Der Kiez – ein heisses Pflaster

Mein letzter Nachtdienst an einem Freitag hatte einiges an Skurilitäten zu bieten. Der Alkoholkonsum scheint hier am Wochenende den des typischen Rheinländers schon ein wenig zu übertreffen,
zumindest bei den Kiezgängern. Das das Pflaster dort zuweilen auch etwas rauer ist, zeigen die Platzwunden (und leider auch ICB-Bilanz) derselben Nacht. Während dies ja eher gewöhnliche
Vorstellungsgründe sind, empfand ich den folgenden als ein Novum.

 

Ein 20-jähriger wird von einem Türsteher (dachte, die sind FÜR die Sicherheit vor Ort verantwortlich) aus recht banalem Anlass am Hals von einem Stuhl gezogen und unter konstantem Druck auf
diesen aus dem Etablissement gezogen. Nach mehreren Sekunden wird der Patient bewusstlos für ca. 1 Minute, es wird ein RTW bestellt, und der Patient landet bei uns.

 

Hier das RTW-Protokoll

Bei Geschichten wie dieser stellt man sich als Notaufnahmearzt ja immer dieselbe Frage:

Wie viel von der Story stimmt und wieviel ist einfach Gequatsche eines Besoffenen?

 

Daher folgt zunächst einnmal die Inaugenscheinnahme des Patienten:

 

 

OK, das sieht wohl ganz glaubwürdig aus…

 

Was ist nun unsere Herangehensweise und was befürchten wir als Komplikationen?

Zunächst einmal ABCD-Schema:

 

Patient sitzt und spricht nicht-dyspnoeisch mit uns: A und B zunächst einmal sicher, C: kräftige seitengleiche Pulse bds., leicht tachykard um 110/min (verständlich bei der Story), D:
Neurocheck-Up ohne relevante Befunde.

 

Wie nun weiter? Einmal HNO-Vorstellung und Laryngoskopie (die keine Auffälligkeiten erbrachte) und dann?

 

In Anbetracht des medikolegalen Backgrounds (Pat hatte bereits Anzeige erstattet) haben wir uns zur Untermauerung des Befundes und zum Ausschluss von Verletzungen von Larynx/Trachea und zum
Ausschluss einer Gefässdissektion trotz der hohen Strahlenexposition für ein CT-Hals mit KM entschieden, welches glücklicherweise keine Hinweise hierauf erbrachte…

 

Anmerkungen?

 

100 Likes bei Facebook – Bitte um Anmerkungen

Nachdem das Konzept von mir ja nun ein wenig auf den Kopf gestellt wurde hier noch einmal die Bitte um Anmerkungen, Kritik und mehr. Was gefällt gut, was weniger?

 

Mit mittlerweile 100 Facebook Likes ist nofame4u ja nun schon ganz schön populär geworden, ich hoffe ihr bleibt alle dabei. Weiter würde ich mich auch über Leute freuen, die an diesem Projekt
mitarbeiten und das Ganze weiterbringen, also bitte sprecht mich einfach an…

Fiese Verletzung nach Mopedcrash

Das Mopedfahren nicht so ohne ist durfte ich kürzlich auch am eigenen Leib erfahren, bis auf einen kleinen Bänderriss und ein paar auf dem Asphalt verlorene Hautzellen ist das Ganze bei mir
jedoch recht glimpflich abgelaufen.

 

Bei diesem Beispiel eines 21-jährigen Mopedfahrers sieht das Ganze etwas anders aus. Zwar ist auch diese Sache gut ausgegangen, trotzdem zeigt das CT Abdomen hier etwas ungleich Gefährlicheres –
was?

Durch ein stumpfes Trauma im unteren Thoraxbereich kann es zu einer Milzruptur kommen…

 

Richtige Diagnose lupo!

Kleine Ursache- grosse Wirkung

39-jährige Frau, bei Musikfestival gewesen, viel Bier, viel Zigaretten, anschliessend beim Shisharauchen plötzliche rechtsthorakale Brustschmerzen und moderate Dyspnoe. Dort verblieben, übers
Wochenende keine relevante Verbesserung trotz extensiver NSAR-Einnahme. Leichter trockener Reizhusten.

 

Richtig, die klassische Story eines….

grossen Spontanpneumothorax

In der Folge der Anlage der Thoraxdrainage rechts kam mal wieder die Diskussion auf ob die Drainage nicht ideal läge. Es wurde diskutiert, dass bei einem Pneu eine Position in der Lungenspitze
anzustreben sei. In einem interessanten Blogartikel zum Thema Thoraxdrainage (primär bei Trauma, trotzdem auch einige allgemeinere Aussagen enthaltend) von echten Traumaexperten findet sich
allerdings auch folgende Meinung, die ich gut nachvollziehen kann:

 

http://regionstraumapro.com/post/8085264727

 

Die zentrale Aussage:

  1. Sobald die Drainage aus der Hand gegeben wird ist es unmöglich die weitere Richtung zu beeinflussen
  2. Dies ist auch egal, da der Sog alles und überall erfasst (es sei denn es handelt sich um Adhäsionen, oder der Inhalt passt nicht durchs Rohr
  3. Das alte Dogma des Untertunnelns ist ebenfalls nichtig, da fast jeder genügend subcutanes Fett zum Tunnelverschluss hat

 

Unglücklich gefallen…

65-jähriger Patient, vor 2 h bei der Gartenarbeit auf nassen Fliesen ausgerutscht und Sturz auf die laterale Seite des rechten Oberschenkels/ Hüfte. Seitdem dort lokalisiert starke Schmerzen, vor
allem bei Hüft, geringer auch bei Kniebeugung, leichte Schwellung, Prellmarke, keine oberflächlichen Verletzungen.

Vorerkrankungen: Carotisstenose, aHTN

Vormedikation: ASS 100, Delix 5 mg x2/d

Um welche Verletzung handelt es sich?

geschlossene Femurschaftfraktur (spiral/schräg)

 

Welche Dinge sollten bei der körperlichen Untersuchung weiter beachtet werden?

DMS: Durchblutung, Motorik, Sensorik

D: Verletungen der A. femoris (eher selten, meist bei distalerer Farktur), Vorsicht: Patient unter Thrombozytenaggregationshemmung!

M: Verletzungen des N. ischiadicus (selten, mächtigster Nerv des menschlichen Körpers)

Vitalparameter: Schockgefahr, erhebliche Blutverluste bei A. femoris Verletzung möglich

Ligamentäre Instabilität Knie

 

Welches sind die gefährlichsten Komplikationen?

Schock, Fettembolie, im Verlauf Thrombose und Lungenembolie

 

Was sollte der Notfallmediziner bezüglich der operativen Therapie wissen?

Standardtherapie Marknagel +/- Verriegelungsschrauben, bei Trümmerfraktur auch Fixateur extern, Thromboseprophylaxe nicht vergessen

 

Quiz: Symptomatische Augenmuskelparese

Eine 62-jährige Patientin präsentiert sich mit linksseits betontem, relativ akut aufgetretenem Kopfschmerz und Doppelbildern. Der klinische Untersuchungsbefund zeigt das folgende Bild:

ohne passive Lidöffnung
ohne passive Lidöffnung
nach passiver Lidöffnung
nach passiver Lidöffnung

1.) Um welche Augenmuskellähmung handelt es sich?

2.) Welcher Hirnnerv ist betroffen?

3.) An welche akute lebensbedrohliche Ursache muss gedacht werden und wo ist diese intracerebral lokalisiert?

 

 

Wie im Kommentar richtig erwähnt handelte es sich bei dem beschriebenen Beispiel um ein communicans posterior-Aneurysma. Im oben dargestellten Bild sind die Arterien des circulus arteriosus
Willisii türkis angefärbt, im grün umringten bereich sieht man die anatomische Nähe zwischen der A. communicans posterior und dem N. oculomotorius III.

 

 

Neuer Style, konzeptuelle Änderungen

Liebe nofame4u-Konsumenten, lange gab es keine neuen Blogeinträge und mancheiner mag schon gedacht haben, dass die Seite dem Ende entgegen geht. Ursächlich für diese kurzzeitige
Zustandsverschlechterung ist mein persönlicher Umzug nach Hamburg und schlicht und ergreifend Zeitmangel hierdurch bedingt. In den folgenden Tagen werde ich die Seite weiter verschlanken und
versuchen neue Leute für die Seite zu gewinnen um das Ganze etwas breiter auf mehrere Schultern zu verteilen, ich hoffe es klappt und ihr bleibt treu…