“Lagerungsschwindel” (auch “BPPV”) ist kein krimineller Tatbestand, sondern ein eher medizinisches Problem. “BPPV” ist das Akronym für „benign paroxysmal position vertigo“. Auf deutsch: gutartiger, anfallsartiger Lagerungsschwindel.
Er tritt plötzlich (anfallartig) auf, wenn die betroffene Person aufsteht oder den Kopf dreht. Auch Umlagerungen im Bett können zu Schwindel führen. Ca. 2 Prozent der Menschen leiden unter BPPV, entweder episodenartig oder längerfristig. Männer sind weniger betroffen als Frauen: Auf 1 Mann mit BPPV kommen 2 Frauen.
Der Grund für das Auftreten eines BPPVs sind Veränderungen im Gleichgewichtsorgan im Innenohr. Diese Veränderungen stellen häufig die Ursache von Schwindel dar, der oft auch Symptom einer anderen zugrunde liegenden Krankheit sein kann. Von daher gilt es, Schwindelepisoden gründlich abklären zu lassen, um andere, weit ernsthaftere Erkrankungen auszuschließen.
Die Ursachen für BPPV sind dagegen „gutartig“, wie es das Akronym schon benennt. Hier können Ablagerungen in der Flüssigkeit eine Rolle spielen, die in den Bogengängen das Gleichgewichtsgefühl beeinflussen. Das Schwindelgefühl zeigt sich nur kurzzeitig, weniger als eine Minute.
Die Lösung des Problems
Medikamente spielen bei der Lösung des Problems keine Rolle. Sie können bestenfalls die Symptomatik wie Übelkeit beeinflussen. Operative Eingriffe sind Extremmaßnahmen, um Herr des Problems zu werden. Wenn jedoch die eben erwähnten Ablagerungen Ursache des Schwindels sind, dann kann durch das so genannte Epley-Manöver einfach, schnell und nebenwirkungsfrei behandelt werden.
Durch das Manöver werden diese Ablagerungen aus den Bogengängen in unempfindlichere Bereiche des Ohrs verschoben. Die Behandlung dauert ca. 15 Minuten, in der der Patient in verschiedene definierte Positionen umgelagert wird. Darüber hinaus wird diese Maßnahme durch andere Maßnahmen ergänzt, wie Stellungsveränderungen beim Schlafen und das Vermeiden bestimmter Kopfbewegungen.
Wie gut ist das Epley-Manöver?
Die Cochrane Collaboration ist ein internationales Forschungsnetzwerk, das häufig vorausgegange Studien nachanlysiert und auswertet. So wurden auch Studien zum Epley-Manöver untersucht. In der Regel handelte es sich hier um Studien, die den wissenschaftlichen Kriterien für aussagekräftige Ergebnisse entsprachen: Sie waren also doppelblind, randomisiert und Plazebo kontrolliert. Die Probanden bzw. Patienten mussten an einem gesichert diagnostizierten, einfachen BPPV leiden.
Das Studiendesign musste so gestaltet sein, dass das Epley-Manöver mit einer Scheinbehandlung, mit gar keiner Behandlung oder mit einer anderen Behandlung verglichen wurde.
Verglichen wurden 5 Studien mit fast 3000 Probanden. Allerdings gab es keine Studie, die das Epley-Manöver mit einer anderen Behandlung verglich. Eine Studie verglich es mit keiner Behandlung und 4 Studien hatten eine Plazebobehandlung zum Vergleich.
Diese 5 Studien konnten zeigen, dass die Anwendung von Epley-Manövern hilfreich war. Denn in nur einer bis vier Wochen nach Behandlungsbeginn zeigten nur 32 Prozent der Probanden BPPV-Beschwerden. Die Gruppen mit Plazebobehandlung bzw. ohne Behandlung hatten zum gleichen Zeitpunkt immer noch 73 Prozent der Probanden mit Beschwerden. Das subjektive Empfinden der Probanden zeigte ein sehr ähnliches Bild. Die meisten Probanden beurteilten die Epley-Manöver als hilfreich.
Die Nebenwirkungsrate bei allen Studien für die Ziel-Anwendung war praktisch Null. Nur in vereinzelten Fällen konnten aufgrund von Problemen der Halswirbelsäule die Bewegungen nicht vertragen werden.
Leider ging aus den gesichteten Studien nicht hervor, wie die Langzeiteffekte aussehen. Aber es ist jederzeit möglich, die Manöver zu wiederholen. Da die Behandlungen nur kurze Zeit in Anspruch nehmen und auch nicht von besonders geschultem Spezialpersonal durchgeführt werden müssen, sind die Epley-Manöver eine empfehlenswerte Alternative bei der Behandlung von BPPV.