wichtiger Hinweis: Diese Fallbeschreibung soll ein Beispiel der Herangsehensweise und Arbeit in der homöopathischen Praxis darstellen und zum Verständnis
dienen. Nicht jede Behandlung verläuft so, dass eine sofortige Besseruing oder Heilung eintritt. Es gibt auch Fälle, bei der keine homöopathische Therapie oder sonstige verordnete Maßnahmen
helfen konnte. Alle Erkrankungen haben einen individuellen Behandlungsverlauf, der sich nur während einer Behandlung einschätzen lässt. Alle Personen im angegebenen Fall wurden soweit anonymisiert, dass kein Rückschluss auf die wahre Identität geschlossen werden kann.
Die Mutter berichtet: “Meine Tochter weint die ganze Zeit. Sobald sie im Tuch ist, ist sie aber ruhiger. Nachts benutze ich den Ball. Auf dem Ball wird sie schnell ruhig. Im Schlaf ist sie
richtig aggressiv, als ob sie jemanden treten möchte.”
“Sie hat starke Bauchschmerzen- Dabei drückt sie ganz oft, schafft aber immer nur eine kleine Portionen in die Windel, nur einmal am Tag eine große Portion. Ich habe das Gefühl, es ist nur Schaum
und Gurgeln im Bauch. Das Bäuerchen macht sie mit solchen Druck, mehrere hintereinander, das ist so ein Krawall, sie mag es nicht, sie will lieber weiter trinken. Auch ihre Pupse sind so laut.”
“Außerdem trinkt sie hastig, ich muss ihr erst mal den Finger geben, dass sie weiß, es geht gleich los. Sie verschluckt sich richtig, trinkt gierig. Sie will auch nicht hoch genommen werden und
Zwischenbeäuerchen machen. Am Anfang hat sie die Brust angeschrien, sie konnte die Warze nicht im Mund behalten. Sie war wirklich hektisch, weil die Milch nicht gleich gelaufen ist.”
“Immer wenn sie weint, knallt bei ihr etwas in die Windel. Der Stuhlgang ist eher wie Durchfall, trotzdem nimmt die Kleine stark zu 150g /Tag. Während des trinkens höre ich ein Gurgeln in den
Bauch gehen. Seit sie nur aller 3h Trinkt ist es etwas besser, wenn sie sich verschluckt, trinkt sie trotzdem weiter.”
Ich frage nach der Geburt: “Es war eine schwere Geburt. Der Muttermund war innerhalb von zwei Stunden vollständig eröffnet. Der Kopf war gleich tief, aber sie hat sich keinen Millimeter bewegt.
Sie lag 6 Stunden unten, man hat sie schon gesehen. Ich hatte 6 Stunden Presswehen. Der Kopf war dunkel-lila, sie ist stecken geblieben, die Hebamme meinte: das Kind ist zu dick. Sie hatte ihre
Hand vorm Gesicht am linke Ohr. Sie bekam Aconit, weil sie nach der Geburt nichts gemacht hat, sie war blau und gestaut. Die Herztöne waren aber Bombe, das war alles gut. In der 31. Woche hatte
ich vorzeitige Wehen, die Wehen gingen aber nach oben.”
“Sie hat total die Hitze vor allem im Kopfbereich, sie bekommt schnell einen roten Kopf, sie ist nass geschwitzt auf der Seite auf der sie liegt.”
Ich repertorisiere die im Bild oben aufgeführten Symptome. Dabei zeigt sich sofort das Arzneimittel Argentum nitricum. Von diesem Arzneimittel ist bekannt, dass es Kindern helfen kann, die
während der Geburt im Geburtskanal “stecken” geblieben sind.
Den Nitricums bei den homöopathischen Arzneimittel ist gemein, dass es um Enge, Eingeklemmt und als Gegenpol das Staus mit Versuch des Herausdrängens, Explodierens geht.
Hier in diesem Fall zeigen sich vor diese Themen deutlich.
Herausdrücken:
– es versucht zu stuhlen, es kommen aber nur kleine Portionen.
– beim Schreien knallt es in der Hose.
– es stößt laut auf und pupst laut. Das ist für ein Baby eher ungewöhnlich.
Stau:
– das Kind hat einen roten Kopf, (neigt also zu einem Stau im Kopfbereich)
– beim Stuhlgang kommt nur wenig heraus.
– im Bauch gurgelt und schäumt es.
Außerdem gibt es das Thema der Ruhelosigkeit, mit viel Schreien und hektischem Trinken. Da die Kleine aber reichlich zunimmt, ist eine Nahrungsunverträglichkeit eher unwahrscheinlich.
Ich entscheide mich aufgrund der Symptome für Argentum nitricum.
Das Kind erhält einmalig eine C 1000.
Die Mutter schreibt nach 2 Tagen eine Email: “…also hier mein Eindruck. Die Nacht nach der Gabe war die erste ohne Schreien. Der Tag danach war auch besser. Sie muss zwar immer noch oft
drücken, aber die Phasen haben meistens Erfolg und halten kürzer an. Auch die Nacht heute war besser als vorher, aber wieder mit mehr
Schmerzen im Bauch, weil sie auch weinen musste. Heute ist sie
wesentlich entspannter, und schläft manchmal sogar ganz einfach nach
dem Stillen ein. Meistens nach dem Wach werden, drückt sie dann
erfolgreich. Die Mengen sind zwar immer noch klein und sehr schaumig,
aber sie wird es besser los. Also insgesamt sind die blöden schmerzhaften Krämpfe seltener und wenn, dann meistens morgens zwischen 7 und 11.00 Uhr.”
Ich rate der Mutter abzuwarten, da sich der Zustand beginnt zu stabilisieren.
Nach 4 Wochen gibt die Mutter wieder Rückmeldung: Es ist immer noch besser, Sie hat keine Krämpfe mehr gehabt. Sie trinkt viel ruhiger und beim Drücken weint sie nicht mehr.