In Norwalk in Ohio kam es 1968 zu einer heftigen Endemie einer bis dahin unbekannten Form der Gastroenteritis. Das Ereignis war Thema in allen Medien, wurde aber alsbald auch wieder vergessen, weil das Geschehen für einzigartig gehalten wurde.
Nur die Wissenschaft widmete sich unbemerkt von der Öffentlichkeit der Ursachenklärung. 1978 gelang dann die elektronenoptische Darstellung des Virus, der nach seinem Ersterscheinungsortes „Norwalk“ dann „Noro-Virus“ genannt wurde.
Experimente bewiesen, dass die biologischen Nano-Partikel die Endemie von 1968 ausgelöst hatten. Größere Relevanz hatte das eher selten auftretende Virus damals aber noch nicht. Doch das änderte sich im Laufe der folgenden Jahrzehnte…
Wandelbar und ansteckend – der Noro Virus
Im Jahr 2008 (?) hörte ich erstmalig von der Gefährlichkeit des sog. Noro-Virus. Die Virusinfektionen führen zu Magen-Darm-Erkrankungen und sind zudem äußerst ansteckend. Außerdem sind die Erreger sehr wandelbar und daher vom Immunsystem schwer zu bekämpfen. Die Symptome der kurzen aber folgenschweren Erkrankung äußern sich durch Durchfall und Erbrechen über einen Zeitraum von durchschnittlich zwei Tagen. Besonders schwere Verlaufs-Formen sind bei Kindern und älteren Menschen zu verzeichnen. Auch Todesfälle sind bekannt.
Zu den heftigen Ansteckungswellen kam es spätestens seit 2010 immer öfter. Die Bezeichnung „Endemie“ trugen die nun überregional auftretenden Ereignisse nun nicht mehr zu Recht. Zudem wurde die enorme Mutations-Fähigkeit des Erregers öffentlich bekannt. 2013 berichtete die Süddeutsche Zeitung (sueddeutsche.de/gesundheit/norovirus-der-perfekte-erreger-1.1567158), dass ein neuer Noro-Typ entstanden war. Das Virus mit dem Namen „Sydney 2012“ bewegte sich in Richtung Deutschland. Experten sollen angeblich dieser Variante einen „großen Erfolg“ in Sachen Infektion für diesen Winter bestätigen.
Übertragung / Infektion
Die Noro-Viren sind über infizierte Lebensmittel oder Gegenstände übertragbar. Meistens genügt schon ein leichtes Anhusten, wobei die anschließende Inkubationszeit von 10 Stunden bis zu zwei Tagen betragen kann. Der andauernde Flüssigkeitsverlust kann über einen längeren Zeitraum gefährlich werden, sodass auf alle Fälle ein Arzt konsultiert werden muss, der die Patienten am besten zu Hause behandelt, denn die Viren verbreiten sich auch im Wartezimmer.
Ohnehin ist ein Befall durch Noro-Viren meldepflichtig, obwohl die Dunkelziffer hoch geschätzt wird, da nicht immer eine eindeutige Diagnose gestellt werden kann.
Durch die permanente Veränderung und hohe Widerstandsfähigkeit des Erregers konnte bis heute kein wirksames Mittel von der Schulmedizin gegen die Noro-Viren entwickelt werden. Daher ist es schwierig, etwas gegen die schnelle Verbreitung zu unternehmen.
In Krankenhäusern und Pflegeheimen werden die üblichen Hygieneschutzmaßnahmen angewandt, um die Ausbreitung zu verhindern. Separate Toiletten für erkrankte Patienten, regelmäßige Desinfektion aller Kontaktflächen sowie häufiges Händewaschen und Wechseln von Kitteln sind nach neuestem Erkenntnisstand die einzigen Möglichkeiten, die Noro-Viren einzudämmen. Trotz aller Bemühungen sind Infektions-Wellen im institutionellen Rahmen aber kaum zu vermeiden.
Was tun gegen den Noro-Virus?
Was also tun gegen den unsichtbaren virulenten Feind? Das bringt uns wieder zu dem alten Thema: Die Mikrobe ist nichts. Das Millieu ist alles.
Sorgen Sie einfach für ein gesundes und intaktes Darm-Immunsystem!
Kohle gegen den Virus
Ist es aber doch zu Symptomen gekommen, kann der Leidensweg der Patienten durch die Verabreichung von Medizinalkohle verkürzt werden. Die einmalige Einnahme von 10 Gramm Kohlepulver von Dr. Franz Köhler Chemie bewirkt, dass die Viren innerhalb kurzer Zeit – nach Angaben des Herstellers sind es 60 Sekunden – an die Kohle gebunden werden und so den Darm verlassen.
Tja: So einfach kann es sein.
Gründe für die erfolgreiche Verbreitung
Grund für die erfolgreiche Verbreitung dieser Virusart liegt an vielen Faktoren. Zum Einen liegt die minimale Infektionsdosis dieses Virus bei nur 10 bis 100 Viruspartikeln. Bei anderen Virusinfektionen liegt diese Dosis bei Tausenden von Partikeln oder höher. Dazu gesellt sich die Tatsache, dass die Noro-Viren Temperaturschwankungen zwischen -20 bis +60 Grad Celsius überleben können. In diesem Temperaturbereich können sie fast 2 Wochen überleben. Diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass das Noro-Virus sich weltweit hat verbreiten können.
Eine weitere Eigenschaft garantiert diesem Virus sein Überleben. Dies ist die äußerst variable Genomsequenz (das gesamte Erbgut) des Virus, welches auf einer einsträngigen RNA untergebracht ist. Die RNA ist vereinfacht beschrieben eine DNA, die außerhalb des Zellkerns vorkommt. Der Aufbau von DNA und RNA sehr ähnlich. Beide Formen werden von 4 unterschiedlichen Basen aufgebaut. Unterschiede bestehen darin, dass die DNA doppelsträngig vorliegt, die RNA für die meisten biologischen Funktionen nur einen Strang hat. Ein weiterer Unterschied liegt in den Basen: Die DNA ist aus Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin aufgebaut. Die RNA dagegen hat das Thymin gegen Uracil ausgetauscht. Ansonsten kommen ebenfalls Adenin, Guanin und Cytosin in der RNA vor.
Aufgrund der geringen Länge des Strangs und der Tatsache, dass es sich nicht um einen Doppelstrang handelt, kann die genetische Information schnell verändert werden. Diese Veränderungen sind Grund für die Existenz einer Reihe von Subtypen und Varianten des Noro-Virus. Die Veränderungen des Genoms der Viren wird über Antigenshift und Antigendrift erzeugt. Antigenshift ist der Austausch genetischer Informationen zwischen verschiedenen Virusarten oder auch deren Subtypen. Heute vermutet man, dass diese Art des „Shiftens“ kein zufälliger Prozess, sondern ein gezielter viraler Mechanismus ist, der signifikant zu seinem Überleben beiträgt. Die Antigendrift dagegen ist ein eher zufälliger Prozess, bei der es durch zufällige Veränderungen an einzelnen Stellen in der Gensequenz (Punktmutationen) zu neuen Varianten kommt. Diese Punktmutationen sind nicht immer erfolgreich, sondern erzeugen auch Varianten, die nicht lebensfähig sind. Es dauert also dementsprechend länger, durch Punktmutationen ein neues lebensfähiges Virus zu erhalten.
Immunisierung die wenig nützt
Eine Infektion bewirkt beim Betroffenen eine Immunisierung, die ihm/ihr häufig wenig nützt. Denn bei der Fülle an Subtypen ist es theoretisch möglich, sich bei jeder Gelegenheit aufs Neue an anderen Subtypen zu infizieren. Und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Noro-Viren von vor 3 Jahren sich so eindeutig von der „Sydney 2012“-Variante unterscheiden, dass die alte Immunisierung praktisch bedeutungslos sein wird. Dies ist auch mit ein Grund, warum eine Impfung nicht greift. Denn man müsste gegen alle bekannten Subtypen impfen, was die Impfung zur Qual der Impfwilligen werden ließe. Und selbst dann gäbe es keine Garantie für einen infektionsfreien Verlauf. Denn die sich erst entwickelnden Varianten kann man nicht durch eine Impfung bekämpfen. So gibt es in Europa und den USA „mit akribischer Regelmäßigkeit“ alle 2 Jahre eine neue Variante des Noro-Virus.
Sydney 2012
„Sydney 2012“ – wie der Name es schon verrät ist diese Variante erstmalig in Australien beobachtet worden. Aber laut Robert-Koch-Institut soll es schon die ersten Fälle in Deutschland geben. Wenn Sie selbst davon betroffen sind, dann gibt es zwar keine Therapie, aber die Infektion ist nach wenigen Tagen ausgestanden.
Allerdings scheidet man für die nächsten ca. 14 Tage noch Viren aus, obwohl die Symptome der Infektion verschwunden sind. Auch hier besteht dann immer noch eine Ansteckungsgefahr für z. B. Familienmitglieder, wenn hygienische Vorsichtsmaßnahmen nicht beachtet werden. Bereits Genesene sollten die Öffentlichkeit noch mindestens 2 Tage strikt meiden, um ihre Mitmenschen nicht zu gefährden. Dies gilt im besonderen Maße, wenn es sich um Schul- und KITA-Kinder oder um Personal aus dem Gesundheitsbereich handelt.
Wenn es einen „erwischt“ hat
Das mit der Kohle hatte ich weiter oben bereits erwähnt. Während der Erkrankung ist es außerordentlich wichtig, dass der durch das Erbrechen und den Durchfall bedingte Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlust durch reichliches Trinken ausgeglichen werden. Für Kleinkinder und alte Menschen kann dieser Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlust verhängnisvoll enden.
Da wäre unter Umständen eine Einweisung ins Krankenhaus notwendig, um über Infusionen die erwähnten Verluste zu kompensieren. Immer öfter kommt es vor, dass regionale Poly-Kliniken mit dem Ansturm der Noro-Virus-Patienten an den Rand der Auslastung gedrängt werden.
Darauf wies die Neue Westfälische im Dezember 2017 hin, die über den Ausbruch des Brechdurchfalls im Kreis Paderborn berichtete (http://www.nw.de/lokal/kreis_paderborn/paderborn/paderborn/22005680_Noroviren-in-Paderborn-auf-dem-Vormarsch.html).
Allein die Zahl der offiziell gemeldeten Erkrankten belief sich schon auf 171. Die Süddeutsche Zeitung gab bereits 2016 eine Warnmeldung des Robert-Koch-Institutes heraus. Nach den Verlautbarungen der Wissenschaftler begann die Noro-Saison in dem Jahr schon im November. Verglichen mit den letzten Jahren nähert sich die Zahl der Erkrankten bald einer Verdopplung, wenn der Trend anhält (http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/infektionskrankheit-norovirus-saison-startet-frueh-und-ungewoehnlich-heftig-1.3301706).
Vorbeugung: Waschen mit Seife, Handtücher usw.
Ergänzend möchte ich hier dazu fügen, dass haushaltsübliche Seifen keinen nachhaltigen Eindruck auf die Noro-Viren machen. Seifenstücke sind geradezu der ideale Übertragungsweg und daher grundsätzlich gar nicht zu verwenden. Und Händewaschen nützt sowieso nichts, wenn man anschließend Gemeinschaftshandtücher benutzt. Also verwenden Sie nur noch Einmaltücher aus Papier. Dabei entfällt auch das Waschen der Handtücher, das wiederum Infektionswege eröffnet. Die gesamte Wäsche sollte ohnehin bei mindestens 60° C behandelt werden.
Die Viren waren gegen frühere Desinfektionsmittel anscheinend resistent. Die heutigen Standard-Desinfektionsmittel sind in ihrer Zusammensetzung jedoch auf die Wirkung gegen die Noro-Viren eingestellt. Daher töten auch entsprechende Mittel aus der Drogerie die Viren ab.
Datum: Dieser Beitrag wurde erstmalig im Februar 2010 erstellt und am 19. Dezember 2017 aktualisiert.
Dieser Beitrag Der Aufstieg der Noro-Viren wurde erstmalig von Heilpraktiker René Gräber auf NaturHeilt.com Blog veröffentlicht.