risk by half (Livemint)
Five-in-one ‘polypill’ can halve risk of heart disease, says study (Guardian)
Polypill ‘significantly reduces the risk of heart disease and strokes’ (Telegraph)

Worin genau liegt die Sensation? Eine Studie eines kanadischen Wissenschaftlers mit umfangreichen Verbindungen zur Pharmaindustrie hat im Auftrag einer indischen Pharmafirma gezeigt, dass die gemeinsame Einnahme von fünf Wirkstoffen ausgewählte Laborparameter ähnlich stark beeinflusst, als würde man die Wirkstoffe einzeln schlucken.

Der in vielen Schlagzeilen behauptete klinische Nutzen, der bei der Primärprävention von Herzinfarkten und Schlaganfällen schon für die Einzelwirkstoffe fraglich ist, war noch nicht einmal Gegenstand der Untersuchung.

Update: Na also, geht doch. Focus Online gewinnt wie erwartet den nationalen Geschwindigkeitspreis mit dem Titel “Kombi-Pille: Alleskönner für den Herzschutz”.

Update 2: Auf Platz 2 begrüßen wir Werner Bartens (jetzt.de / Süddeutsche Zeitung):

Besonders Herzinfarkt und Schlaganfall wurden durch den Arzneicocktail weniger wahrscheinlich.

und Bronze geht an die Berliner Morgenpost, mit einem Sonderpreis für den größten klinischen Nutzen:

Damit sinkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei gesunden Personen um mehr als 80 Prozent.

Zeitumstellung

Natürlich hatte Medizynicus Dienst. Einerseits nicht schlecht: Ein Dienst, welcher eine Stunde kürzer ist als sonst.
Nachts um halb eins, nach der vorletzten Kopfplatzwunde stellt er an seinem Handy die Uhr um und stellt den Wecker: Um acht Uhr ist Übergabebesprechung.
Und mitten in der Nacht piepst das Handy los, nein, nicht der Piepser, sondern der Wecker: offenbar war mein Handy wieder klüger als ich und hat sich von selbst eine Stunde vorgestellt… Sch… Technik!

Die Community-Sucht

Die digitalen Communities schiessen wie Pilze aus dem Boden . Es wird gefacebooked, getwittert, gestudivzet, gexingt … Wie in so vielen Bereichen des menschlichen Lebens kann selbstverständlich auch hier ein Sucht entstehen. Die Internet-Sucht an sich wurde ja schon vielfach beschrieben. Die Humboldt Universität Berlin veröffentlichte bereits vor 10 Jahren eine sehr interessante, auch heute […]

Notarzteinsatz: Die Belustigung

Es gibt viel über Tragisches aber auch über Lustiges bei Notarzteinsätzen zu berichten. In der Kategorie “Volksbelustigung bei der Anfahrt” ist diese Geschichte mein absoluter Spitzenreiter.
Ein schöner warmer Sommernachmittag (Mist, es schneit hier im Moment), angenehm weht mir eine leichte Brise ins Gesicht. Sonnenbrille auf, draussen sitzend. Einsaaatz!!! Wir befinden uns in Zeiten der […]

Hajo der Stationsarzt – der Held

Eigentlich wollte ich die Fortsetzung von Schlägerei im Dienst bereits am Dienstag bringen, denn Dienstag ist bekanntlich Hajo-Tag. Aber da kam das Musik-Video dazwischen. Dann noch ein Notarzteinsatz, das Erdbeben und schliesslich der Blizzard …, egal. Mitten ins wilde Geschehen auf Station zurück: Hajo ist in eine Schlägerei mit einem Patienten verwickelt.
Hajo wird von einer […]

Deutsche Medien ignorieren Wissenschaftsskandal

Weit über eine Woche ist vergangen, seit die internationale Presse in breiter Front über den vielleicht spektakulärsten und folgenreichsten Wissenschaftsskandal der vergangenen Jahrzehnte berichtet hat.

Nicht so die deutschsprachigen Medien. Außer im Deutschen Ärzteblatt fand sich lediglich in der Wiener Zeitung ein Bericht.

Die Autorin dieses Artikels zeigt sich denn auch in einem Blogkommentar verwundert:

Was ich absolut nicht verstehe, ist dagegen das Schweigen sämtlicher Agenturen zu dem, worüber sämtliche US-Medien von Rang und Namen seit vergangener Woche berichtet haben. Derartiges ist mir in den bald 40 Jahren meiner journalistischen Tätigkeit noch nie untergekommen und mir fehlt jeder Erklärungsansatz dafür.

Weiterhin werden in Deutschland täglich vermutlich tausende von Patienten postoperativ auf der Grundlage von Leitlinien mit teuren Medikamenten wie Celebrex® behandelt, deren Nutzen-Risiko-Profil nicht zuletzt anhand von frei erfundenen Studiendaten ermittelt wurde.

Deutsche Medien ignorieren Wissenschaftsskandal (Update)

Weit über eine Woche ist vergangen, seit die internationale Presse in breiter Front über den vielleicht spektakulärsten und folgenreichsten Wissenschaftsskandal der vergangenen Jahrzehnte berichtet hat.

Nicht so die deutschsprachigen Medien. Außer im Deutschen Ärzteblatt fand sich lediglich in der Wiener Zeitung ein Bericht.

Die Autorin dieses Artikels zeigt sich denn auch in einem Blogkommentar verwundert:

Was ich absolut nicht verstehe, ist dagegen das Schweigen sämtlicher Agenturen zu dem, worüber sämtliche US-Medien von Rang und Namen seit vergangener Woche berichtet haben. Derartiges ist mir in den bald 40 Jahren meiner journalistischen Tätigkeit noch nie untergekommen und mir fehlt jeder Erklärungsansatz dafür.

Weiterhin werden in Deutschland täglich vermutlich tausende von Patienten postoperativ auf der Grundlage von Leitlinien mit teuren Medikamenten wie Celebrex® behandelt, deren Nutzen-Risiko-Profil nicht zuletzt anhand von frei erfundenen Studiendaten ermittelt wurde.

Update: Immer noch herrscht Funkstille in Deutschland, nur die Wiener Zeitung legt in ihrer Samstagsausgabe noch einmal nach.

Indessen liegen der “Wiener Zeitung” seit Erscheinen des Erstartikels über den Wissenschaftsbetrug vor einer Woche Patientenberichte vor, die einen hinsichtlich der Nicht- und Nebenwirkungen das Gruseln lehren könnten. Denn auch in Österreich verläuft das Schmerzmanagement nach den Richtlinien, die Reuben/Pfizer vorgegeben haben.

An der Sprachbarriere alleine kann es nicht liegen. “Le Monde” bringt das Thema morgen angemessen illustriert und in großer Aufmachung.

und heute war schon wieder Montag

ein garfieldiesker Montag, sozusagen. Aber eigentlich kann ich nicht meckern. Montag halt.
Gestern wurde es natürlich viel zu spät. Das Wochenende hat meinen Schlafrhythmus selbstredend komplett umgestellt, gestern abend war es selbstredend weit nach Mitternacht, und heute morgen tat das Aufstehen sehr sehr weh. Aua. Halb sechs ist wirklich immernoch eine äußerst unangenehme Uhrzeit.
Naja, hilft ja […]

Ausgebankhofert

Seit Anfang des Jahres ist nun auch Hademar Bankhofers beliebte Sendung “Die gesunde halbe Stunde” aus dem Programmangebot des ORF-Tochtersenders TW1 verschwunden. In der Sendung wurde eine breite Palette von “Gesundheitsprodukten”, von Mineralwasser bis hin zu verschreibungspflichtigen Medikamenten des weltgrößten Pharmakonzerns Pfizer, positiv in Szene gesetzt. Üblicherweise wurden die Vorzüge des Produkts von Bankhofer im Rahmen eines Gespräches mit einem Mitarbeiter des Herstellers oder einem vom Hersteller bezahlten Experten herausgearbeitet.

In der Sendung gab es nach Aussage von Bankhofer “nur bezahlte Beiträge”. Sie war allerdings nicht als Werbesendung oder Dauerwerbesendung gekennzeichnet und wäre selbst dann kaum mit den österreichischen Gesetzen in Einklang zu bringen gewesen.

Bankhofers ähnlich gestaltetes Format “Spektrum Gesundheit”, das unter anderem im RTL Bayern-Journal läuft, hält sich weiterhin wacker im Programm.