Buchveröffentlichung: “Wunderheilmittel Kohl”

Soeben erhielt ich die schöne Nachricht, dass Jakobe Jakstein ihr Buch Wunderheilmittel Kohl wiederveröffentlicht hat. Viele Leser erinnern sich wahrscheinlich an das inspirierende Interview, das das Krebscafe vor einiger Zeit mit ihr geführt hat. Das Buch ist u.a. erhältlich bei Amazon unter folgendem Link:
Wunderheilmittel Kohl: Die heilende Kraft der Kohlblätter

Was will ich?

Ohne sich dessen immer bewusst zu sein,verhalten sich viele Frauen so,wie „man“ sich eine „gute“ Kollegin,Mutter,Hausfrau,Liebhaberin,etc.vorstellt.Sie bemühen sich der Rolle gerecht zu werden,für die sie in ihrer Umgebung Anerkennung und Bewunderung ernten können.

Danach,was ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche sind,haben sie niemals gefragt oder sie haben es nicht gewagt,sie offen auszusprechen und zur Grundlage ihres Handelns zu machen.Dass die soziale Rolle,an der sie sich bislang orientierten,nur teilweise oder gar nicht ihrer Persönlichkeit entspricht,findet in der Sucht seinen Ausdruck.Deshalb gehen die Emanzipation von den vordefinierten sozialen Rollen und die Bewältigung der Krankheit Sucht Hand in Hand.

Eine Frau, die ihr süchtiges Verhalten aufgeben möchte,muss lernen,ihre Wünsche offen und direkt zu äußern.Denn durch bitten,schmeicheln,taktieren lässt sich zwar manches erreichen,nicht aber die Durchsetzung und Befriedigung persönlicher Wünsche.

Wer nicht sagen kann „Ich will …“,wird immer wieder sagen müssen „Ich brauche, weil …“.

Kritik an Wyeth-Übernahme

Erste Rausch nach der Ankündigung von Pfizers Mega-Übernahme ist verfolgen, nun werden bei den Analysten und Experten kritische Stimmen laut.

Politik und Öffentlichkeit stossen sich daran, dass die Kredite für den Deal von Banken kommen, die vor kurzem noch mit Steuergeldern vor dem Konkurs gerettet worden waren. Keine Investition, die Arbeitsplätze für die gebeutelte US-Wirtschaft verspricht oder sichert.

Dies auch, weil bezweifelt wird, ob Pfizer damit auf den Wachstumspfad zurückkehrt.

The purchase “is not transformational for the company — it doesn’t restore PFE to a growth path & doesn’t provide it with a robust enough R&D engine (which is what PFE needs the most).”

* Roopesh Patel of UBS.

This may not be the best strategic move for Pfizer. They’ve had a long string of acquisitions and they haven’t been able to succeed.

* Edward Hughes, Professor of pharmaceutical business at Northwestern’s Kellogg School of Management.

Das WSJ berichtet, dass Pfizer für die Milliarden den Banken 8% Zinsen schulden wird. Kein Wunder, dass erwartet wird, dass Pfizer die Kostenaxt ansetzt.

This deal doesn’t bring Pfizer the cure for Lipitor” revenue losses, but it brings short- and long-term cost savings.

* Erik Gordon, biomedical analyst and professor at University of Michigan’s Ross School of Business.

In a Jan. 23 note, Goldman Sachs analyst Jami Rubin wrote that the Pfizer-Wyeth deal would make sense only if it were accompanied by “a rigorous rationalization of resources and costs…”

Noch ist das Geschäft nicht im Kasten. Die hohe Kompensation von 4,5 Milliarden Dollar, die Pfizer den Banken zahlen muss, wenn die Übernahme platzt, spricht dafür, dass die Beteiligten unsicher sind. Der Credit default swaps Markt gibt der Fusion eine 50:50-Chance.


… und in Münster sorgen sich die Mitarbeiter.

Buying Pharma – Plazebo als Wunderpille

Wie vertrauensselig sind Ärzte, wenn ein Pharmaberater mit einem neuen, ihnen unbekannten Medikament in die Praxis kommt? Das interessierte die Produzenten der Dokumentation “Buying Pharma”. Für den Film liess sich der Schauspieler Jason Klamm von einer ehemaligen Pharmaberaterin trainieren und besuchte, ausgestattet mit einer versteckten Kamera, mit der fiktiven Plazebo-Wunderpille “Cashenin XR” (the best thing about it is, that it basically does nothing) Ärzte, um diese von dem Produkt zu überzeugen.

Bei YouTube ist ein 9-minütiger Trailer dieses als “documentary comedy” bezeichneten Films zu sehen. Den Ärzten scheint grundlegende Skepsis und gesunder Medizinerverstand zu fehlen. Hier noch ein Clip.

PR-Kampagne für alli® läuft an

GlaxoSmithKline (GSK) trommelt für die Diät-Pille “alli®”:

Als eine mögliche dritte Säule zur Gewichtskontrolle sahen die versammelten Experten neben fettreduzierter Ernährung und mehr körperlicher Bewegung die Verwendung des Präparats alli (Orlistat 60 mg) an, das bald ohne Rezept in der Apotheke verfügbar sein könnte. “Wenn Orlistat in dieser Dosierung freiverkäuflich wird, kommt den Apotheken demnächst eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung der Fettleibigkeit zu”, urteilte Schubert-Zsilavecz bereits in einem früheren Statement.

Die Yellow-Press stimmt schon mit ein und bereitet die Zielgruppe auf das Wunder vor – The Wonder Diet Pill fore 2009.

Abseits des PR-Feuers sieht die Realität weit trister aus. In den USA hat GSK trotz eines riesigen Marketingaufwandes in den ersten 9 Monaten 2008 nur 88 Millionen Dollar Umsatz mit alli® pdf-Dateigemacht. Vom erwarteten Blockbuster, mit Umsätzen jenseits der Milliardengrenze ist das ziemlich entfernt. Das alli-Blog ist seit dem Amtsantritt der neuen Managerin für das “Behavioral Science Team” verwaist.

Keine guten Aussichten für die Pille in Europa. Hier wird man den erzieherischen Effekt des Medikaments noch weniger goutieren. Aufgrund der Wirkungsweise wird nicht aufgenommes Fett ausgeschieden. Leider oft in Form von öligen Stühlen bis hin zu massivem Durchfall auf Grund der erhöhten Fettausscheidung.

Frag' doch den Österreicher

Die Grenzen zwischen Werbung und redaktionellen Inhalt werden in Österreich nicht nur bei Medikamenten und Gesundheitsprodukten locker überwunden. Das Video zeigt einen Spot des Mobilfunkbetreiber telering, der mit “Frag’ doch den Inder” eine dämliche, aber ziemlich erfolgreiche Kampagne lanciert hat. Die Bekanntheit des “Inders” kann man in unserem Nachbarland schon nach 4 Monaten nur mit “Clementine” (Ariel), “Tilly” (Palmolive) oder “Frau Antje” (niederländischer Käse), den Werbeikonen der 70er Jahre, vergleichen. Im Dezember erschien zum Werbespot sogar ein knapp drei Minuten langer Song auf CD. Sein Erfolg ist bis nach Indien gedrungen.

Der Inder macht Karriere und wird Kandidat bei der ORF-Tanzshow “Dancing Stars”, in der Semi-Prominente holprig ihre Beine sortieren. Der ORF betont angesichts der Kritik, der Einsatz von Ramesh Nair auf dem Parkett könnte als Product-Placement für den Mobilfunkbetreiber gewertet werden, dass er als “Musicaldarsteller und Choreograph” gecastet worden wäre. Er werde “selbstverständlich als Person Ramesh Nair und in keiner anderen Rolle und Funktion auftreten”. Vielleicht sollte er vor jeder Show sagen: “Ich bin der Pfälzer”, denn Nair hat 1975 in Landau in der Pfalz das Licht der Welt erblickt.

Wenn er seine Sache gut macht, freut sich nicht nur telering. Auch der Wiener Volksoper kommt der Nairs Einsatz, in dem Musical „Guys and Dolls“ als Choreograph mitwirkt, das am 1. März Premiere hat, sicher nicht ungelegen. Das ist Österreich.


Übrigens ist der Chef der Werbeagentur, die den Inder kreiert hat, “stolz darauf, einen Migranten in Österreichs Werbung vorkommen zu lassen”. Nair spricht nach eigenen Bekunden mit seinen Geschwistern pfälzisch und versteht kaum Malayalam, die Sprache seiner Eltern, die an der Südwestküste Indiens gesprochen wird.

Astroturfing mit der Deutschen Seniorenliga und der…

Es folgt nun die versprochene bebilderte Auflösung unseres Weihnachtsrätsels. Strahlender Gewinner eines halben Dutzends Pharmakugelschreiber (neu, sortiert) ist virtualmono. Herzlichen Glückwunsch!

Die Dr. R. Pfleger GmbH mit Hauptsitz in der schönen Weltkulturerbestadt Bamberg ist ein mittelständischer Arzneimittelhersteller mit gut 55 Mio. Euro Umsatz (2007), dessen ethischer Anspruch “absolute Priorität” genießt. Das lässt sich zumindest der Außendarstellung des Unternehmens entnehmen.

Zweifel an dieser Prioritätenrangfolge sind angebracht. Einiges spricht dafür, dass das Pharmaunternehmen zu den Kunden der ausgeklügelten Bonner PR-Maschinerie gehört, die offiziell unter dem seriös anmutenden Namen “Deutsche Seniorenliga (DSL) e.V.” auftritt.

Bei vielen Aktivitäten der Deutschen Seniorenliga handelt es sich in Wahrheit ganz offenbar um mehr oder weniger gut getarnte PR-Kampagnen der Bonner PR-Agentur MedCom international. Das wunderliche Konstrukt Seniorenliga-Medcom war bereits in der Vergangenheit Thema hier im Blog. Nach unserem ersten Artikel hatten die Bonner allerdings augenscheinlich in der Branche ein wenig an Popularität eingebüßt.

Auch bei der aktuellen Kampagne für das Bamberger Pharmaunternehmen scheinen wieder zwei Aspekte bei der Entscheidung eine Rolle gespielt zu haben, auf die Nennung des Auftraggebers zu verzichten:

1. Aussagen in der Broschüre und auf der begleitenden Web-Site könnten bei Nennung des wahren Absenders als Verstoß gegen das Heilmittelwerbegesetz gewertet werden, etwa die Diskussion der Vor- und Nachteile verschiedener verschreibungspflichtiger Präparate.

2. Wie bei anderen Astroturfing-Kampagnen steigt die Glaubwürdigkeit der Aussagen dadurch, dass sie scheinbar von neutralen Patientenvertretern stammen.

Die Kampagne “Blasenschwäche ist kein Schicksal” der Deutschen Seniorenliga/Medcom international folgt dem Muster der bisherigen verdeckten Seniorenliga/MedCom-Kampagnen, wenn auch hier die Finanzierung durch ein bestimmtes Pharmaunternehmen beim ersten Durchlesen nicht ganz so offensichtlich ist wie etwa bei den Alzheimer-Broschüren.

“Blasenschwäche ist kein Schicksal” ist auf den ersten Blick eine klassische Disease-Awareness-Kampagne, wie sie auch in Deutschland von Pharmaunternehmen ganz legal durchgeführt werden können. Sie geht jedoch darüber hinaus und führt den von entsprechenden Beschwerden betroffenen Leser gezielt zu einem bestimmten verschreibungspflichtigen Präparat der Dr. Pfleger GmbH, nämlich zum Medikament Spasmex®. Genau hierin besteht auch der auffälligste Unterschied zwischen der “Seniorenliga”-Kampagne und einem sehr ähnlich strukturierten Informationsangebot unter der Adresse “dieBlase.de”, bei dem die Dr. Pfleger GmbH ganz offiziell verantwortlich zeichnet.

Die Seniorenliga-Broschüre führt den Leser in drei Schritten zu Spasmex®:

1. Medikamente gehören zur Standardtherapie:

2. Der einzige Wirkstoff, der aufgrund seines Nebenwirkungsprofils bei älteren Menschen geeignet erscheint, ist Trospiumchlorid.

3. Trospiumchlorid ist unter dem Namen Spasmex® erhältlich.

Diese klare Argumentationslinie können sich Zweifler gerne noch einmal von scheinbar unabhängiger Seite bestätigen lassen. Die Seniorenliga empfiehlt hierzu ausgerechnet das Internetangebot “dieBlase.de”.

Kein Wunder. Denn auf ihrer Homepage brüstet sich die Medcom international mit ihrem Auftraggeber (man beachte die ausgefeilte Formulierung):

Der Kardiologe (hört das Gras wachsen)

Eine Unterspezies vom Internisten ist der sogenannte Pumpenarzt. Er umgibt sich mit einer Aura des Unnahbaren, Einzigartigen, wirkt fast schon glamourös, denn in seinem Fachgebiet geht es ja schliesslich um das einzige, das wunderbare Herzilein.

Charaktereigenschaften:
Grundsolide, ehrlich, bizarr (O-Ton bei letzterem), fühlt sich etwas besser als der Rest der Mediziner. Aber erst seit dem Zeitpunkt, als […]